Ausgabe Herbst - 2005 - Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.
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<strong>Herbst</strong> und Winter – die Zeit<br />
für Exazerbationen bei COPD<br />
Exazerbationen (Verschlechterungen) sind nicht immer<br />
zu vermeiden. Entscheidend bei Verschlechterungen ist<br />
jedoch, diese frühzeitig zu erkennen und konsequent<br />
und korrekt gegenzusteuern, um Schlimmeres zu<br />
verhindern. Unsere Bad Reichenhaller Patienten haben<br />
gezeigt, dass notfallmäßige Arztkontakte vermieden<br />
werden können, wenn sie eigenverantwortlich möglichst<br />
frühzeitig reagieren.<br />
Eine Patientenschulung für COPD-Patienten kann die<br />
Voraussetzung dafür liefern, dieses Selbstmanagement<br />
erfolgreich umzusetzen in enger Abstimmung<br />
mit dem betreuenden Arzt, der einen Aktionsplan und<br />
die entsprechenden Medikamente zur Umsetzung<br />
beisteuert.<br />
Wie vermeidet man eine Exazerbation?<br />
Exazerbationen vermeiden und behandeln ist eines der<br />
wesentlichen Ziele einer optimalen COPD-Behandlung.<br />
Häufige Exazerbationen verschlimmern den Krankheitsverlauf<br />
nachhaltig, und während einer Exazerbation ist<br />
der COPD-Patient wegen zunehmender Atemnot<br />
gefährdet. Er benötigt oftmals notfallmäßig ärztliche<br />
Hilfe und unter Umständen sogar intensivmedizinische<br />
Behandlung.<br />
Was ist die Ursache solcher Exazerbationen? In der<br />
Mehrzahl der Fälle sind dies Infekte; eine sogenannte<br />
„Erkältung“ trifft in Mitteleuropa jeden durchschnittlich<br />
ein- bis zweimal pro Jahr. Aus dem Virusinfekt entwickelt<br />
sich oft eine eitrige (= bakterielle) Bronchitis.<br />
Diese ist gekennzeichnet durch gelb-grün verfärbten<br />
Auswurf; sie kann auch ohne vorangegangenen<br />
Virusinfekt unvermittelt durch bakterielle Infektion des<br />
Schleims entstehen. In bis zu einem Drittel der Fälle<br />
bleibt die Ursache der Exazerbation jedoch unbekannt.<br />
Eine Verschlechterung wird umso schwerer verlaufen,<br />
je schlechter die Ausgangssituation des Patienten ist.<br />
Deshalb stellt eine regelmäßige medikamentöse<br />
Basistherapie mit langwirksamen inhalativen<br />
Betamimetika und Anticholinergika zur optimalen<br />
Bronchienerweiterung, eventuell inhalative Steroide,<br />
kombiniert mit einer regelmäßigen Physiotherapie<br />
(z.B. Inhalationen, s.u.) bereits einen wichtigen Schutz<br />
dar. Die Infekthäufigkeit kann man reduzieren, indem<br />
man das Ansteckungsrisiko senkt: Meiden von<br />
Menschenansammlungen in Zeiten von „Grippewellen“,<br />
Vermeiden von Händeschütteln bzw. häufiges<br />
Händewaschen, da über die Hände viele Krankheitserreger<br />
in das Gesicht und damit an die Schleimhäute<br />
gebracht werden.<br />
Sinnvoll ist es darüber hinaus, die körpereigene<br />
Ihr Arzt informiert Luftpost<br />
Abwehr zu steigern, um Infektionen gegenüber nicht so<br />
anfällig zu sein:<br />
● Schutzimpfungen (z.B. Grippeschutzimpfung<br />
alljährlich im <strong>Herbst</strong>!)<br />
● regelmäßig Sport und Bewegung<br />
● gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse<br />
● Kneipp’sche Anwendungen/Sauna<br />
● gesundes Raumklima (im Winter nicht zu trocken!)<br />
● vernünftige, den Temperaturen angepasste Kleidung<br />
● Stressvermeidung und Stressbewältigung.<br />
Auch eine optimale Bronchusdrainage,<br />
also das weitgehende<br />
Freihalten der Bronchien von<br />
Schleim, ist ein wichtiger Ansatzpunkt<br />
für eine geringere Anfälligkeit<br />
gegenüber eitrigen Exazerbationen.<br />
Der Schleim kann nicht nur die<br />
Atmung behindern, er stellt auch<br />
Eitrige<br />
einen Nährboden für Bakterien dar. Exazerbation<br />
Ist der Schleim schon eitrig, also<br />
gelb/grün verfärbt, so fördert er weiter die Entzündung<br />
und die Verengung der Bronchien.<br />
Der Schleim sollte also möglichst vollständig abgehustet<br />
werden. Damit er sich leicht abhusten lässt, sollte er<br />
nicht sehr zäh sein. Folgende Punkte sollten daher<br />
beachtet werden:<br />
● ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens zwei<br />
Liter/Tag, gerade auch in der trockenen Winterluft)<br />
● Inhalationen über einen Düsen- oder<br />
Ultraschallvernebler, z.B. mit zweiprozentiger<br />
Salzlösung<br />
● Schleimlösende Medikamente, wie N-Acetylcystein,<br />
Ambroxol oder Cineol<br />
● Physiotherapie, z.B. Abklopfen oder mit technischen<br />
Hilfsmitteln wie „Flutter“ oder „RC-Cornet“<br />
● Körperliche Bewegung, tiefes Durchatmen.<br />
Wie erkennt man eine beginnende Exazerbation?<br />
Der Patient muss lernen, Verschlechterungen frühzeitig<br />
zu erkennen; je früher und konsequenter man der<br />
Verschlechterung gegensteuert, umso leichter und<br />
kürzer wird die Verschlechterung verlaufen. Der Patient<br />
muss dazu auf die Symptome der COPD achten:<br />
der Husten wird meist als unangenehm registriert und<br />
auch dem Arzt berichtet, vor allem wenn Häufigkeit<br />
und Intensität zunehmen. Eine Ausnahme ist oft das<br />
morgendliche Abhusten des Schleims beim Raucher,<br />
was als „Raucherhusten“ bagatellisiert wird, und noch<br />
nicht als Symptom einer chronischen Bronchitis erkannt<br />
wird. Der Husten ist wichtig zum Freihalten der<br />
Bronchien von Schleim und darf – solange er produktiv<br />
ist und Schleim fördert – nicht unterdrückt werden.<br />
der Auswurf muss bezüglich Menge, Farbe und<br />
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