Interdisziplinäres Fachgespräch „Gonarthrose“ - Deutsche ...
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Dr. Kranig, Sankt Augustin:<br />
Es ist eine einzige Studie, auf die dieser<br />
Wert gestützt wird. Dies ist ja kein echter<br />
Dosis-Grenzwert, sondern eine Lebensdosis,<br />
kombiniert mit einer Mindestgrenze<br />
pro Arbeitsschicht. Für die zu berücksichtigenden<br />
Arbeitsschichten gilt eben dieser<br />
Mindestwert von einer Stunde, der aus<br />
einer anderen Studie entnommen wurde.<br />
Ich möchte zwei Fragen anschließen:<br />
Erstens: Reicht Ihnen aus epidemiologischer<br />
Sicht eine Studie – Herr Taeger hat<br />
sie vorgestellt –, eine Studie, die durchaus<br />
vernünftig gemacht ist, aber eben – so<br />
wie sie angelegt war – auch bestimmte<br />
Begrenzungen hatte, die hier heute auch<br />
zur Sprache gekommen sind? Meine<br />
zweite Frage: ich habe in der Pause<br />
umgerechnet, was Frau Kirkeskov-Jensen<br />
zu Dänemark berichtet hat: Bei 20 bis<br />
25 Jahren kniebelastender Tätigkeit, kombiniert<br />
mit einer mindestens 60%igen<br />
Tätigkeit im Knien bei der höchstbelasteten<br />
Gruppe, komme ich in etwa auch in<br />
einen Bereich von 13 000 Stunden bzw.<br />
doch ein Stück höher, nämlich 18 000<br />
Stunden. Die Bandbreite ist ziemlich groß<br />
zwischen dem Wert 2 700, der auch vor<br />
einigen Jahren, Herr Bolm-Audorff, auf<br />
dem Duisburger Gutachten-Kolloquium<br />
genannt wurde, dem mittleren Wert in<br />
dem oberen Quartil der Sandmark-Studie<br />
und dem dänischen Wert, der für meine<br />
Begriffe noch ein Stückchen höher liegt.<br />
PD Dr. Latza, Hamburg:<br />
Um zu beurteilen, ob es einen Kausalzusammenhang<br />
zwischen einer Exposition<br />
und einer Erkrankung gibt, würde mir<br />
eine einzige Beobachtungsstudie niemals<br />
reichen. Wenn es um die Frage der<br />
Umsetzung der wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse in rechtliche Rahmenbedingungen<br />
geht, muss man die beste Studie<br />
158<br />
heraussuchen, anhand derer man die<br />
Frage beantworten kann, und ihr die entsprechenden<br />
Zahlen entnehmen. Wenn<br />
man keine geeignete Studie fi ndet, muss<br />
man sagen, dass man diese Frage nicht<br />
beantworten kann.<br />
Prof. Hartmann, Hamburg:<br />
Frau Latza, dürfen wir bei der Epidemiologie<br />
von Kausalität sprechen? Ist das<br />
generell zulässig?<br />
PD Dr. Latza, Hamburg:<br />
Eine direkte Evidenz für eine Kausalität<br />
stammt nur aus dem Experiment. In der<br />
Epidemiologie gibt es Kriterien für die<br />
Beurteilung, was für einen Kausalzusammenhang<br />
und was dagegen spricht. Hierfür<br />
sind Vorüberlegungen nötig, was für<br />
Confounder und Bias berücksichtigt werden<br />
sollten. Wenn das Risiko von Confounding,<br />
Bias oder Zufall erheblich ist, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass die beobachtete<br />
Beziehung kausal ist, gering. Das ist die<br />
Einschränkung der Epidemiologie, aber<br />
ihr Vorteil ist, dass wir in der Epidemiologie<br />
tatsächlich die Menschen dort untersuchen,<br />
wo sie sind und nicht vom Tier auf<br />
den Menschen extrapolieren müssen.<br />
Prof. Kentner, Karlsruhe:<br />
Vielleicht darf ich noch mal kurz rekapitulieren:<br />
Am heutigen Vormittag hat Herr<br />
Bolm-Audorff gesagt, dass das Ministerium<br />
eine Dosis haben wollte und die<br />
hat es bekommen. Mir ist neu, dass der<br />
Ärztliche Sachverständigenbeirat unter<br />
der Weisungsbefugnis des Ministeriums<br />
steht, ich dachte der wäre wissenschaftlich<br />
unabhängig.