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04. Zeitschrift für Bauwesen XXVII. 1877, H. VIII-X= Sp. 337-480

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345 Herrmann, Neue Strafanstalt am Plötzen-See bei Berlin. UGDas Terwaltunjfsgcbltude.(Bl. 50, 51 und 52.)Das Verwaltungsgebäude bildet den Sitz der gesammtonGefängnifg-Verwaltung. In diesem Gebäude werden alleneu eingelieferten Gefangenen zunächst aufgenommen undvon hier aus nach ihren Hafträumen abgeführt. Fernererfolgt hierselbst die Entlassung derjenigen Gefangenen,welche ihre Strafe verbüfst haben. Durch eine offene Vorhallegelangt man auf einer breiten Treppe nach dem Erdgeschofs,woselbst zur linken Seite das Zimmer des Schliefsersund zur rechten Seite das <strong>Sp</strong>rechzimmer mit einerderartigen Einrichtung angeordnet ist, dafs in demselben dieBesuchenden von den Gefangenen durch vergitterte Wändegetrennt sind, zwischen denen ein Aufscher das Gesprächder beiden Parteien zu überwachen vermag. An diese Gemächerschliefsen sich zu beiden Seiten eines Corridors zweiAufnahmezimmer, das Zimmer des Gefängnirs-Directors unddie Geschäftsräume des übrigen Verwaltungs-Personals an.Sämmtliche Zimmer sind durch <strong>Sp</strong>rachrohre mit dem Arbeitszimmerdes Directors verbunden.In dem Kellergeschofs • darunter befinden sich aufserzwei Bäumen für Heiz-Apparate und zwei Kohlenkellernnach vom zwei grofso Baderäume, in denen die Reinigungund Säuberung der neu angelangten Sträflinge erfolgt. Aufserdemliegen in diesem Geschosse 8 Räume, woselbst die ausder Zahl der Gefangenen gewählten Schreiber der Verwaltungs'Kanzlei beschäftigt werden.Im ersten Stockwerk liegt an der Vorderfront ein grofserVersammlungs-Saal, welcher zu dienstlichen Ansprachenan die Beamten und zu sonstigen feierlichen Veranlassungenso wie als Schullocal für die in gemeinschaftlicher Haft befindlichenGefangenen benutzt wird. In demselben Geschosseüber den Verwaltungsräumen befindet sich eine Simultankirchefür die Sträflinge evangelischer und katholischer Qonfessiondes ersten und zweiten Gefängnisses. Dieselbe hat eineGrundfläche von 350 Q Meter und bis zum Scheitel dermittleren Kreuzgewölbe eine hebte Höhe von 10,^"". In derNähe des Altars ist auf der rechten Seite das Gestühl fürden Prediger und auf der Unken Seite ein symmetrisch gestatteterEaum für das höhere Beamten-Personal eingerichtet.Ueber dem Haupt-Eingange liegt die Orgel - Empore,welche auch die erforderlichen Sitzplätze für einen kleinenSängerehor darbietet. Im Ganzen sind 540 offene Sitzplätzevorhanden, welche für die kirchlichen Bedürfnisse um somehr ausreichen, als der Gottesdienst für die Sträflinge nichtobhgatorisch ist und zu verschiedenen Zeiten abgehalten wird.Die den Altarraum flankirenden beiden Thürmo dienenzur Aufnahme der Glocken und enthalten die nach den Dachbödenführenden Nebentreppen.Wie bei allen anderen Gebäuden des Etablissementssind auch mit Rücksicht auf das zu Gebote stehende witterungsbeständigeMaterial aus der rühmlich bekannten HermsdorferZiegelei alle dem Auge näher liegenden Gesims-Abdeckungen,Wasserschläge und Pfeiler-Treppungen ausbesonders hartgebrannten Steinen gebildet, wodurch einegewisse Einheitlichkeit für die äufsere Architektur erzieltwurde, wie ja auch die mittelalterlichen Bauwerke der MarkBrandenburg vielfach derartige Anordnungen zeigen. Nurdie breiten Abwässerungsflächen des Hauptgesimses sind mitSchieferplatten abgedeckt lind harmoniren sonach mit demunmittelbar sich anschliefsenden Schieferdache.Die Thurmspitzen sind massiv von Vcrblcudsteinen25"" stark in Cementmörtel hergestellt und die hierbei vorkommendenArchitektur'Theile theils von gebranntem Thon,theiis von röthlichem Sandstein gebildet. Der rings um dasganze Gebäude laufende Sockel ist mit 31,5 """ hohen undIG"" starken Granitplatten bekleidet Für die Fenster-Sohlbänke der sämmtlichen den Gefangenen zugänglichenRäume ist ebenfalls Granit als Material gewählt, damit diehier erforderlichen Vergitterungen eine möglichst solide Befestigungerhalten konnten.Alle Räume des Verwaltungsgebäudes sind überwölbt,mit alleiniger Ausnahme des Versammlungs - Saals, welchereine Balkendecke erhalten hat. Wo die Breite der zuüberwölbenden Räume die Ueberdeckung durch eine einzelneKappe nicht zuliefs, sind statt der sonst üblichen Gurtbögen,der Raum- und Lichtschonnng wegen, gewagte eiserne Trägerangenommen.Für die Kirche ist ein sich frei tragender Dachverbandaus Holz und Eisen nach dem System Polon^eau zur Ausführunggelangt, um die eisernen Stützen des Kirchengewölbcsvon dem Drucke des Dachverbandes zu entlasten.Für die Heizung ist das Heifswasser-System nach Perkins,jedoch mit der Modiücation gewählt worden, dafs dasWasser in den Heizrohren nur bis zu 120 * C. erhitzt wird,welche Methode namentlich zur Erzielung einer behaglichenTemperatur in den Geschäftsräumen sich als zweckmäfsigbewährt hat.Die Ventilation, welcher bei diesem Gebäude eineuntergeordnete Bedeutung einzuräumen ist, erfolgt durch vertikaleAbsaugeschlotte, in denen Gasrostc zur Herbeiführungeiner kräftigen Luftströmung angebracht sind.Das erste ^eHlngnirs für Erwachsene.Das "erste Gefängnifs für Erwachsene kann im Ganzenungefähr 450 Gefangene aufnehmen, wobei die in dem Kellergeschofsbefindlichen Strafzellen nicht mit gerechnet sind*Es zerfällt in zwei Haupt-Theile, von welchen der gröfsereund vordere für gemeinsame Haft, der nach hinten senkrechtauf die Mitte des ersteren angebaute Flügel für Isolirhafteingerichtet ist.Das Vordergebäude enthält aufser dem Keller- undErdgeschosse noch zwei Stockwerke, von denen das oberstezu grofsen gemeinschaftUchen Schlafsälen benutzt wird, währenddie unteren Geschosse in kleinere Scblafräume eingetheiltsind. Ein Mittelcorridor von 2,83" Breite durchziehtder Länge nach die drei unteren Geschosse des ganzen Gebäudes,wogegen die Säle des zweiten Stocks die gesammteTiefe desselben einnehmen. Die Vorbindung dieser vierGeschosse unter sich vermitteln vier verschiedene Treppen-Anlagen, von welchen zwei in den Giebelanbauten und diebeiden anderen im Mittelbau zu beiden Seiten des nach demIsolirflügel führenden Zwischenbaues liegen. Die letzterengehen durch bis zum Dachboden, während die ersteren wegender niedrigeren Giebel-Anbauten, in denen sie sich befinden,bereits im zweiten Stockwerk endigen. Diese Giebel-Anbauten enthalten zugleich die Aborte für die in gemeinschaftlicherHaft untergebrachten Gefangenen.

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