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1/2013 - Psychotherapeutenjournal

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Mitteilungen der PsychotherapeutenkammerPsychisches Trauma – therapeutische Perspektiven – eine Veranstaltung im Rahmender Reihe „Kammermitglieder stellen ihre Arbeit vor“ am 17.1.<strong>2013</strong>BerlinDorothee Hillenbrand,VizepräsidentinIm Bereich der Traumaforschung und -behandlunghat sich in den letzten Jahrzehntenviel bewegt, neurologische Erkenntnissewurden integriert, Behandlungsmethodenentwickelt, wissenschaftliche Disputeum die Zukunft „der“ Traumatherapie werdeninnerhalb der Profession und interdisziplinärgeführt. Der Ausschuss „Aus-, FortundWeiterbildung“ der Berliner Psychotherapeutenkammerorganisierte im Rahmender Reihe „Psychotherapeuten stellenihre Arbeit vor“ am 17.01.<strong>2013</strong> die Veranstaltung„Psychisches Trauma – therapeutischePerspektiven“. Eingeladen wurdenzwei erfahrene und durch Veröffentlichungenund Fortbildungen bekannte KollegInnen:Oliver Schubbe als Verhaltens- undFamilientherapeut, Institutsleiter, EMDR-Trainer (Eye-Movement Desensitizationand Reprocessing), Supervisor und Gutachterim Bereich psychoreaktiver Traumastörungenin aufenthaltsrechtlichenVerfahren und Dr. Franziska Henningsenals Psychoanalytikerin mit jahrzehntelangerErfahrung in der Behandlung von Menschenmit traumatischen Erfahrungen,ebenfalls auch Gutachterin, Supervisorin,Dozentin, Autorin und Lehranalytikerin.Zunächst stellte Oliver Schubbe ein Fallbeispielaus seinem Auslandspraktikum währendseiner Ausbildungszeit bei VirginiaSatir vor. Ohne die Kenntnis traumaadaptierterTechniken und trotz erheblichersprachlicher Schwierigkeiten beobachteteer große therapeutische Veränderungenbei Traumatisierten, wie er sie in Deutschlandanfangs nicht mehr erreichen konnte:Dank seiner sprachlichen Schwierigkeitenhatte er offensichtlich so lange nachgefragt,bis die traumatischen Erinnerungenverarbeitetet waren. Ähnlich tiefe undschnelle Veränderungen beobachtete ererst wieder, nachdem er bei Francine ShapiroEMDR gelernt hatte. Mit dieser Erfahrungund einem Überblick über die vorliegendenWirksamkeitsstudien begründeteer die These, dass es bei der Behandlungvon Traumafolgen bedeutsame Wirksamkeitsunterschiedegäbe. TraumaspezifischeTechniken wie EMDR oder das neueBrainspotting könnten eine große Hilfedarstellen, um bei der Begleitung der Traumaverarbeitungkontinuierlich empathisch,konsequent traumafokussiert und für alleEbenen der Verarbeitung offen zu bleiben.Oliver SchubbeFür Schubbe sind Grundlagen der Arbeitmit traumatisierten Menschen:• das therapeutische Bündnis – trotzvieler Komorbiditäten, trotz erhöhterSuizidalität, trotz der hohen Prävalenzvon sexuellem Missbrauch durch Psychotherapeuten,trotz z. T. weiter bestehenderTäterkontakte, trotz nach wievor bestehender Finanzierungslückenbei Psychotherapien,• die Empathie des Psychotherapeuten– trotz emotionaler Taubheit und Überreaktionen,Inkongruenzen, Bindungsstörungen,Amnesien, Tabus und derUnfassbarkeit der Ereignisse,• die Kenntnis des biologischen Ankersder Symptomatik im impliziten Gedächtnis,im Körpergedächtnis und inimpliziten Beziehungs- und Interaktionsmustern• und dafür eventuell der Einsatz psychotherapeutischerTechniken.In einem zweiten Fallbeispiel stellte Schubbedie von dem Psychoanalytiker DavidGrand auf der Grundlage von EMDR undSomatic Experiencing entwickelte Behandlungstechnik„Brainspotting“ im Video vor.Untersuchungen zufolge diene der Lidschlagnur zum Teil der Befeuchtung unddem Schutz der Augen und zum zahlenmäßigüberwiegenden Teil der Unterstützungvon Aufmerksamkeitsprozessen. Umgekehrtkönnen der spontane Lidschlagund reflexartige Augenreaktionen genutztwerden, um die Aufmerksamkeit bei derTraumaverarbeitung in einem erträglichenund für die Verarbeitung günstigen Toleranzfensterzu halten. In der Diskussion mitden anwesenden PsychotherapeutInnenbegründete er den Einsatz dieser Technikals ein interaktives Vorgehen, das wenigerSchritte als z. B. das EMDR-Standardprotokollenthalte und dadurch beim Klientenschneller Aktionen und Effekte erziele.Franziska Henningsen zeigte in ihrem Vortragaus psychoanalytischer Sicht, wie inder therapeutischen Situation die traumatischemeist unbewusste Beziehungskonstellationwiederbelebt und einer Bearbeitungzugänglich wird. Drei Grundannahmensind dabei die Leitgedanken:1. Eine traumatische Erfahrung kann imseelischen Raum gar nicht oder nurpartiell repräsentiert werden und führtzu erheblichen Ich-Einschränkungensowie diversen Symptomen.2. Die Destruktivität des Traumas führt zuDissoziation und Spaltung, vor allemdes Affekts.3. Bei frühkindlicher Traumatisierunghinterlassen die traumatischen ErfahrungenSpuren in der psychosomatischenEinheit zwischen Mutter undKind, die im impliziten prozeduralenGedächtnis gespeichert werden (Schore,2007, S. 99 ff.) und zu Symbolisierungsstörungensowie pathologischenfusionären Bindungen führen können.In einer psychoanalytischen Behandlunggeht es um Bearbeitung der traumatischenBeziehungskonstellationen in der Übertragung.Im ersten Fallbeispiel stellte sie eindrucksvoll,veranschaulicht durch kindlicheZeichnungen, den Behandlungsverlauf miteinem fünfjährigen Mädchen (Knochenmarksspenderin,Todesängste, Depression,Wut, Trauer) dar. Im gemeinsamen kreati-72 <strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 1/<strong>2013</strong>

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