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Ausgabe Herbst - 2005 - Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

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44<br />

Physiotherapie<br />

Durchführung mit der Metallkugel zu schwer, ist es<br />

möglich mit einer Glasmurmel zu arbeiten.<br />

Ebenso zur Bronchialreinigung dient das RC-CORNET<br />

(Abb. 3). Im Aufbau unterteilt in ein Spezialmundstück,<br />

einem daran befestigten Ventilschlauch, einer gebogenen<br />

Röhre und einem Schalldämpfer am Ende. Auch<br />

dieses Hilfsmittel kommt nur während der Ausatemphase<br />

zum Einsatz. Im Ruhezustand liegt der Ventilschlauch<br />

entspannt in der Kunststoffröhre. Nach der<br />

Einatmung durch die Nase schlägt der Schlauch während<br />

der Ausatmung im Inneren gegen die Wände der<br />

Röhre. Die Luft entweicht, es entstehen positive Druckschwankungen,<br />

die ebenfalls zur Lockerung und Verflüssigung<br />

des Bronchialschleimes führen. Daneben<br />

wird ein Bronchialkollaps vermieden. Die Übertragung<br />

der Schwingungen ist auch hier deutlich im gesamten<br />

Brustkorb spürbar.<br />

Zusätzlich wird ein Spezialnasenstück angeboten, das<br />

wechselweise mit dem Mundstück (Abb. 4) eingesetzt<br />

werden kann. Durch seinen Gebrauch löst sich<br />

Nasensekret, die Belüftung von Nasennebenhöhlen/<br />

Mittelohr wird begünstigt und Husten bei herunterlaufendem<br />

Sekret verhindert. Das RC-CORNET kann<br />

sowohl im Sitzen und Liegen als auch im Stehen<br />

benutzt werden. Sekretansammlungen in den Bronchien<br />

werden durch diese physikalischen Therapieprinzipien<br />

vermieden. Eingeatmeten Bakterien wird somit der<br />

Nährboden entzogen.<br />

Abb. 3: RC-CORNET Abb. 4: Mundstück<br />

Ein ebenfalls wichtiger Behandlungsansatz zur Schleimlösung<br />

im nichtmedikamentösen Sektor ist körperliche<br />

Betätigung.<br />

Ohne auch nur die geringste Bewegung fehlt das<br />

Bedürfnis, die Atmung zu vertiefen. Eine flache Atmung<br />

jedoch lässt das meist festsitzende Sekret im Inneren<br />

der Bronchien vor sich hin brodeln. Durch sogenannte<br />

„Bronchialkaliberschwankungen“, die u.a. durch<br />

Bewegung gefördert werden, kommt es zur verstärkten<br />

Bronchialreinigung.<br />

Sobald der Patient sich bewegt, und sei es nur in minimaler<br />

Form, werden die Bronchien in ihrer Eigenaktivität<br />

unterstützt. Dadurch das Sekret leichter gelokkert,<br />

mittels der Flimmerhärchen nach oben transpor-<br />

tiert, mit ein bis zwei Hustenstößen entfernt und der<br />

Atemwegsdurchmesser vergrössert. Was die Atmung<br />

letztendlich erleichtert.<br />

Die meisten Krankheitsbilder der Lunge wirken sich<br />

ebenso auf andere Organe aus. Häufig sind das Herz-<br />

Kreislaufsystem und die Muskulatur betroffen. Atemnot,<br />

Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie<br />

Schwäche der Arm- und Beinmuskulatur sind mehrfach<br />

beschriebene Symptome. Viele Patienten vermeiden<br />

deshalb jegliche Form der Anstrengung. Dadurch entsteht<br />

ein Teufelskreis, mit der Folge Bewegungsmangel<br />

und Sekretstau in den grossen und kleinen Bronchien.<br />

Ist es erst einmal soweit, kommt es zu erheblichem<br />

Leistungsabfall und der quälenden Motivation sich<br />

überhaupt zu bewegen. Körperliche Schonung ist nur in<br />

den seltensten Fällen und nach Absprache mit dem Arzt<br />

erforderlich. Zu diesem Zeitpunkt ist ein guter Einstieg in<br />

eine ambulante Lungensportgruppe gewährleistet. Dort<br />

treffen Betroffene auf Gleichgesinnte und können sich<br />

austauschen. Unter ständiger Kontrolle eines eigens<br />

ausgebildeten Übungsleiters und eines Arztes wird ein<br />

individuell angepasstes „Trainingsprogramm“ ausgeführt.<br />

Lungensport ist dann wirklich sinnvoll, wenn er in das<br />

tägliche Leben miteingebunden wird. Erst unter<br />

Anleitung und Kontrolle in einer Gruppe, später regelmässig<br />

und selbstständig ausgeführt, spürt der Patient<br />

deutliche Erleichterung bei körperlich anstrengenden<br />

Tätigkeiten im Alltag.<br />

Mit diesem Training kann weder die Lunge verjüngt<br />

noch die Lungenfunktion in erheblichem Masse gesteigert<br />

werden, dafür umso mehr die körperliche<br />

Leistungsfähigkeit! Muskeln werden gestärkt und mit<br />

ihnen die Motivation zum Bewegen.<br />

Autorin:<br />

Sabine Jäger<br />

Physiotherapeutin<br />

Kinderspital Zürich,<br />

ehemals Hochgebirgsklinik<br />

Davos-Wolfgang<br />

Bergstr. 55/403<br />

CH-8032 Zürich

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