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1/2013 - Psychotherapeutenjournal

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BuchrezensionenOchs, M. & Schweitzer, J. (Hrsg.) (2012). Handbuch Forschung für Systemiker.Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 469 Seiten. 49,95 €.Wiebke HankeIn kaum einem anderen therapeutischenVerfahren scheint aufgrund von ständigerRekursivität und Zirkularität von Erkenntnis-& Handlungsprozessen das Ineinanderwirkenvon Erhebung, Diagnostik und Therapiederart verwoben wie in der systemischenDenk- und (Be-)Handlungsweise. Das vonOchs und Schweitzer herausgegebene Forschungshandbuchliefert nun den erstenbreit angelegten Versuch, den „Mehrwert“des systemischen Ansatzes gegenüber anderenZugängen darzustellen und die kritisiertevorherrschende Praxeologie durchwissenschaftlich fundierte Beiträge zu ergänzen.Ziel der Herausgeber ist es, verengendeDarstellungen reiner RCT-Studien(randomized controlled trials, RCT) aufdem Wege der weiteren Integration vonquantitativen und qualitativen Methoden zuüberwinden und damit eine systemischePerspektive zu ermöglichen.Der Band ist gegliedert in sechs Teile. Zunächstheben Ochs und Schweitzer dieFruchtbarkeit des „unverbrauchten, systemischenNährbodens“ hervor und Schiepekbietet einen einführenden Überblick überdie Besonderheiten der Methodologie undMethoden systemischer Forschung.Im zweiten Teil des Werkes, „Grundlagenund Forschungsfelder“, informiert Hollstein-Brinkmannüber den Einsatz systemischerForschungsmethoden im Bereichder sozialen Arbeit. Richtiges Fragen lernenliegt im Fokus des systemtheoretischorientierten Beitrages von Muraitis undvon Schlippe. Von Sydow stellt Meta-Inhaltsanalysenzur Wirksamkeit systemischerTherapie bei Erwachsenen, Kindernund Jugendlichen vor und argumentiertauf Grundlage der Ergebnisse konsequentfür eine Anerkennung durch den GemeinsamenBundessausschuss. Arnold stelltsich im Hinblick auf die systemische Bildungsforschungder Frage, ob und inwiefernsystemische Gestaltungs- und Erklärungsansätzezur Dekonstruktion klassischer,empirischer Forschungsparadigmenbeitragen können. In Bezug auf die Gestaltpsychologieder Berliner Schule befasstsich Kriz in einem anspruchsvollenBeitrag mit den Wirkungsweisen systemtheoretischerAnsätze. Baecker verdeutlichtden Zugewinn systemtheoretischerBegrifflichkeiten für die empirische Forschung.Pointiert und humorvoll beantwortetSimon abschließend die Frage danach,was unter systemischer Forschungverstanden werden kann.Das Spektrum der „Qualitativen Forschungsmethodenund -ansätze“ reichtvon der fallrekonstruktiven Familienforschungals Steckenpferd systemischer Praxisforschung,der Integration von Konversations-,Narrations- und Metaphernanalyse(Buchholz) unter Betonung der Integrationeiner affektiven Komponente überphänomenologische Ansätze in derFamilien(therapie)forschung von Dahlund Boss, als Vertreter der subjektivenErkenntnistheorie(n), Grounded Theorybis hin zu Diskursanalyse und narrativerAnalyse (Burck) sowie qualitative Organisationsanalyse(Froschauer & Lueger). DasKapitel erscheint als Appell an (systemische)Praktiker als geübte Fragesteller, bereitsvorhandene Kompetenzen für eigeneForschung nutzbar zu machen.Standardisierte, quantitative Methodenwie multiple Zeitreihenanalysen (Tschacher),der Familieninteraktionsforschung(Reich & Stasch), standardisierte Fragebogenverfahren(Aguilar-Raab) und derScore-15 (Stratton, Bland, Janes & Lask)scheinen zunächst schwer vereinbar mitsystemisch-konstruktivistischen Prämissen.Diesen Zwiespalt überwinden die AutorInnendes vierten Teils, „Quantitative Forschungsmethodenund -ansätze“, indemsie sich insbesondere Fragen des Prozessesund der Wirkmechanismen von Therapieannehmen und zugleich die Subjektivitätdieser Erhebungsmethoden betonen.Der Teil „Mixed Methods“ fällt im Vergleichzu den übrigen und der Bedeutsamkeit fürdas Forschungshandbuch relativ kurz ausund umfasst eine Vorstellung des RepertoryGrid Interviews zur Erforschung der persönlichenKonstrukte. Um dem Anspruch systemischerForschung nach Multiperspektivitätgerecht zu werden, votiert Ochs dafür, sichmittels Methodenvielfalt der Erfassung des„systemischen Moments“ anzunähern, indemquantitatives Datenmaterial durchqualitativ Erhobenes validiert wird.Im letzten Teil stellt Ochs einen Leitfaden zurGestaltung eines eigenen Forschungsvorhabensvor, der von der Entwicklung der Fragestellungbis hin zur Ergebnispublikation potenzielleHöhen und Tiefen beleuchtet. Abschließendbetont Schweitzer die Notwendigkeit,systemische Forschungsprojektegruppendynamisch als eine Gemeinschaftsaufgabezu begreifen, in der die Beziehungsarbeitim Forschungsteam und zu -partnerneine relevante Herausforderung darstellt.54 <strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 1/<strong>2013</strong>

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