262. SELIG SIND DIE ARMENEs wurde uns gesagt, dass wir rechte Menschen werden<strong>und</strong> uns allen Menschen recht widmen sollen. Es wurdedarauf hingewiesen, dass <strong>die</strong>ses wahre Menschwerden an JesusChristus <strong>und</strong> an seiner <strong>Bergpredigt</strong> uns am besten deutlichwerden kann. Es wurde davon gesprochen, dass Liebe seinmuss, Liebe zu den Menschen. Und es wurde davon gesprochen,dass man sich unter Kindern am leichtesten wohl fühlt, weil beiihnen einfach <strong>die</strong> Liebe herrscht, ohne eine bestimmte Absicht.Wir müssen uns darin immer wieder zusammenfinden, was<strong>die</strong> wahre Menschwerdung ist, wie wir zu allen Menschen,auch zur Not aller Menschen, <strong>die</strong> rechte Stellung des Dienstesfinden können. Was Jesus gesagt hat <strong>und</strong> wie er gelebt hat, istuns durch seinen Charakter in der <strong>Bergpredigt</strong> besonders klargeworden. Wenn wir uns darin immer wieder zusammenfinden,dass <strong>die</strong> Liebe <strong>die</strong> einzige Kraft ist, <strong>die</strong> wir brauchen,dass <strong>die</strong>se wahre Liebe im kindlichen Geist gegeben ist, dannbrauchen wir eigentlich nicht mehr zu fragen, wer gut ist <strong>und</strong>welcher Geist es ist, der zu einem solchen Leben führt. Dannwerden wir einander immer sehr nahe kommen, sooft wirmiteinander sprechen werden.Als mir in der <strong>Bergpredigt</strong> aufgegangen ist, was vormehreren Jahren gerade bei Beendigung des ersten Weltkriegesder Fall war, da ist mir so vieles tief <strong>und</strong> entscheidendklar geworden, dass es unmöglich ist, das in wenige Worte zu
27fassen. Es hätte auch keinen Sinn, eine Aufzählung zu geben.Da ist es viel besser, <strong>die</strong> <strong>Bergpredigt</strong> selbst zu lesen. Und ich würdemich freuen, wenn jeder von uns heute Nacht <strong>die</strong> <strong>Bergpredigt</strong>lesen würde.Aber einiges möchte ich sagen, was mich damals so tiefbeeindruckt <strong>und</strong> entscheidend beeinflusst hat, dass ich auchheute eigentlich Tag <strong>und</strong> Nacht daran denke. Die Gerechtigkeitoder das Gutsein <strong>und</strong> <strong>die</strong> soziale Liebe, <strong>die</strong> Jesus in der<strong>Bergpredigt</strong> meint, ist etwas ganz anderes als <strong>die</strong> Moral <strong>und</strong> <strong>die</strong>Frömmigkeit <strong>und</strong> das Dogma aller Theologen <strong>und</strong> Moralisten.Warum ist das etwas ganz anderes? Das sagt Jesus,indem er von dem Baum spricht <strong>und</strong> von dem <strong>Salz</strong><strong>und</strong> dem <strong>Licht</strong> <strong>und</strong> der Stadt. Und wenn er von dem Baum<strong>und</strong> dem <strong>Licht</strong> <strong>und</strong> der Stadt spricht, spricht er von Gott <strong>und</strong>von seinem Geist. Wenn wir das Wort Gott nicht gerne hören,sprechen wir vom <strong>Licht</strong>, wir können auch vom Baum oder vom<strong>Salz</strong> sprechen. Was ist <strong>die</strong> Kraft im Baum, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Fruchthervorbringt? Was ist <strong>die</strong> Klarheit im Baum, dass jeder Baum<strong>die</strong> ihm zukommende Frucht hervorbringt? Woher stammt <strong>die</strong>Kraft, <strong>die</strong> aus dem Baum <strong>die</strong>se Frucht hervorbringt?In <strong>die</strong>sem Zusammenhang sagt Jesus: Hütet euch vor denPharisäern <strong>und</strong> Theologen, hütet euch vor den falschenMoralisten, hütet euch vor ihnen, wenn ihre Taten nicht ihrenWorten entsprechen. An der Frucht erkennt man den Baum.Und wenn Jesus von dem <strong>Salz</strong> spricht, so sagt er zu denen, <strong>die</strong>seines Geistes sind: Ihr seid das <strong>Salz</strong> der Erde!
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