WA Herrmann, Neue Strafanstalt am Hötzeii-öee bei Berlin. 344Nachcleni der Bauinspcctor C. Hesse inzwischen zumRegieruDgs - und Baurath befordert und als solcher nachKönigsberg versetzt worden war, wurde die sachgemäfseAusführung der umfangreichen, eine besondere Fachkenntnifsorfordernden Baulichkeiten in die Hände einer zweiten<strong>Sp</strong>ecial-Commission gelegt, welche aus dem damaligen Stadtgerichts-Direet or Delius, dem Strafanstalts-Dirigenten y. Heldzu <strong>Sp</strong>andau und dem Bauinspector <strong>Sp</strong>iokcr bestand. Fürdie räumliche Anordnung der wesentlichsten Gebäude wurdendemnächst in der Abthcilung für das <strong>Bauwesen</strong> des Ministeriumsfür Handel, Gewerbe und öfentliche Arbeitennuter IVIitwirkung dos damaligen Referenten im Justiz-Ministerium,des inzwischen Ycrstorbenen Geheimen Ober-JustizrathsDeneke, durch Anfertigung skizzirter Baupläne dieerforderlichen Dircctivcn ertheilt, welche der spcciellen Bearbeitungund Veranschlagung des Projects zum Anhaltedienten. Unter der Leitung dieser !:weiten <strong>Sp</strong>ecial-Commissionkamen bis zum Jahre 1873 die Bauten der ersten beidenGefangenhäuscr, des Verwaltungsgebäudes, der beidenKüchengebäude, ferner des Krankenhauses, des Maschinengebäudesnebst der Gasanstalt und einiger Beamtcnwohuungenzur Yollständigen Ausführung.Vom Jahre 1873 ab, zu welcher Zeit der Bauinspector<strong>Sp</strong>ieker als Regierungs- und Baurath nach Potsdam versetztwurde und der Strafanstalts-Director v. Held eine anderweiteamtliche Stellung erhalten hatte, mufste die Weiterführungder iu Rede stehenden Anlagen einer dritten gemischtenCommission anTertraut werden, welche aus deminzwischen zum Vorsteher der vollendeten und belegten erstenbeiden Gefangenhäuser ernannten Dircctor Wirth, dem früherenStadtgerichts - Director, jetzigen Ober - TribunalsrathDelius und dem Bauinspector Lorenz bestand. Der vorbenanntenletzten Commission war die endliche Vollendung desganzen Etablissements nach Maafsgabe der aufgestellten unddurch die technischen Revisions - Instanzen approbirten Bauplänebis zum gegenwärtigen Zeitpunkte vorbehalten, wobeizugleich der einflursreichen IVIitwirkung des derzeitigen Referentenim Justiz-Ministerium, Geheimen Ober-JustizrathsStarke, noch rühmlichst zu gedeukeu ist.Im Laufe der Zeit ist der von Anfang an leitende bedanke,dafs die Anstalt sowohl Räume für Einzelhaft, wie fürGemeinsehaftshaft enthalten solle, nicht aufgegeben worden.Nur insofern hat man eine Aenderung für nothwendig erachtet,als die Zahl der Einzelzellcu gegen den ursprünglichenPlan späterhin erweitert wurde. Deragemäfs sind die beidenzuletzt ausgeführten <strong>Sp</strong>ecial-Gefängnisse auaschlielslich mitEinzelzellen versehen worden.Was die Gefängnifsräunio für Gemeinschaftshaft anlangt,so wurde es für unerläfslich gehalten, wenigstens für dieNachtzeit die Gefangenen zu isoliren. Zu diesem Zweckewurden in den grofsen ursprünglich zu Arbeitssälen bestimmtenRäumen der ersten beiden Gefängnisse Isolirschlafzelleu,wie solche in Belgien, Holland und in anderen Ländern seitlängerer Zeit üblich sind, eingerichtet und dagegen Arboitsräumein besonderen auf den Höfen erbauten Arbeitsbarackengeschaffen.Unerwähnt darf hier nicht bleiben, dafs auf der imvorigen Jahre stattgehabten internationalen Ausstellung vonGegenstünden der Gesundheitspflege zu Brüssel ein Modellder Anstalt, nebst den dazu gehörigen Zeichnungen undErläuterungen von der betreffenden Jury mit einem erstenPreise als Anerkennung ausgezeichnet worden ist.Nach Voranschickung dieser auf die geschichtliche Entwickeluugdes Baues sich beziehenden Notizen soll nunmehrzu der techniseheu Darstellung der einzelnen Baulichkeitenübergegangen werden.Ä11g:emeine Anordnung der einzelnen Baulichkeiten. (Bl. 49.)Das erste und zweite Gefängnils befindet sich an derHauptfront iu derselben Queraxe; sie hängen mit dem in derMitte liegenden Verwaltungsgebäude durch schmale Verbindungsgängezusammen. Diese beiden Gefängnisse sind fürIsolir - und gemeinschaftliche Haft bestimmt, und zwar bietetjedes derselben Raum für 400 — 450 Gefangene dar, vondenen je 60 in Isolirzelleu untergebracht sind.Das dritte Gefängnils, welches im Jahre 1876 vollendetwurde, ist ausschliefslieh für Gefangene in Isolirhaftbestimmt und enthält aufser einem Betsaal und 2 Schulzimmernzusammen 300 Isolirzellen.Das Gefängnils für jugendliche, unter 18 Jahren altePersonen hat 90 Isolirzellcn und aufserdem noch einzelneRäume, um ca. 16 Gefangene, welche am Tage gemeiuschaftlichbeschäftigt werden, zur Nachtzeit von einanderzu isoliren.Das Krankenhaus bietet den Raum für ca. 120 Betten,welche in kleineren und gröfseren Gemächern aufgestellt werden.In demselben befinden sich ferner eine besondere<strong>Sp</strong>eiseküehe, die Theekücheu und Baderäume, so wie dieerforderlichen Zimmer für das Aufsichtspersonal, den Arztund eine kleine Apotheke.Vorn am Haupt-Eingange liegt das Thorgebände miteiner Pförtnerwohnung und der Militairwache.Das Verwaltungsgebäude hinter einem Vorhofe betindetsich in der Mittelaxe des ganzen Etablissements, umgebenvon den symmetrisch sich anschlietscnden Gefängnifsgruppen.Links von der Mittelaxe liegt das Küchengebäude mitDampfbetrieb zur Bereitung der gewöhnlichen Gefangenen-Kost.Rechts von der Mittelaxe betindet sich die Dampf-Waschküche mit Schnell - Trockenapparat und den erforderlichenNehcnräumlichkeiten.Im Hintergründe des Etablissements reihen sich au:das Kemisongebäude mit Pferdestalluugen und Schuppen,das Betriebsgebäude, enthaltend eine Gasbercitungsanstalt,die Dampfliesselanlagen, welche die sämmtlichen Gebäudemit Dampf versorgen, und der Wasserthurm mit den erforderlichenPumpwerken, fernerdas Pumpenhaus mit dem Maschinenapparate für dieCanalislrung und Bewässerung,ein Kohlenschuppen undder Gasbehälter.Endlich sind noch4 Arbeitsbaracken auf den vorderen Höfen zur Beschäftigungder in Gemeinschaftshaft untergebrachten Gefangenenunddie zahlreichen Wohnhäuser für das Beamtenpersonal zuerwähnen, welche aufserhalb der die Gefängnifa- und Verwaltungs- Gebäude umgebenden Mauern liegen und ebenfallsdurchweg von einander getrennt sind.
345 Herrmann, Neue Strafanstalt am Plötzen-See bei Berlin. UGDas Terwaltunjfsgcbltude.(Bl. 50, 51 und 52.)Das Verwaltungsgebäude bildet den Sitz der gesammtonGefängnifg-Verwaltung. In diesem Gebäude werden alleneu eingelieferten Gefangenen zunächst aufgenommen undvon hier aus nach ihren Hafträumen abgeführt. Fernererfolgt hierselbst die Entlassung derjenigen Gefangenen,welche ihre Strafe verbüfst haben. Durch eine offene Vorhallegelangt man auf einer breiten Treppe nach dem Erdgeschofs,woselbst zur linken Seite das Zimmer des Schliefsersund zur rechten Seite das <strong>Sp</strong>rechzimmer mit einerderartigen Einrichtung angeordnet ist, dafs in demselben dieBesuchenden von den Gefangenen durch vergitterte Wändegetrennt sind, zwischen denen ein Aufscher das Gesprächder beiden Parteien zu überwachen vermag. An diese Gemächerschliefsen sich zu beiden Seiten eines Corridors zweiAufnahmezimmer, das Zimmer des Gefängnirs-Directors unddie Geschäftsräume des übrigen Verwaltungs-Personals an.Sämmtliche Zimmer sind durch <strong>Sp</strong>rachrohre mit dem Arbeitszimmerdes Directors verbunden.In dem Kellergeschofs • darunter befinden sich aufserzwei Bäumen für Heiz-Apparate und zwei Kohlenkellernnach vom zwei grofso Baderäume, in denen die Reinigungund Säuberung der neu angelangten Sträflinge erfolgt. Aufserdemliegen in diesem Geschosse 8 Räume, woselbst die ausder Zahl der Gefangenen gewählten Schreiber der Verwaltungs'Kanzlei beschäftigt werden.Im ersten Stockwerk liegt an der Vorderfront ein grofserVersammlungs-Saal, welcher zu dienstlichen Ansprachenan die Beamten und zu sonstigen feierlichen Veranlassungenso wie als Schullocal für die in gemeinschaftlicher Haft befindlichenGefangenen benutzt wird. In demselben Geschosseüber den Verwaltungsräumen befindet sich eine Simultankirchefür die Sträflinge evangelischer und katholischer Qonfessiondes ersten und zweiten Gefängnisses. Dieselbe hat eineGrundfläche von 350 Q Meter und bis zum Scheitel dermittleren Kreuzgewölbe eine hebte Höhe von 10,^"". In derNähe des Altars ist auf der rechten Seite das Gestühl fürden Prediger und auf der Unken Seite ein symmetrisch gestatteterEaum für das höhere Beamten-Personal eingerichtet.Ueber dem Haupt-Eingange liegt die Orgel - Empore,welche auch die erforderlichen Sitzplätze für einen kleinenSängerehor darbietet. Im Ganzen sind 540 offene Sitzplätzevorhanden, welche für die kirchlichen Bedürfnisse um somehr ausreichen, als der Gottesdienst für die Sträflinge nichtobhgatorisch ist und zu verschiedenen Zeiten abgehalten wird.Die den Altarraum flankirenden beiden Thürmo dienenzur Aufnahme der Glocken und enthalten die nach den Dachbödenführenden Nebentreppen.Wie bei allen anderen Gebäuden des Etablissementssind auch mit Rücksicht auf das zu Gebote stehende witterungsbeständigeMaterial aus der rühmlich bekannten HermsdorferZiegelei alle dem Auge näher liegenden Gesims-Abdeckungen,Wasserschläge und Pfeiler-Treppungen ausbesonders hartgebrannten Steinen gebildet, wodurch einegewisse Einheitlichkeit für die äufsere Architektur erzieltwurde, wie ja auch die mittelalterlichen Bauwerke der MarkBrandenburg vielfach derartige Anordnungen zeigen. Nurdie breiten Abwässerungsflächen des Hauptgesimses sind mitSchieferplatten abgedeckt lind harmoniren sonach mit demunmittelbar sich anschliefsenden Schieferdache.Die Thurmspitzen sind massiv von Vcrblcudsteinen25"" stark in Cementmörtel hergestellt und die hierbei vorkommendenArchitektur'Theile theils von gebranntem Thon,theiis von röthlichem Sandstein gebildet. Der rings um dasganze Gebäude laufende Sockel ist mit 31,5 """ hohen undIG"" starken Granitplatten bekleidet Für die Fenster-Sohlbänke der sämmtlichen den Gefangenen zugänglichenRäume ist ebenfalls Granit als Material gewählt, damit diehier erforderlichen Vergitterungen eine möglichst solide Befestigungerhalten konnten.Alle Räume des Verwaltungsgebäudes sind überwölbt,mit alleiniger Ausnahme des Versammlungs - Saals, welchereine Balkendecke erhalten hat. Wo die Breite der zuüberwölbenden Räume die Ueberdeckung durch eine einzelneKappe nicht zuliefs, sind statt der sonst üblichen Gurtbögen,der Raum- und Lichtschonnng wegen, gewagte eiserne Trägerangenommen.Für die Kirche ist ein sich frei tragender Dachverbandaus Holz und Eisen nach dem System Polon^eau zur Ausführunggelangt, um die eisernen Stützen des Kirchengewölbcsvon dem Drucke des Dachverbandes zu entlasten.Für die Heizung ist das Heifswasser-System nach Perkins,jedoch mit der Modiücation gewählt worden, dafs dasWasser in den Heizrohren nur bis zu 120 * C. erhitzt wird,welche Methode namentlich zur Erzielung einer behaglichenTemperatur in den Geschäftsräumen sich als zweckmäfsigbewährt hat.Die Ventilation, welcher bei diesem Gebäude eineuntergeordnete Bedeutung einzuräumen ist, erfolgt durch vertikaleAbsaugeschlotte, in denen Gasrostc zur Herbeiführungeiner kräftigen Luftströmung angebracht sind.Das erste ^eHlngnirs für Erwachsene.Das "erste Gefängnifs für Erwachsene kann im Ganzenungefähr 450 Gefangene aufnehmen, wobei die in dem Kellergeschofsbefindlichen Strafzellen nicht mit gerechnet sind*Es zerfällt in zwei Haupt-Theile, von welchen der gröfsereund vordere für gemeinsame Haft, der nach hinten senkrechtauf die Mitte des ersteren angebaute Flügel für Isolirhafteingerichtet ist.Das Vordergebäude enthält aufser dem Keller- undErdgeschosse noch zwei Stockwerke, von denen das oberstezu grofsen gemeinschaftUchen Schlafsälen benutzt wird, währenddie unteren Geschosse in kleinere Scblafräume eingetheiltsind. Ein Mittelcorridor von 2,83" Breite durchziehtder Länge nach die drei unteren Geschosse des ganzen Gebäudes,wogegen die Säle des zweiten Stocks die gesammteTiefe desselben einnehmen. Die Vorbindung dieser vierGeschosse unter sich vermitteln vier verschiedene Treppen-Anlagen, von welchen zwei in den Giebelanbauten und diebeiden anderen im Mittelbau zu beiden Seiten des nach demIsolirflügel führenden Zwischenbaues liegen. Die letzterengehen durch bis zum Dachboden, während die ersteren wegender niedrigeren Giebel-Anbauten, in denen sie sich befinden,bereits im zweiten Stockwerk endigen. Diese Giebel-Anbauten enthalten zugleich die Aborte für die in gemeinschaftlicherHaft untergebrachten Gefangenen.
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