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04. Zeitschrift für Bauwesen XXVII. 1877, H. VIII-X= Sp. 337-480

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455 Architekten-Verein zu Berlin. 456Sollte also, wie kaum zweifelhaft, die Restauration boi-''er Gruppen glücken, so werdeu zwei der berühmtestendem Pheidias nahe gestandeneu Küustler aus jener Glanz-'poche in grofsen Werken •wieder vor uns erscheinen. IhreWiedergebui-t für die Kunstgeschichte läfst aber weitereResultate erhoffen. Aus dem Studium so grofscr Schöpfungenwird sich ein Maal'sstah gewinnen lassen (an dem esMsher gänzlich fohlte), um die noch in Athen erhaltenen,iber weder sicher datirbaren nocli auf bekannte Künstlernamenzu vcrtheilendcn Werke schärfer zu prüfen, oh nichtdie Sinnesweise, der Stil des Einen oder dofä Andern darinuachweisbar ist. Wenn ferner die Mctopen, wie wahrscheinlich,älter sind als die (ricbeli'elder und der peloponnosisciiünKunstschule entstammen, während jene trotz aller kleinstaatlichenOekoiiomie und provinziellen Maclie die kühnen Fort-^chritto in der attischen Schule veranschauliclien, so wirdes auch möglich seiti, die peloponnesische Plastik aus derZeit des grofsen Meisters Ageladas, bei welchem Piieidias,Polyklet und Myron in die Lehre gegangen sind, genauerals bisher kennen zu lernen.Aber neben so vielversprechenden Ausblicken für dieweitere Erforschung der Geschichte der griechischen Plastik,gewinnen wir in dem Zeus - Tempel das erste grofse giiccbischeBauwerk mit zwei hinreichend gut erhaltenen Giebelieldernals erwünschtes Material zu ästhetischen üntersuchun-!^cn, deren Resultate für die Kunstphilosophie wie für moderneIvunst von einschneidender Bedeutung werden können. Dietraurigen Zerstörungen , welche die Giebelgruppen des Par-Tiienon erlitten haben, besonders das östliche, behindern —^ie es acheint füi" immer — - eine sichere Erkenutnii's derursprünglichen Composition und in den beiden Gruppen vomTempel zu Aigina äut'sert sich eine ältere Kunstaufl'assmign,;ch in voller Befangenheit: es ist nur eine Lösung desselbenKunstproblcms, wenn auch in zwei Varianten. Wast'iieidias als eine fruchtbare Neuerung bei Gruppencompositionenam Parthenon schon angehahnt hatte -— der bcab-^^chtigte Gegensatz zwischen Ruhe und Bewegung in denbeiden Giebelgruppen im Osten und Westen - tritt in Olympianoch deutlicher liervor. Hier im Osten die Vorbereitungu. h. die letzten Minuten vor dem entscheidenden Wettkampfezwischen Oinomaos und Pelops, unter der Obhut des in Person—. nicht als Götterbild — anwesenden Zeus. Und dennoch,trotz aller voraus zu setzenden <strong>Sp</strong>annung in den Gemülhern,welche Sammlung, ja last foierliclie Ruhe der Krwartungdes Kommenden! Selbst die Rosse stehen wie gebannt. Istes die persönliche Erscheinung des tiöttervaters unter denMenschen, welche diese lautlose Stille iiervorruft, die hangei-]rwartung stcigcrtV Oder hat der Künstler mit der starreui;ist parallelen Aufstellung der Hauptpersonen, den Ernst desAugenblicks, wo jeder nur mit sich beschäftigt die Aul'scnueltvergilst, schärfer betonen wollen VIm Westen der Gegensatz; die durch Weingenufs beider Hochzeit des Peirithoos entzündete Brunst der haihthielischenKentauren, ihr Angriff gegen Flauen und Jungfraueuund der leidenschaftliche Kampf gegen die Wilden zur Rettungdieser. Und schon jetzt übersehen wir, dal's das alteGesetz des Parallelismus auch hier in den Gruppen festgehaltenworden ist, aber durch eine Fülle von interessantenAbweichungen in den Einzel gestalten ebensosehr aufgelöstwie bereichert Eine ganze Reihe wohlerhaltener Köpfe,Avcjblicher wie männlicher und aus verschiedenen Altersstufen,giebt uns endlich die laug erwünschte unmittelbare Anschauungvon dem Talente des Alkamenes, der unter den Schülerndes Pheidias als der erste galt.Eine Metopenreiho mit fünf Thaten des Herakles undzwei Giebelfelder mit Über 40 überlebcnsgrOlsen Statuen imLaufe von zwei kurzen Campagnen für die Kunstwissenschafterrungen zu haben, ist viel, selbst für hochfliegende Hoitnungen.Und doch ist dies nicht alles. Eine seltene Schicksalsgunstbeschcerte uns gleich im Anfange die marmorneNike des Paionios nnt ihrer hohen dreiseitigen Basis, einUnikum für die Kunst des Alterthums. Die in JicrrlichsterJugondblüthe leicht und sicher hcrabscliwobende Tochter desZeus, die den Siegeskranz bringt, welchen der Vater guadenvollverleiht, ist allen bekannt, da kein Fund solchesAufseilen erregt hat wie dieser, Mit vollem Recht, denn seitder Entdeckung der Venus von Melos, also seit 50 Jahren, hatGriechenlands Schools nichts Aehnliches gespendet. Eine imherabschwebenden Finge gedachte Jungfrau, — nicht ausErz, sondern aus Marmor, ja aus einem einzigen Blockegehauen. Nur durch die kunstvollste Massenvertheilung konntedie nöthige Stabilität gewonnen werden. Hat Paionios gradein einer solchen vor keiner Schwierigkeit zurückschreckendenSinnesweise, die mit den kühnsten Leistungen des Erzgusseswetteifert, besonderen Ruhm gesucht? Ist vor seinemAuftreten schon Aehidiches versucht worden? Welchen Einflufsübte diese merkwürdige Richtung auf die verschiedenenKunstschulen? Alles Fragen, die ihrer Beantwortung harren.Und wie woithvoU die Basis mit ihrer Inschrift, in welcherder Meister ei'zahlt, dal's er bei einer Concurrenz umdie Akroterien des Zeus-Tempels den Preis errungen. Heii'senhier Akroteria nur die Aufsätze auf dem Giebel, bestehendaus einer ehernen Nike und zwei Dreiful'skesseln auf denEcken, oder heifson Akroteria die Giebel cinschliefslich derGiebelgruppen ? Die Ansichten sind getlieilt, eine sichereEntscheidung steht noch aus, aber richtiger ist wohl dieerste Deutung.Aehnlich wird bereits um das Zeitalter der Nike gekämi)ft.Sie ist ott'enbar ebensosehr ein Weihegeschenk anden Zeus wie ein Siegeszeichen gewesen, das den Waffenruhmder Stifter, der Messenier in Naupaktos dauernd inder Altis verkünden sollte. Die glorreichste Wati'enthat, dieihtieii während des peloponnesischen Krieges gelungen —oder den Athenern durch ihre kluge Mithülfe --, wai" dieGefangennahme der <strong>Sp</strong>artiaton auf der lüsel <strong>Sp</strong>haktcria 425.Dieses Lokal stellt Paionios dar: eine meorumrauschte Felsklippc,einsam, nur von Adlern bewohnt. Der leise Flugder Göttin scheucht einen solchen auf. Wenn aber dieseCharakteristik jedem Griechen verständlich war, so konnten dieMessenier es sich wohl gefallen lassen, wenn die Eifersuchtder <strong>Sp</strong>artaner eine Erwähnung von <strong>Sp</strong>hakteria in der Inschriftbehinderte. Dalier lautet diese: Messenier und Naupaktierweihen dem Olympischen Zeus Zehnten von der feindlichenBeute. Ist aber ein Datum von 420 für die Aufstellungder Nike richtig, so erkejmt man ans dem Werke, welcheFortschritte der Meister Paionios — Dank seiner Beziehungzur attischen Schule — seit der Zeit der OstgiebeJgnippe,d.h. in 10—12 Jahren, speciell im Studium der Gewandbehandlunggemacht hatte.

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