r a u m w i s s e n 0 2 .11 t o p o i
r a u m w i s s e n 0 2 .11 t o p o i
r a u m w i s s e n 0 2 .11 t o p o i
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
52<br />
im porträt<br />
der weg der<br />
spolien in den<br />
petersdom<br />
Es ist eine viel bemühte Weisheit, dass Rom nicht an einem Tag erbaut wurde. Tatsache ist auch,<br />
dass in Rom zu allen Zeiten sehr viel gebaut wurde. 1506 war der Grundstein für eines der größten<br />
Bauvorhaben der Renaissance gelegt worden, 1626 wurde die Basilica di San Pietro in Vaticano<br />
geweiht.<br />
Woher kamen die Unmengen an Baumaterial, die für das Mammutunternehmen benötigt wurden?<br />
»Sankt Peter ist sicher die am besten dokumentierte Baustelle der Renaissance«, freut sich<br />
Bernhard Fritsch, der einer besonderen Art von Baumaterial auf der Spur ist. Im Archiv von Sankt<br />
Peter findet der Archäologe bestenfalls nicht nur die Lieferdaten des Materials, sondern auch<br />
seinen jeweiligen Ursprung – in diesem Falle antike Bauwerke, Reste, Ruinen oder Monumente.<br />
Bislang interessierte man sich lediglich dafür, wie und warum das antike Material verwendet wurde.<br />
Fritsch geht es in seiner Dissertation darüber hinaus um die Verbindungen zwischen der Demontage<br />
antiker Gebäude und der Konstruktion nachantiker Bauvorhaben. Welcher Art waren die<br />
Gebäude, die als Steinbruch für Sankt Peter dienten? In Form einer Fallstudie folgt Fritsch dem<br />
Weg der Spolien in den Petersdom.<br />
Spolien (lat.: Beute, Raub) sind Bauteile, Überreste von Gebäuden, Friesen, Säulen oder Kapitellen,<br />
die von einer alten Zeit in eine neuere verfrachtet werden. Mit Spolien kann man eine Tradition<br />
übertragen, man kann sie wie Reliquien benutzen, als Herrschaftsgeste einsetzen oder Kunstsinn<br />
und Reichtum beweisen wollen.<br />
»Manchmal sind Spolien aber auch einfach nur Baumaterial«, sagt Fritsch. »In Sankt Peter finden<br />
wir zum Beispiel wenige Anzeichen für eine absichtsvolle Spoliierung.«