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SONDERAUSGABE "Fit for E-Volution" - konstruktion.de

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TECHNOLOGIEInterviewmit Prof.Dr.-Ing.Gunther Reinhart, iwb Technische UniversitätMünchen„Der Elektrolytist das Blut <strong>de</strong>r Zelle“AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie wichtigist bei <strong>de</strong>r Herstellung vonLithium-Ionen-Zellen <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>r Befüllung mit Flüssig-Elektrolyt?Lebenswichtig,<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Elektrolytist quasidas Blut <strong>de</strong>r Zelle.Vor <strong>de</strong>r Befüllung wird<strong>de</strong>r Zellstapel <strong>de</strong>rart dicht indas Gehäuse<strong>de</strong>r Zelle gepackt, dass kaum noch Platzzwischen <strong>de</strong>n Elektro<strong>de</strong>n ist. Anschließendwird die Elektrolytflüssigkeit in dasGehäuse dosiert. Diese besteht aus einerMischung verschie<strong>de</strong>ner Lösungsmittelmit Leitsalzen. Ohne Elektrolyt kann dieBatterie nicht funktionieren, daüber dieFlüssigkeit die Lithium-Ionen zwischen<strong>de</strong>n Elektro<strong>de</strong>n wan<strong>de</strong>rn.Die Befüllung ist<strong>de</strong>shalb entschei<strong>de</strong>nd für die Qualität <strong>de</strong>rZelle und produktionstechnisch sehr anspruchsvoll.AUTOMOBIL PRODUKTION: Woraufkommtesdabei an?Nach <strong>de</strong>r Befüllung müssen alle Schichten<strong>de</strong>r Zelle, also Separatoren und Elektro<strong>de</strong>n,vollständig mit <strong>de</strong>m Elektrolyt benetztsein. Esdürfen we<strong>de</strong>r Gaseinschlüssezwischen <strong>de</strong>n Lagen <strong>de</strong>r Zelle verbleibennoch später durch Schaumbildungentstehen. Flüssigkeitsüberschuss istebenfalls unzulässig, dasich sonst ungebun<strong>de</strong>neLeitsalze in <strong>de</strong>r Zelle ablagernkönnten. Bei sehr genauer Dosierungmuss die Befüllung schnell ablaufen, dasie oftmals <strong>de</strong>r taktzeitbestimmen<strong>de</strong> Prozessist.Außer<strong>de</strong>m muss unbedingt sichergestellt wer<strong>de</strong>n,dass die Elektrolytflüssigkeitnicht mit Wasser in Kontakt kommt.Bereits die normale Luftfeuchtigkeit lässtunerwünschte Nebenreaktionen auftreten,dieMensch und Produkt gefähr<strong>de</strong>n.AUTOMOBIL PRODUKTION: Wird die Be<strong>de</strong>utungdieses Themas von <strong>de</strong>n Batterieherstellernunterschätzt?Ich wür<strong>de</strong> sogar sagen,dass dieses Themasowohl von <strong>de</strong>n Herstellern als auch von<strong>de</strong>n Forschungseinrichtungen unterschätztwird. Es gibt nur sehr wenig Literaturhierüber und das Prozessverständniserscheint wenig ausgeprägt. Mit <strong>de</strong>mTrend zu groß<strong>for</strong>matigen Batteriezellengewinnt dieser Prozess wegen größererBefüllwege noch weiter an Be<strong>de</strong>utung.Der Prozess ist weniger vergleichbar mit<strong>de</strong>r Füllung eines Wassereimers als mit<strong>de</strong>m Dekantieren eines guten Rotweines.AUTOMOBILPRODUKTION: Wasist zu tun,um die richtige Befüllung technisch zugewährleisten?Wir müssen uns intensiv mit Benetzbarkeit<strong>de</strong>r Zellmaterialien, mit <strong>de</strong>r Viskosität<strong>de</strong>s Elektrolyts und mit <strong>de</strong>n Druck- undDurchflussverhältnissen in <strong>de</strong>r unversiegeltenZelle beschäftigen. Die Befüllungmuss in einer absolut trockenen Umgebungstattfin<strong>de</strong>n. Darin wird eine Vakuumkammerinstalliert, um <strong>de</strong>n Füllvorgangzu beschleunigen. Nach <strong>de</strong>r Dosierung<strong>de</strong>r Flüssigkeit wird die Zelle wechselweiseÜber-und Unterdruck ausgesetztund anschließend versiegelt.All dies dient<strong>de</strong>r schnellen und blasenfreien Aufnahmevon Flüssigkeit. Inunserem fünfköpfigenForscherteam zur Batterieproduktion arbeitetHerr Thomas Knoche konzentriertdaran, diese Prozesse und Effekte wissenschaftlichzu durchdringen.AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie kann <strong>de</strong>rZellhersteller von einem optimierten Befüllungsprozessprofitieren?Der Hersteller profitiert erstens von einerhöheren Prozesssicherheit und somit voneiner konstanteren Qualität <strong>de</strong>r Produkte.Da die Elektrolytbefüllung einer <strong>de</strong>r letztenSchritte <strong>de</strong>r Zellmontage ist, wirktAusschuss beson<strong>de</strong>rs kostentreibend.Professor Gunther Reinhart: „Ausschuss in<strong>de</strong>r Zellmontagewirkt beson<strong>de</strong>rs kostentreibend.“Zweitens erreicht man durch einen optimiertenBefüllungsprozess eine kürzereTaktzeit.AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie kann dieElektrolytbefüllung Parameter wie <strong>de</strong>nWirkungsgrad, die Lebensdauer und <strong>de</strong>nAkkupreis beeinflussen?Neben <strong>de</strong>n Kosten beeinflusst <strong>de</strong>r Befüllprozessauch die Qualität imSinne vonZyklenlebensdauer und Energiedichte.Dashängt davon ab, ob alle Zelllagen ausnahmslosvon <strong>de</strong>r Elektrolytflüssigkeit benetztwur<strong>de</strong>n. Obauch bei vollständigerBenetzung Leistungsparameter durch <strong>de</strong>nBefüllprozess beeinflusst wer<strong>de</strong>n,ist aktuellunklar. Ein Beispiel: Bei Solarzellen istbekannt, dass sich in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r EinfüllöffnungAdditive ansammeln, die dann inentfernten Bereichen fehlen und so dieLeistungsfähigkeit vermin<strong>de</strong>rn. Durch einenangepassten Befüllvorgang kann diesvermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Obbei Lithium-Ionen-Zellen ähnliche Effekte vorliegen, ist nichtbekannt und somit eine <strong>de</strong>r spannen<strong>de</strong>nForschungsfragen.Das Interviewführte Christian KleinBild: iwb/TUMKombination aus Ano<strong>de</strong>n- und Katho<strong>de</strong>nmaterialkonnten wir die Aufla<strong>de</strong>zyklenvon etwa 200 auf 1400 erhöhen,“ soAlthues. Die Energiedichte <strong>de</strong>r Lithium-Schwefel-Batterien soll langfristig beibis zu 600Wh/kg liegen –gegenüber nur250 Wh/kg bei Li-Ion-Akkus.Ein ähnliches Ergebnis haben Chemiker<strong>de</strong>r Technischen Universität Chemnitzmit <strong>de</strong>m Einsatz winziger Kohlenstoffhohlkügelchenerzielt, die sie mitSchwefel zu einem neuen Katho<strong>de</strong>nmalungen,diesen Prozess mittels poröserKohlenstoffe zu entschleunigen. „DerSchwefel kann sich in diesen Kohlenstoffeneinlagern und langsamer mit <strong>de</strong>mElektrolyt verbin<strong>de</strong>n“, erklärt Dr. HolferAlthues, Leiter <strong>de</strong>r Abteilung „ChemischeOberflächentechnologie“. Die Ano<strong>de</strong><strong>de</strong>s IWS-Akkuprototypen wur<strong>de</strong> ebenfallsoptimiert und besteht aus einer Silizium-Kohlenstoff-Verbindung,die sichbeim La<strong>de</strong>vorgang wesentlich stabilerverhält als Lithium-Metall. „Durch dieseterial verschmolzen haben. SystematischeUntersuchungen <strong>de</strong>r Kugeleigenschaftenergaben, dass ein hoher Kohlenstoffanteildie Leitfähigkeit <strong>de</strong>s Elektro<strong>de</strong>nmaterials(und damit dieAkku-Kapazität) steigerten und dieGröße <strong>de</strong>r Kugeln die Lebensdauer <strong>de</strong>rBatterie beeinflusst: Nach 500 La<strong>de</strong>zyklenzeigten die von IndustriepartnerBASF getesteten Lithium-Schwefel-Akkusnoch rund 70 Prozent Restleistung.Theo Gerstl ■AUTOMOBILPRODUKTION · Oktober 201325

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