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MANAGEMENTund drei Kälber hält, käme künftig ohneVieh, dafür mit 100% Ökofläche sogarauf mehr Direktzahlungen als heute. Mitdem entscheidenden Unterschied, dasser als reiner Landschaftspfleger fast keineStruktur- und Fremdkosten mehr hat.Und das sind nun mal die Kosten, diedas Einkommen im Berggebiet so tiefhalten. Weil sich dieser Bauer die Tierhaltungspart, erreicht er praktisch dasausserlandwirtschaftliche Vergleichseinkommen.Mit dem nicht unwesentlichenUnterschied, dass sich damit diegesamte Arbeitszeit auf wenige Heu-Wochen im Jahr reduzieren lässt.Am Markt vorbei ins PortemonnaieAuch im Tal- und Hügelgebietkönnen die Bauern profitieren, wenn siesich z. B. auf Hochstammbäume mitÖko-Hauptnutzung spezialisieren. Dasist lukrativer als intensiv geführte(Hochstamm-) Obstanlagen und natürlichauch lukrativer als z. B. die Milchproduktion.Pro ha extensiver Wiesekann man mit einer Besatzdichte von100 Hochstammbäumen, mit Ökoqualität,Vernetzung und Landschaftsqualitätrund 9500 Fr. Direktzahlungen generieren.Die Arbeitszeit reduziert sichauch hier auf die Monate Juli bis Oktober.Ob das Hochstammobst am Marktgefragt ist oder nicht wird nebensächlich– der Markterlös ist fast immer geringerals die Biodiversitätsbeiträge.Verkannte SAK Dreh- und Angelpunktbei diesen Berechnungen ist dieBewertung der SAK. Denn die SAK istfür alle Arten der Flächennutzung gleichhoch, obwohl der Arbeitsaufwand füreine Ökowiese (ein Schnitt, null Düngung)in der Praxis wesentlich geringerist als für eine intensiv genutzte Futterfläche,die mehrmals gemäht und gedüngtwerden muss. Dass eine Buntbrachenicht so viel Arbeit macht wie einKartoffelacker, liegt auf der Hand undfür einen mangelhaft gepflegten (abermöglicherweise ökologisch wertvollen)Hochstammbaum braucht man nur einenBruchteil der 2.8 Stunden, welchedie SAK-Berechnung suggeriert – da derBund mit 0.01 SAK pro Hochstammrechnet und eine SAK theoretisch 2800Arbeitsstunden entspricht. Die Frage,warum man die SAK-Berechnung nichtnach Nutzungsintensität unterscheidet,beantwortet Jürg Jordi vom Bundesamtfür Landwirtschaft (BLW) so: «Mit einemeinheitlichen SAK-Faktor je ha LandwirtschaftlicherNutzfläche will man erreichen,dass die Betriebsleiterin oderder Betriebsleiter frei entscheiden kann,wie der Betrieb ausgerichtet werdensoll.»Bis zu 600 Fr. pro Stunde Wegendieser Wahlfreiheit kann ein Talbauerbei der Bewirtschaftung 1ha Streue mituntersogar auf einen Stundenverdienstvon 300 bis 600 Fr. kommen. Nämlichdann, wenn er für 1ha Streue mit Vernetzung,Ökoqualität und Landschaftsbeiträgeninnerhalb von zwei Jahren9000Fr. erhält, sie aber nur jedes zweiteJahr mäht. Wie bis anhin werden dieFlächenbeiträge auch weiterhin ausbezahlt,wenn die Schnittnutzung nur allezwei, drei oder sogar vier Jahre erfolgt.Jordi: «Solange die nicht-jährlichenSchnittnutzungen ausreichen, um dasEinwachsen der Flächen zu verhindern,sind die Versorgungssicherheit und dieOffenhaltung ja noch gegeben.» Dassdie Kulturlandschafts- und Versorgungssicherheitsbeiträgeim Jahr ohne Nutzungum ein Drittel gekürzt werden,schmälert den Verdienst wenig. ZumVergleich: In der Milchproduktion kommenviele Bauern nicht über einen Arbeitsverdienstvon 12 Fr. pro Stundehin aus. Weil diese Bauern nicht zwingendmit den Streuebewirtschafternidentisch sind, kann man künftig auchnicht mehr davon ausgehen, dass jederBauer die Ökobeiträge dazu verwendet,um seine Milchproduktion zu subventionieren.Nachgefragt beiBernard Lehmann<strong>UFA</strong>-<strong>Revue</strong>: Wird es mit der AP 2014 – 2017verstärkt zu Direktzahlungsexzessen kommen?Bernard Lehmann: Bei diesen einseitig aufdie Direktzahlungen aus gerichteten Berechnungengeht vergessen, dass die Direktzahlungennur den kleineren Teil desUmsatzes eines Betriebes ausmachen, der andere wird durch denVerkauf von Lebensmitteln erwirtschaftet. Die Land wirte werden sehrgenau rechnen, ob sich eine Maximierung der Direkt zahlungen beigleichzeitiger Reduktion der Produktion unter dem Strich auch tat -sächlich rechnet. Die im Artikel beschriebenen «Exzesse» wären heuteschon möglich, trotzdem trifft man sie nur in seltenen Fällen an.Geht es mit dem Konzept zur Weiterentwicklung des Direktzahlungssystem(WDZ) darum, längerfristig Direktzahlungen zu kürzen?Es ist aus der Luft gegriffen zu behaupten, bei der Weiterentwicklungdes Direktzahlungssystems gehe es darum, die Summe der Direktzahlungenlängerfristig zu kürzen. Richtig – und vom Bundesrat und Parla -ment bei allen Gelegenheiten bestätigt – ist, dass die Summe derDirektzahlungen gleich bleibt, die Mittel aber effizienter eingesetztwerden. Das heisst, sie werden zielgerichteter und wirkungsvollereingesetzt, was die Landwirtschaft in der Zukunft bei den Budget ver -handlungen in eine gute Position bringen wird. Dass die Summe derÜbergangsbeiträge abnimmt, wenn mehr Mittel für die freiwilligenProgramme benötig wird, ist Teil dieser Strategie. Diese Mittel bleibenaber in der Landwirtschaft!Eveline Dudda wirft die Frage auf, ob man die Nutzungsintensität in dieSAK-Berechnung einfliessen lassen soll. Wird dieses Anliegen im SAK-Bericht, der 2014 erstellt wird, berücksichtigt?Die Nutzungsintensität wird heute bereits berücksichtig, indem etwadie Tierhaltung eine Rolle spielt – für jede zusätzliche Kuh gibt es mehrSAK. Eine Extensivierung führt immer zu einer Reduktion der anrechenbarenSAK. Das BLW erarbeitet bis im nächsten Frühling einen Berichtzur Beantwortung eines Postulats von Nationalrat Leo Müller. DieserBericht soll allfällige Lücken im SAK-System aufzeigen und Lösungensowie Alternativen vorschlagen.Bernard Lehmann ist Direktordes Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW).Fazit Die hier aufgeführten Beispiele,berechnet übrigens nach dem Agridea-Betragsrechner, sind nur ein kleiner Ausschnittdessen, was im Rahmen des Direktzahlungssystemsmöglich ist. Undalles was möglich ist, wird früher oderspäter auch gemacht. Die Öffentlichkeitdürfte sensibel darauf reagieren. UnterUmständen gehört das sogar zur Strategie:Denn sobald die öffentliche Empörunggross genug ist, lassen sich dieBeiträge problemlos kürzen. Zur Erinnerung:Im Grobkonzept zur Weiterentwicklungdes Direktzahlungssystems(WDZ) hat das BLW 2008 klar gemacht,dass die «Gesamtstützung der Landwirtschaftüber dem für die langfristige Leistungserbringungnotwendigen Niveauliegt», also die Direktzahlungen schlichtzu hoch sind. Deshalb wollte das BLWauch «Sozialverträglichkeitsbeiträge»einführen, die sukzessive abgebaut werdensollten. Im Bericht des Bundesrateszur WDZ (2009) wurden diese Beiträgein Anpassungsbeiträge umbenannt. DasZiel der Senkung blieb bestehen: «Bleibendie Preise auf dem Niveau nachUmsetzung der Agrarpolitik 2011,würden weniger leistungsbezogene Direktzahlungenbenötigt als heute. Indiesem Fall würde ein Teil der heutigenDirektzahlungsmittel über die Anpassungsbeitrageentrichtet und dieseschrittweise abgebaut.» Und für dieseUmlagerung und den Abbau waren 900Mio. Fr. vorgesehen.Autorin Die Agro -nomin Eveline Duddaist selbstständigeAgrarjournalistinaus Hinterforst (SG).www.dudda.chwww.ufarevue.ch 7-8 · 13<strong>UFA</strong>-REVUE · 7-8 2013 11

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