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1/2013 - Psychotherapeutenjournal

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Mitteilungen der PsychotherapeutenkammerHessenLiebe Kolleginnen und Kollegen,über 30 Jahre gabes in Hessen keinegeschlossene Heimerziehung,in derPresse oft als „Kinderknast“bezeichnet.Kinder unter 14Jahren und damitrechtlich schuldunfähig,die Straftaten begingen und für dieAlfred Kriegerdas geschlossene Heim ultima ratio war,wurden in anderen Bundesländern untergebracht.Nach wie vor ist das erzieherischeKonzept umstritten. Studien desDeutschen Jugendinstituts legen nahe,dass die vom Familiengericht wegenSelbst- oder Fremdgefährdung angeordnetefreiheitsentziehende Maßnahme ebenkein „Knast“ sein muss und für manche KinderChancen bietet. Das hängt im Kern davonab, ob es gelingt, eine stabile Beziehungzwischen Kind und Betreuern zu entwickeln.Im Oktober 2012 eröffnete in Sinntal imMain-Kinzig-Kreis eine „intensivpädagogischeWohngruppe“ mit geschlossener Unterbringung.Drei Kinder sind derzeit indem für acht Kinder konzipierten Haus fürbis zu zwei Jahre untergebracht. Ich habemit Frau Sartorius und Herrn Dr. Ochs dieseEinrichtung im Januar besucht. Wir warenüberrascht, dass neben der sozialpädagogischen,psychologischen und psychiatrischenBetreuung kein originär psychotherapeutischesAngebot außerhalb derInstitution vorgesehen ist.Das Problem der Kinder scheint mir nichtdie vorübergehende Einschränkung derBewegungsfreiheit zu sein, die sie nacheinem Stufenplan zurückgewinnen können.Der Wunsch der Kinder nach einemOrt für sich, nach Intimität scheint groß zusein. In einer Psychotherapie könnten dieKinder etwas von sich vor den Erwachsenenund den anderen Kindern „wegsperren“und könnten innere Freiheit und Sicherheittrotz oder gerade wegen der äußerenEinschränkung entwickeln.Es grüßt sie herzlichAlfred KriegerHessenMehr Therapie, mehr Sicherheit!Einen Therapieplatzzu finden ist fürviele Menschenschwierig, insbesonderefür ehemaligeSexualstraftäter.Dies soll sich nunändern. Eine gemeinsameKooperationder PsychotherapeutenkammerYvonne WinterHessen (LPPKJP Hessen) mit dem Verein„Förderung der Bewährungshilfe in Hessene. V.“ (www.fbh-ev.de) und dem HessischenMinisterium für Justiz unterstützt therapiemotivierteehemalige Sexualstraftäter.Ziel der konzertierten Initiative ist es, denca. 125 erwachsenen Sexualstraftätern inHessen eine verbesserte Versorgung mitPsychotherapie zu gewährleisten.Aus Sicht der LPPKJP Hessen kommenhierfür insbesondere Psychologische Psychotherapeuteninfrage. Das mittels Approbationdokumentierte heilkundlicheWissen stellt die Grundbedingung für einewissenschaftlich fundierte und qualifiziertePsychotherapie dar. Zu den Eckpunktendes Kooperationsprojektes gehören regelmäßige,spezifische Fallsupervisionendurch erfahrene Supervisoren, zusätzlichist eine spezielle curriculare Fortbildung fürdie Psychotherapie mit Sexualstraftäterngeplant. Für die Teilnahme an dieser Fortbildungsowie an speziellen Fachtagungender Bewährungshilfe wurden Zuschüssedurch die Kooperationspartner in Aussichtgestellt. Besonders für approbierte Kollegenohne Kassenzulassung könnte diesesTätigkeitsfeld von Interesse sein. Rechtlichgesehen unterliegt die psychotherapeutischeBetreuung von ehemaligen Sexualstraftäternnicht der Leistungspflicht derKrankenkassen, sondern dem Bewährungsrecht.Deshalb wird die Finanzierungdes Projektes über die Bewährungshilfegewährleistet. Die Honorierung der Therapiesitzungenorientiert sich am üblichenStundensatz einer GKV-Behandlung undkann auch darüber liegen.Die in der Bevölkerung weit verbreiteteAngst vor Sexualstraftätern entspricht nichtden realen Zahlen, sie wird vielmehr durchintensive Medienberichterstattung beeinflusst.Tatsächlich beträgt der Anteil der Sexualstraftatennur 0,8% an allen Delikten.Eine wissenschaftlich fundierte und qualifiziertetherapeutische Tätigkeit, die die Zahlder Wiederholungstaten senkt und damitpräventiv wirkt, hat eine hohe berufspolitischeund gesellschaftliche Relevanz. Deswegenfördert die LPPKJP Hessen dieseZusammenarbeit nachdrücklich. Sie sichertdamit zugleich ein umfassendes Tätigkeitsfeldfür ihre Mitglieder und schafft darüberhinaus Qualitätsstandards auf wissenschaftlich-heilkundlichemNiveau.Die LPPKJP Hessen, der Verein für Bewährungshilfeund das Justizministerium führenam 23.8.<strong>2013</strong> im Saalbau Gutleut inFrankfurt am Main eine Veranstaltung zuihrem Kooperationsprojekt durch. Nähereswird rechtzeitig angekündigt.Yvonne Winter(Mitglied des Vorstands)82 <strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 1/<strong>2013</strong>

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