455 Architekten-Verein zu Berlin. 456Sollte also, wie kaum zweifelhaft, die Restauration boi-''er Gruppen glücken, so werdeu zwei der berühmtestendem Pheidias nahe gestandeneu Küustler aus jener Glanz-'poche in grofsen Werken •wieder vor uns erscheinen. IhreWiedergebui-t für die Kunstgeschichte läfst aber weitereResultate erhoffen. Aus dem Studium so grofscr Schöpfungenwird sich ein Maal'sstah gewinnen lassen (an dem esMsher gänzlich fohlte), um die noch in Athen erhaltenen,iber weder sicher datirbaren nocli auf bekannte Künstlernamenzu vcrtheilendcn Werke schärfer zu prüfen, oh nichtdie Sinnesweise, der Stil des Einen oder dofä Andern darinuachweisbar ist. Wenn ferner die Mctopen, wie wahrscheinlich,älter sind als die (ricbeli'elder und der peloponnosisciiünKunstschule entstammen, während jene trotz aller kleinstaatlichenOekoiiomie und provinziellen Maclie die kühnen Fort-^chritto in der attischen Schule veranschauliclien, so wirdes auch möglich seiti, die peloponnesische Plastik aus derZeit des grofsen Meisters Ageladas, bei welchem Piieidias,Polyklet und Myron in die Lehre gegangen sind, genauerals bisher kennen zu lernen.Aber neben so vielversprechenden Ausblicken für dieweitere Erforschung der Geschichte der griechischen Plastik,gewinnen wir in dem Zeus - Tempel das erste grofse giiccbischeBauwerk mit zwei hinreichend gut erhaltenen Giebelieldernals erwünschtes Material zu ästhetischen üntersuchun-!^cn, deren Resultate für die Kunstphilosophie wie für moderneIvunst von einschneidender Bedeutung werden können. Dietraurigen Zerstörungen , welche die Giebelgruppen des Par-Tiienon erlitten haben, besonders das östliche, behindern —^ie es acheint füi" immer — - eine sichere Erkenutnii's derursprünglichen Composition und in den beiden Gruppen vomTempel zu Aigina äut'sert sich eine ältere Kunstaufl'assmign,;ch in voller Befangenheit: es ist nur eine Lösung desselbenKunstproblcms, wenn auch in zwei Varianten. Wast'iieidias als eine fruchtbare Neuerung bei Gruppencompositionenam Parthenon schon angehahnt hatte -— der bcab-^^chtigte Gegensatz zwischen Ruhe und Bewegung in denbeiden Giebelgruppen im Osten und Westen - tritt in Olympianoch deutlicher liervor. Hier im Osten die Vorbereitungu. h. die letzten Minuten vor dem entscheidenden Wettkampfezwischen Oinomaos und Pelops, unter der Obhut des in Person—. nicht als Götterbild — anwesenden Zeus. Und dennoch,trotz aller voraus zu setzenden <strong>Sp</strong>annung in den Gemülhern,welche Sammlung, ja last foierliclie Ruhe der Krwartungdes Kommenden! Selbst die Rosse stehen wie gebannt. Istes die persönliche Erscheinung des tiöttervaters unter denMenschen, welche diese lautlose Stille iiervorruft, die hangei-]rwartung stcigcrtV Oder hat der Künstler mit der starreui;ist parallelen Aufstellung der Hauptpersonen, den Ernst desAugenblicks, wo jeder nur mit sich beschäftigt die Aul'scnueltvergilst, schärfer betonen wollen VIm Westen der Gegensatz; die durch Weingenufs beider Hochzeit des Peirithoos entzündete Brunst der haihthielischenKentauren, ihr Angriff gegen Flauen und Jungfraueuund der leidenschaftliche Kampf gegen die Wilden zur Rettungdieser. Und schon jetzt übersehen wir, dal's das alteGesetz des Parallelismus auch hier in den Gruppen festgehaltenworden ist, aber durch eine Fülle von interessantenAbweichungen in den Einzel gestalten ebensosehr aufgelöstwie bereichert Eine ganze Reihe wohlerhaltener Köpfe,Avcjblicher wie männlicher und aus verschiedenen Altersstufen,giebt uns endlich die laug erwünschte unmittelbare Anschauungvon dem Talente des Alkamenes, der unter den Schülerndes Pheidias als der erste galt.Eine Metopenreiho mit fünf Thaten des Herakles undzwei Giebelfelder mit Über 40 überlebcnsgrOlsen Statuen imLaufe von zwei kurzen Campagnen für die Kunstwissenschafterrungen zu haben, ist viel, selbst für hochfliegende Hoitnungen.Und doch ist dies nicht alles. Eine seltene Schicksalsgunstbeschcerte uns gleich im Anfange die marmorneNike des Paionios nnt ihrer hohen dreiseitigen Basis, einUnikum für die Kunst des Alterthums. Die in JicrrlichsterJugondblüthe leicht und sicher hcrabscliwobende Tochter desZeus, die den Siegeskranz bringt, welchen der Vater guadenvollverleiht, ist allen bekannt, da kein Fund solchesAufseilen erregt hat wie dieser, Mit vollem Recht, denn seitder Entdeckung der Venus von Melos, also seit 50 Jahren, hatGriechenlands Schools nichts Aehnliches gespendet. Eine imherabschwebenden Finge gedachte Jungfrau, — nicht ausErz, sondern aus Marmor, ja aus einem einzigen Blockegehauen. Nur durch die kunstvollste Massenvertheilung konntedie nöthige Stabilität gewonnen werden. Hat Paionios gradein einer solchen vor keiner Schwierigkeit zurückschreckendenSinnesweise, die mit den kühnsten Leistungen des Erzgusseswetteifert, besonderen Ruhm gesucht? Ist vor seinemAuftreten schon Aehidiches versucht worden? Welchen Einflufsübte diese merkwürdige Richtung auf die verschiedenenKunstschulen? Alles Fragen, die ihrer Beantwortung harren.Und wie woithvoU die Basis mit ihrer Inschrift, in welcherder Meister ei'zahlt, dal's er bei einer Concurrenz umdie Akroterien des Zeus-Tempels den Preis errungen. Heii'senhier Akroteria nur die Aufsätze auf dem Giebel, bestehendaus einer ehernen Nike und zwei Dreiful'skesseln auf denEcken, oder heifson Akroteria die Giebel cinschliefslich derGiebelgruppen ? Die Ansichten sind getlieilt, eine sichereEntscheidung steht noch aus, aber richtiger ist wohl dieerste Deutung.Aehnlich wird bereits um das Zeitalter der Nike gekämi)ft.Sie ist ott'enbar ebensosehr ein Weihegeschenk anden Zeus wie ein Siegeszeichen gewesen, das den Waffenruhmder Stifter, der Messenier in Naupaktos dauernd inder Altis verkünden sollte. Die glorreichste Wati'enthat, dieihtieii während des peloponnesischen Krieges gelungen —oder den Athenern durch ihre kluge Mithülfe --, wai" dieGefangennahme der <strong>Sp</strong>artiaton auf der lüsel <strong>Sp</strong>haktcria 425.Dieses Lokal stellt Paionios dar: eine meorumrauschte Felsklippc,einsam, nur von Adlern bewohnt. Der leise Flugder Göttin scheucht einen solchen auf. Wenn aber dieseCharakteristik jedem Griechen verständlich war, so konnten dieMessenier es sich wohl gefallen lassen, wenn die Eifersuchtder <strong>Sp</strong>artaner eine Erwähnung von <strong>Sp</strong>hakteria in der Inschriftbehinderte. Dalier lautet diese: Messenier und Naupaktierweihen dem Olympischen Zeus Zehnten von der feindlichenBeute. Ist aber ein Datum von 420 für die Aufstellungder Nike richtig, so erkejmt man ans dem Werke, welcheFortschritte der Meister Paionios — Dank seiner Beziehungzur attischen Schule — seit der Zeit der OstgiebeJgnippe,d.h. in 10—12 Jahren, speciell im Studium der Gewandbehandlunggemacht hatte.
457 ScfainkeUest am 13. März <strong>1877</strong>. 458Die Idealgostalt der Nike ist eine verhäliiirsmäfsig späteSchöpfung der antiken Kunst, aber dafür wohnt ihr unsterblichesLeben ein. Sie allein — von so vielen Götteridealen— hat den Fall .des Heideiithums überdauert, und in demletzten Jahrhundert, bis in unsere Tage hinein, durch dasTalent grofser Meister ein neues und volksthümliches Ansehengewonnen.Wie der Schools der Altis-Erde viele Reste der Plastikgerettet hat, so hat er auch eine Fülle von Inschriftengehütet. Kur ein Theil ist schon publicirt und erläutertworden. Viel steht noch zurück und jeder Tag bringt neuesMaterial. Aulser mehren metrischen Inschriften und Dcdikationcn,einem vollständigen Proxenie-Dekrete, einer Klageder Lakodämopier gegen die Mossenier und dem Schiedssprücheder Milesier, sind Künstlerinschriftcn oder Siegerinschriftenoder die Namen von Weihgeschenkstiftern hier zu-nennen. Berühmte Künstlernamen wie Agcladas, Mikon,Philesios, Paionios haben sich gefunden, auch neue wieSophokles der Bildhauer, Aristomencs der Messenier. Fernerberühmte Kedner wie Gorgias und Hcrodes Attikus, auchSiegernamen, die in den überlieferten Listen fehlen u. dgl.öebr lehrreich ferner ist die schlichte Anbringung der Dedikationselbst bei grölseren und kostbaren Weihgeschenken,Sie steht entweder oben auf der Horizontalfiäcbe des Sockclstejns,auf dem das Bildwerk errichtet war, oder am oberenRande. Kurz und knapp ist sie immer, z. H, am Weiligoschenkeeines grofsen Erzstieres: „Philcsios machte es.Die Kretrier dem iieus"; oder am Weihgcscliönke der Lakedämonier,einem Lrzkolosse des Zeus, das Distichon:,.Nimm olyiiipisclier ZCUR , Kronide, dieä .^«iianc GebildeAuf ]nit gnäJijsY'm Sinn für dü-s Lakonischt^ Volk."Lehrreich ist ferner die unsrer Gewohnheit widersprechendeTiefstellung fast aller Statuen, selbst der kolossalen Götterbilder.Die griechische Kunst in ihrer iiesten Zeit concentrirtodie ganze kün.stlerische Kraft in der Bildsäule, derSockel war ihr Nebensache, nur auf die sichere und beliuemeErkennbarkeit des Werkes, besonders der Porträtstatue,kam es ihr an. Architektonische Effekte wurdendamit niemals oder nur in seltenen Fällen wie 'i. B. bei derNike des Paionias beabsichtigt.Und neben der Verbindung von Schrift uüd Denkmallernen wir hier — wie Curtius so treffend bemerkt hat — dieverschiedenen Mundarten, ja die in stetem Umbilduiigsprocessobegrittenen Schriftzüge an lauter Originalwerken kennen;ein Arbeitsstoff für die verschiedensten Fächer, der nur sehrallmiilig bewältigt werden kann.Eine ganz besondere Ernte wird die Baukunst halten,eine Ernte auf einem klassischen Kunstterrain, das nochnicht lange entdeckt ist und einen fast jungfräulichen Bodenbildet.Bisher galt unser Studium mit grofser Einseitigkeit nurder Sammlung und Erforschung von Steinbauten. Die griechischeBaukunst hat aber auch einen hochentwickelten Backsteinbaugehabt, der älter als der Steinbau immer neben ihmhergegangen ist. Erst in der neuesten Zeit ist man auf diesennoch ungehobenen Schatz aufmerksam geworden und hatdie zerstreuten, selten für museumgwürdig erachteten Fragmentein Griechenland, Sicilien und Unter-Italien gesammeltDa Olympia von der Natur kein Gnadengeschenkedelsten Marmors wie Athen, Ephesos, Faros, Naxos empfangenhatte, war man hier von Alters lier auf Backsteinbauangewiesen. Dies beweisen die vier noch stehenden spätrömischenRuinen am Kande der Altis sowie mehrere neugefundene.Und was von Terracotten bisher ans Licht getretenist, ermuthigt zu den besten Hoffnungen. Fast injeder "Woche sind Traufrinnen, Stirnziegel, Balkenbekleidungen,Krönungen und Masken zu Tage gekommen von einerSchönheit in der Zeichnung, von einer Feinheit und Soliditätin der Technik, wie solches bisher nur aus Athen bekanntwar. Nicht ohne Grund darf man im Angesichte solcherSchätze von einer Zukunfts - Keramik reden.Die Malerei und zwar die dekorative ist nur durchein Werk vertreten, aber durch ein hochvoUendctes. Diesist der aus Flufskieseln des Alpheios hergestellte Fufsbodcnim Pronaos, bis jetzt der älteste Mosaikboden in der Kunstgeschichte,ein Meisterwerk klarer und gesetzmäfsiger Flächcncomposition,— leider schon so sehr beschädigt, dal'sseine fernere Erhaltung grofse Schwierigkeiten machen wird.Begreiflicher Weise haben bronzene Reste wie Silbermünzendas schwächste Contingent gestellt. Indessen fohltes nicht an autonomen Münzen aller Epochen und aufserGeräthen und Waffen, einer wohlerhaltenen Staatsurkunde,in welcher einem Sieger Demokrates von Tenedos das Gastrechtvon Elis verliehen wird, sind noch kleinere Figinchen,ein Greifenkopf, ein kleiner Greif, eine Votivlanze, fernerein sehr schön gegossener Kalbskopf, sowie das llorn undOhr des von den Eretriern geweihten Stieres gefundenworden.So düifen wir denn mit freudigem und dankbaremStolze auf das Erreichte zurückblicken, setzen aber hinzu:Dies ist nur der Anfang. Kein andres öffentliches odermonumentales Gebäude, als der Zeus-Tempel ist bisher gefundenworden. Und doch wissen wir, dal's in geringer Entfernungvon ihm noch zwei dorische Periptcral-Tempel*) undkleinere CapcUen standen, dafs 11 Schatzhäuser, mehre heiligeBezirke, die Verwaltungsgebäude der Behörden, dasGymnasium und die eigentlichen Kampfplätze Stadion undHippodrom vorhanden waren.Gewil's werden wir auch hier auf arge Zerstörung treffen,aber nicht auf völlige Leere. Und erst, weim die Standplätzeeiniger der Haupt-Bauanlagen erkundet sein werden,können die so wichtigen topographischen Fragen mit Aussichtauf Erfolg behandelt und entschieden werden.Aber schon jetzt hat es die künstlerische Phantasie gedrängt,die erworbene Lokalkenutnifs mit den schönen Resultatender Ausgrabungen, besonders den architektonischenzu einem Bilde zusammenzufassen. Es ist der Ihnen alsErinnerungsblatt eingehändigte Restaurations - Versuch; fürdie Reconstruction des Zeus-Tempel angenähert sicher, auchin der Verwcrthung der Standplätze der Nike, des PhilesiosStieres, der Thymele, der Exedorn U.A.; in wesentlichenPunkten dagegen, wie der Vermuthung, dafs das Thor fürdie Festzüge in der südlichen Altis-Mauer, das Heräon aufder Stelle der byzantinischen Kirche gestanden habe, sehrzweifelhaft und verbesserungsßlhig. Eins ist jetzt schon*') Während des Druckes ist bereits in einer Entfernung von80 Metern nördlich vom Zeus-Tempel das lleräon, ein altdorlacherPeripteral-Tempel YOÜ 50,09 Limge und 18,73°* Breite mit sechs zusechszebn Säulen gefunden und vollständig hlöls gelegt A«ordeo, Inseinem Innern wutde als besonduren Prachtstück der diesjährigen Anagraijangender marmortie Hermes des Praxiteles entdeckt.
- Seite 1 und 2:
337 338mmm xxvu. 18»t. HEFT m m X.
- Seite 3 und 4:
341 Herrmauji, Neue Strafanstalt am
- Seite 5 und 6:
345 Herrmann, Neue Strafanstalt am
- Seite 7 und 8:
349 Herrmann, Neue Strafanstalt am
- Seite 9 und 10:
353 Schelten, Ueber Güte und Wider
- Seite 11 und 12: 357 Schelten, lieber Güte und Wide
- Seite 13 und 14: 361 Schelten, lieber Gute und Wider
- Seite 15 und 16: 365 Schelten, Ueber Güte and Wider
- Seite 17 und 18: ZeitscKi'ii't f-BauwescTi W7. Versu
- Seite 19 und 20: 371 H. Wiebe, Ueber die Bestimmung
- Seite 21 und 22: 375 H. Wiebe, lieber die Bestimmung
- Seite 23 und 24: 379 H. Wiebe, Ueber die Bestimmung
- Seite 25 und 26: 383 H. Wiebe, Ueber die Bestimmung
- Seite 27 und 28: 387 H. Wiebe, lieber die Bestimmung
- Seite 29 und 30: 391 H. Wiebe, lieber die Bestimmung
- Seite 31 und 32: 395 H. "Wiebe, lieber die Bestimmun
- Seite 33 und 34: 399 K. Neumann, Ueber den Backstein
- Seite 35 und 36: 403 R Neumtinn, Ueber den Backstein
- Seite 37 und 38: 407 K. Neumann, Ueber den Backstein
- Seite 39 und 40: 411 R Keumami, Ueber den Backstein.
- Seite 41 und 42: 415 Voig'tel, 66ster Baubericbt üb
- Seite 43 und 44: 419 Öchönfelder und Mohr^ Der Des
- Seite 45 und 46: 423 öchönfelder und Mohr, Der Des
- Seite 47 und 48: 427 Blaück, Ueber den Bau der Eise
- Seite 49 und 50: 431 Blanck, Ucber deu Bau der Eisen
- Seite 51 und 52: 435 Blauckj Ueber den Bau der Eiseu
- Seite 53 und 54: 439 Blanck, Ueber den Bau der Eisen
- Seite 55 und 56: 441 Mefsinstrument von Bohne. 442du
- Seite 57 und 58: 445 Schinkelfest am 13. März 1877.
- Seite 59 und 60: 449 Schinkelfest am 13. März 1877.
- Seite 61: 453 Schinkelfest am 13. März 1877.
- Seite 65 und 66: 461 Verein ft!r Eisenbalmkunde zu B
- Seite 67 und 68: 465 ProtocoU der Versammlung am 9.
- Seite 69 und 70: 469 Literatur. 470betreffende Bemer
- Seite 71 und 72: 473 Nekrolog. 474machte, nachdem er
- Seite 73 und 74: 477 Nekrolog. 478Zunächst wurden d