Der obige Satz gilt entsprechend für mehrdimensionale Integrale, beispielsweise gilt untergewissen Voraussetzungen:∫∫∫∫∫∫d∂ ff (x,y,z,t) dx dy dz = (x,y,z,t) dx dy dz. (8)dt BB ∂t1.21 Bemerkung. Die Parameterabhängigkeit steckt im Integranden. Hängt dagegen das Integrationsgebietvom Parameter ab, dann führt die Ableitung nach dem Parameter typischerweiseauf eine Anwendung des Hauptsatzes der Differential- und Integralrechnung:∫d tf (x) dx = f (t).dt aMit der Kettenregel folgt hieraus die allgemeinere Formel∫d b(t)∫ b(t)f (x,t) dx = f (b(t),t)b ′ (t) − f (a(t),t)a ′ (t) + ∂ t f (x,t) dx.dt a(t)a(t)Die stetige Abhängigkeit eines Integrals von Parametern beruht darauf, das folgende Vertauschungeines Grenzwertes mit dem Integral gerechtfertigt ist:∫∫lim f (x,y,z,t) dV = lim f (x,y,z,t) dV = f (x,y,z,t 0 ) dV. (9)t→t 0∫Bt→t 0BDie letzte Gleichung ist die Stetigkeit von f im Parameter t, die vorausgesetzt wird.Analog beruht die Differenzierbarkeit eines Integrals nach einem Parameter t darauf, das folgendeVertauschung eines Grenzwertes mit dem Integral gerechtfertigt ist:1 ( ∫limt→t 0 t −t 0 B∫= limB∫f (x,y,z,t) dV −Bf (x,y,z,t 0 ) dV )∫f (x,y,z,t) − f (x,y,z,t 0 )dV =t→t 0 t −t 0BB∂ t f (x,y,z,t 0 ) dV.Die letzte Gleichung ist die partielle Differenzierbarkeit von f nach t, die vorausgesetzt wird.Gegeben sei eine Folge ( f k ) von über B ⊆ R 3 integrierbaren Funktionen f k : B → R, k ∈ N,die punktweise konvergiert: f (x,y,z) := lim k→∞ f k (x,y,z). Unter welchen Voraussetzungen gilt∫ ∫lim f k dV = f dV ? (10)k→∞ BBInsbesondere beinhaltet die Frage auch die nach der Integrierbarkeit von f . Die Lebesgue’scheIntegrationstheorie liefert auf diese Frage folgende positive Antworten.1.22 Satz (von der monotonen Konvergenz). Gilt f k ≤ f k+1 für alle k und konvergiert die aufder rechten Seite von (10) auftretende Folge von Integralen gegen eine reelle Zahl, dann ist fintegrierbar und es gilt (10).1.23 Satz (von der dominierten Konvergenz). Existiert g : B → [0,∞[ integrierbar, sodass | f k | ≤g für alle k gilt, dann ist f integrierbar und es gilt (10).14
Die Formel (8) und der Satz 1.19 leitet man aus dem Satz 1.23 von der dominierten Konvergenzher.1.24 Beispiele. Wir illustrieren die Konvergenzsätze durch Beispiele und Anwendungen.(i) ∫ R 2 e−x2 −y 2 d(x,y) = π folgt mit monotoner Konvergenz. Setze dazu{e −x2 −y 2 , (x 2 + y 2 ≤ k 2 ),f k (x.y) =0, (x 2 + y 2 > k 2 ).Dann ist f k ≤ f k+1 und∫ ∫f k dA = e −x2 −y 2 d(x,y) = 2πR 2 x 2 +y 2 ≤k 2∫ k0e −r2 r dr = π(1 − e −k2 ) → πfür k → ∞.(ii) Das Newton’sche Potential N(x,y,z) = r −1 , r = √ x 2 + y 2 + z 2 , ist über die Einheitskugel Bintegrierbar. Wir wollen dies aus dem Satz 1.22 folgern. Dazu setze N k (x,y,z) = r −1 wennr > 1/k und Null sonst. Offenbar gilt N k ≤ N k+1 . Unter Verwendung von Kugelkoordinatenhaben wirFolglich ist∫B∫ 1N k dV =∫r≤1= 4π∫ π/2 ∫ π1/k −π/2∫ 11/k−π1r r2 cosθ dϕ dθ drr dr = 2π(1 − 1/k 2 ).1dV = limr 2π(1 − k→∞ 1/k2 ) = 2π.Obwohl das Newton’sche Potential bei r = 0 singulär ist, ist es integrierbar.(iii) Die Formel (9) folgt sofort aus dem Satz von der dominierten Konvergenz, wenn B einebeschränkte Menge und f eine beschränkte Funktion ist, | f (x,y,z,t)| ≤ M. Als Majoranteg wählt man die konstante Funktion mit Wert M.(iv) ∫ ∞−∞ (1 + x2 ) −1 dx = π(v) ∫ ∞0 x−1 dx existiert nicht, denn anderenfalls wäre nach dem Satz von der dominierten Konvergenzdie Folge der Integrale∫ k1/kx −1 dx = 2lnkfür k → ∞ beschränkt, was aber offenbar nicht der Fall ist.(vi) Die Funktionen f k : R → R,{k, (|x| < k/2)f k (x) =0, (|x| ≥ k/2).haben alle Integral 1. Die Konvergenzsätze sind hier nicht anwendbar.15