45') Architekten-Verein zu Berlin. ScbiukoUcst am 13. März <strong>1877</strong>. 460sicher. Im Altevthume, zumal zur Zeit dos Pausanias, daCS Abend werden woUte über Hellas, ^var das Bild, welchesdie Altis bot, viel reicher, niannichfaltigtir und dichter.Welch' eine Fülle von Bau- und BildvAcrken, zu Grup"peu geordnet, durch Stralseu getheilt und von hochragendenPlatanen, Weilspappcln, Cypressen und Oelbäumcu beschattet,stand hier zusammengedrängt auf engem Räume 1 Wohinday Auge blickte, sah es die reich gcschiuüf.-kten Plätze alterGottesverehrung. Aufser dem kolossalen Brandopfer-Altare,zu welchem Treppen omporfübrten, mehr als GO im Freienstehende Altäre, darunter viele Boppelaltäre.An zahlreichen Punkten traf man auf stattliche Götter-I,)ilder (davon 43 allein dc]i Zeus darstellend und eins derselben!)"' hoch) und überall dehnten sich die fast unabsehbarenKeihen der Standbilder j^liicklicher Sieger zu Rofs oderzu Wagen, hier sich vorbereitend zum Kampfe, dort im Laufebegriffen, einige ringend, andre den Diskus werfend, wiederandre sich kränzend oder zu den Göttern betend. Pausaniasnennt nur die wichtigsten, die er gesehen hat, es sind234. Unter Berufung auf Plinius' Angaben über den Statuen-Beichthum /u Rhodos, Delphi, Athen und Olympiadarf man diese Zahl getrost versechs - ja veracbtfachen undwird noch unter der Wivklicldieit bleiben. Waren doch selbsteinzelne Theile der Altis - Mauer mit statuarischen Weih-^geschenken besetzt. so sehr gebrach es an Platz. Von allenuntergeordneten A'"otivgaben, von Thieren, Dreifülsen, Kandelabern, Stelen schweigt unser Gewährsmann ebenso wievon den massenhaft vorhandenen Urkunden in Krz undMarmor.Und dieses ganze auf engem Raum versammelte A^olkvon edlen Gestalten — ein durch die Kunst verklärtes Geiiammtabbilddes Hellenenvolkes selbst — fand seinen Mitteljmnktin dem Goldelfenbein-Kolols dos Zeus, der in erhabenerMajestät im grofsen Tempelhanse thronte und 3iiit gnadenreicherMilde den rüstigen Männern und Knaben für all' ihr Mühenund Kämpfen (.Ion höchsten Siegespreis, den Kranz vom„Baum der schünon Kränze'" selbst verlieh. Wohl kannman das Innere des Olympieiou rcstaurircn, da viel Materialvorliegt und es an Analogien nicht i'ehlt; aber einenTotal-Kindruck des hochgeweihten Raumes mit seinein Farbenzauber,seiner Liclitfülle und mit dem ein unsterblichesLeben athmenden Meisterwerke des Pheidias als grofsartigenSchlufspunkt durcli die Kraft der Phantasie sich vorzustellen,darauf wird wohl verzichtet werden müssen, so viel Versucheauch schon gemacht sind, um von diesem Gipfel- und A^ercinigungs- Punkte der drei bildenden Künste eine anniiherndcVorstellung zu gewinnen.Jene Schöpfung ist für immer dahin, wie das alte Hellasselbst mit seinem Kunsttriebe, der keine Ermattung, undseinem Kunstvermögeu, das keine Schranke gekannt hat.Unsere Aufgabe aber bleibt es, das grofac Archiv hellenischerVergangenheit, da£ wir geöffnet haben, auszubeutenftir künstlerische wie wissenschaftliche Zwecke. Solches thunwir nicht für uns allein, nicht für enge und bevorzugteKreise, sondern für alle Gebildeten, füi- die Welt. Die Aufgabeist schwer und grofs, noch gröiser die A'erantwortungfür alle, welche mit der Lösung mittelbar oder unmittelbarverbunden sind.Wenn aber etwas geeignet ist, die persönlichen Mühenund Sorgen vergessen zu lassen, so ist es eine Freude, dieaus doppelten Quellen flielst. Einmal der dauernde Flufsvon Nachrichten, die von neuen und werthvollen Fundenberichten. So lautot ein erst heut bei dorn auswärtigenAmte eingegangenes Telegramm aus Pyrgos: West unteranderen schöner Frauenkopf und kolossaler Jünglingskopf,wohl ein Gott, grofsartigcr Fund.Und zweitens ist es die nachhaltige warme Theilnahmc,welche für das Olympia-Unternehmen sich überall im deutschenA'olke kund gegeben hat. Das wärmste Interesse, —mau darf sagen; ein herzliches Verhältnifs —- hat und hegtzu dieser Sache der erhabene Herr, der an der <strong>Sp</strong>itze desStaates stehend, in wenigen Tagen sein achtzigstes Jahrvollendet. In dem von der Mit- wie Nachwelt ihm geweihtenIluhmeskrauzc wird neben den Blättern mit grofsen kriegerischenTbaten auch das Blatt nicht fehlen, welches dieerste und schöne Friedensarbeit des durch ihn wiedererstandenendeutschen Reiches bezeichnet, die Friedensarbeit:»Olympia."Die \'ersammlung folgte dem Redner mit grofsem Interessebis zum Schlufs des A'ortrags, nach dessen Beendigungder zweite Theil der Feier, das gemeinsame Festmahl begann.Im Verlaufe desselben wurde zum ersten Mal vordem das Andenken Schinkels feiernden Toast von Hen-nBaurath Hobrecht ein Hoch auf den ehrwürdigen und vielgeliebtenHerrscher unseres Vaterlandes ausgebracht. Derdann folgende Toast auf Schinkel, von dem diesmaligen Redner,Herrn Geh. Ilegierungsrath Lucae, in äufserst ansprechenderund ergreifender Weise vorgetragen, gestaltete sichebenfalls, wie die nachfolgenden Worte zeigen, in sofernanders als in früheren Jahren, als der Gedanke darin zumAusdruck gelangt, dafs es nunmehr an der Zeit sei, an dieStelle der Trauer über den hingegangenen Meister die Freudetreten zu lassen, dafs es uns vergönnt sei, einen solchenMeister wie Schinkel zu besitzen. Die Worte des Toastslautoten:,,Meine Herren, wir feiern das Schinkelfest nun seit einigendreifsig Jahren und wir dürfen uns daher nicht wundern,wenn seine Bedeutung im Laufe der Zeit allmälig eineandere geworden ist.Zuallererst als die Wunde, die Schinkels Heimgang gerissenhatte, noch vor aller Augen offen lag, war der 13. Märzeine ernste — ich müchto sagen, — eine persönliche Todtenfeierfür alle diejenigen, die in Ihm ihren Freund undMeister verloren hatten.<strong>Sp</strong>äter wurde der heutige Tag das populärste berlinerKünstlerfest, zu welchem sich nicht allein die Architektenvereinigten, um den gröfston Baumeister seiner Zeit zufeiern, sondern an welchem die gesammte Kunstwelt durchihr Erseheinen davon Zeugnifs ablegte, dafs in Schinkel einGenie anerkannt werden mul'ste, welches mit seiner unerschöpflichenGestaltungskraft sowohl die Baukunst als auchdie Schwesterkünstc beherrschte, denen Allen der tonangebendeFührer fehlte.Alle, auch die Gröfsteu die neben ihm gestanden hatten,gaben oder gönnten ihm wenigstens den ersten Preisund so gestaltete sich allmälig die jährlich begangene GeburtstagsfeierSchinkels zu einem Cultus, den die Betheihgtenaus aufnchtiger Bewunderung eines Verklärten, oder —
461 Verein ft!r Eisenbalmkunde zu Berlin. ProtocoU der Versammluag am 12. December 1876. 462wenn ich mich dieses Ausdrucks bedienen darf — i;ur Verherrlichungihi'cs Apostels pflegten.Dals dem wirklich so war und ich hierin nicht etwanur meine persüidiehen Empfindungen dem Manne gegenüberausspreche, dessen Antlitz auf uns hernieder blickt, dayonlegt allein schon ein Zeugnifs ab die grofse Menge von Festreden,in denen rnan versucht hat, die Vielseitigkeit und diegeniale Tiefe dieses merkwürdigen Maimes zu erschöpfen.Auch der heutige Festredner hat dieser Schinkelfest-Literatur ein inhaltvoUes Blatt hinzugefügt, denn wenn erauch nicht zum Thema seines Vortrages unsern Meister gewählthatte, so war es doch, als ob dieser in seinem Bildeden Worten folgte und am Schlüsse hätte sprechen können:auch ich habe Crriechenland wieder entdecken helfen.Aber meine Herren, ich sagte, die Bedeutung des Schinkelfestessei allmälig eine andere geworden.Die Zeiten und die Ziele der Menschen sind eben nichtmehr dieselben. Die eine grofse EünsÜergemeinde, die esfrüher hier nur gab und die von dem einen Geiste — nämlichdem Glauben au die Antike — durchdrungen war, hatallmälig einer Genossenschaft Platz gemacht, in welcher dieallerverschiedonsten künstlerischen Bekenntnisse vertreten undgleich berechtigt sind.Mit einem Worte: das Schinkelfest ist nicht mehrdie Feier einer ausschliefslichen Kunstrichtung.Unser Herr YorsitÄende hat una Allen aus der Seologesprochen, als er mit stolzer Freude auf dieses Haus hinwies,welches der Gemeinsinn unseres Vereins geschaffen hat.Aber meine Herren, wir haben nicht allein ein neuesHaus bekommen; es ist in dieses Hans auch ein neuer Geisteingezogen.Diejenigen, welche diesen Verein gründeten und dieSchinkelfeier zuerst begingen, würden, wenn sie unter unswären, diesem neuen Geist vielleicht mit Milstrauen begegnen, denn sie vertraten ausschlieCslich die alte BerhnerKunst und die war eben nur Schinkcl.Wir aber wollen diesen neuen Geist im Namen dessen,der als der Yornehmsto unserer Penaten hier nun einebleibende Stätte gefunden hat, auf der Schwelle diesesunsres neuen Hauses herzlich bewillkommnen, denn wir müssender Zukunft vertrauensvoll in'g Auge sehen. —Zurück wollen wir nur schauen, um zu lernen — auchvon Ihm — und um Ihm zu danken, dafs er, damals einEinzelner, ein Moses unter den Künstlern in einer Wüste,der schönheitsdurstigen Welt erquickende IS'ahrung brachte.Wir wollen Ihm danken, dafs er den Boden wieder fruclitbargemacht hat, so dafs überall fi-isehe Quellen individuellenLebens sprudeln, und hoffen wollen wir, dafs dieselbendereinst zu einem Strome werden mögen, in welchem sichein Geist wie der Seine spiegelt. —Dafs wir seit dem Tode Schinkels nicht müfsig gewesensind, dafs sich die ßauthlltigkeit auf allen ihren Gebietenreich entfaltet und der Kreis ihrer Aufgaben sich überraschenderweitert hat, davon legt das Buch „Berlin undseine Bauton" unter Anderem ein Zeugnifs ab, aber diesesBuch liefert auch den Beweis, was Sehinkel einst war undwas er auch heute noch ist. —Ja dieses Buch wurde, ohne dafs man die Absicht damithatte, von selber eine der schönsten Festgaben, die wirunserm grofsen Todten gewidmet haben, denn wenn es auchunpartheiisch jeder Richtung Raum gab, um ihre Werkefür sich sprechen zu lassen, so glaube ich doch nicht, dafsJemand unter uns ist, der — einmal ganz abgesehen vonjedem speciiischcn Stilbekenntnifs — die heutigen Bautenin Bezug auf wirkliche architektonische Potenz, überdie Werke Schinkels stellen möchte.Nun meine Herren, wenn Sie darin mit mir übereinstimmen,dann ergreifen Sie mit mir Ihre Gläser, um durchein Hoch auf Sehinkel von Ihrer Gesinnung Zeugnifs abzulegen.Die Trauerjahre sind vorüber, in denen wir unsermMeister ein stilles Glas weihten. Heute dürfen wir ihn lautleben lassen. Ja er soll leben in unserer Dankbarkeit,in unserer Verehrung und in unserer Arbeit."Das nunmehr in heiterer Weise verlaufende Mahl wurdedurch Quartett-Gesänge, vorzügliche Solo - Vorträge, sowie dievon Herrn Land-Baumeister Appelius vorgetragene, vielfachgrofse Heiterkeit hervorrufende Erklärung des humoristischen,von Herrn Director Grunert entworfenen Festblattes und endlichdurch eine Anzahl telegraphischer Grüfse von Festgenossenaus anderen Städten des Vaterlandes unterbrochen und belebt.Nach Beendigung desselben blieb ein grofser Theil der Festgenossennoch fast bis zum Morgen des neuen Tages in denschonen Räimicn des Architekten-Hauses in gehobener Stimmungversammelt, wobei die Darstellung ergötzlicher Nebelbildernicht wenig zur Unterhaltung und Heiterkeit beitrug.Verein für Eisenbalmkunde zu Berlin.Versammlung am 12. December 187G.Vorsitzender Hr. Weishaupt, Schriftführer Hr. Streckert.Herr Quassowsky besprach in eingehender Weisedie Auswechselung der Brüekenüberbauten an der alten Eibbrückebei Magdeburg.Bei der Ertheilung der Erlaubnifs zum Bau einer neuenEibbrücke unterhalb Magdeburg wurde der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn - Gesellschaft die Bedingung auferlegt,einen Mittelpfeiler der alten Eisenbahn-Eibbrückeoberhalb Magdeburg im Interesse der Schifffahrt zu entfernen.Um dies zu ormüglichen, mufste der oisome Ueberbauvon zwei Brückenöffnungen beseitigt und statt desseneine Ueberbauconstruction hergestellt werden, welche dieUnterstützung des erwähnten Pfeilers entbehren konnte. DieFahrbahn der alten Eibbrücke Hegt mit dem der Stadt Magdeburgzunächst befindlichen Theil in einer Curve von 592°Radius, so dafs die Brücke selbst als Polygon angelegt ist.Aufserdem liegt sie schräg zum Stromstrich und bildet dieMittelase des umgebauten Theila einen Winkel von 59*^ 25'mit der Mittellinie des Flusses. Die normale lichte Weiteder Oeffnung betrug 18,83" ^^^ ^^^ Länge jeder Ueberban-
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