Interdisziplinäres Fachgespräch „Gonarthrose“ - Deutsche ...
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Vestring, Berlin:<br />
Vielen herzlichen Dank für diesen Satz.<br />
Sie sagen, die grundsätzliche Geeignetheit<br />
ist da. Darf ich das als Konsens mitnehmen,<br />
wohl wissend, dass wir uns dann<br />
zum Grenzwert noch einmal unterhalten<br />
müssen?<br />
Dr. Sun, Sankt Augustin:<br />
Wir wissen alle, dass die Frauen auch<br />
häufi g von Gonarthrose betroffen sind,<br />
aber die Assoziation zwischen kniender<br />
Tätigkeit und Gonarthrose wurde nur bei<br />
Männern festgestellt. Kann man diese BK<br />
nur für Männer gelten lassen oder gilt es<br />
für beide Geschlechter?<br />
Vestring, Berlin:<br />
Im Prinzip ist es nicht auf Frauen oder<br />
Männer begrenzt, aber es sind 13 Berufe<br />
ausdrücklich genannt, von denen ich jetzt<br />
unterstellen würde, dass sie überwiegend<br />
Männer betreffen. Frauen sind, leider Gottes,<br />
nicht sehr häufi g auf dem Bau tätig.<br />
Prof. Bolm-Audorff, Wiesbaden:<br />
Die Berufskrankheit gilt für Männer und<br />
Frauen. Es ist biologisch nicht plausibel,<br />
anzunehmen, dass bei ausreichender<br />
Exposition das Frauenknie gänzlich anders<br />
reagiert als das Männerknie. In der<br />
Praxis wird es in westlichen Bundesländern<br />
überwiegend eine Männer-<br />
Berufskrankheit sein. In den neuen<br />
Bundesländern stimmt es allerdings<br />
so nicht. Dort gibt es in diesen Berufen<br />
nennenswerte Anteile von Frauen, die<br />
dort auch als Facharbeiterinnen in der<br />
Bodenverlegung gearbeitet haben. Insofern<br />
ist das wieder eine sozialpolitische<br />
Entscheidung. Ich gebe Ihnen völlig Recht,<br />
Herr Sun, dass die Evidenz ausschließlich<br />
von Männerstudien kommt, aber es gibt<br />
206<br />
auf der anderen Seite keinen Grund anzunehmen,<br />
dass bei ausreichender Einwirkung<br />
Frauen anders reagieren sollten.<br />
Dr. Sun, Sankt Augustin:<br />
In der Studie von Sandmark wurde<br />
gezeigt, dass es keinen Effekt für Frauen<br />
gibt.<br />
PD Dr. Latza, Hamburg:<br />
Es ist sehr häufi g ein Problem, dass die<br />
statistische Power fehlt, um Effekte für<br />
Frauen zu zeigen. Und es gibt sehr wohl<br />
auch Berufe mit belasteten Frauen, wenn<br />
auch weniger, z.B. gibt es Zimmerfrauen<br />
und Dachdeckerinnen. Biologisch kann<br />
man keinen Unterschied sehen. Ich<br />
denke, es gibt Frauenberufe mit beruflichen<br />
Knie-Belastungen, die vielleicht<br />
noch gar nicht erforscht worden sind.<br />
Wenn man z.B. an Reinigungskräfte denkt,<br />
da wird Forschungsbedarf bestehen.<br />
Prof. Hartmann, Hamburg:<br />
Es gibt schon in den Studien betonte<br />
Frauenberufe. Wenn die einen geringeren<br />
Effekt bringen, ist es offensichtlich<br />
Ausdruck der Schwierigkeit, die beruflichen<br />
von den übrigen, insbesondere<br />
dispositionellen Faktoren abzugrenzen,<br />
weil die Frauen von Natur aus in dieser<br />
Altersgruppe, in der die Manifestation<br />
stattfi ndet, bereits ein deutlich höheres<br />
Risiko als Männer haben. Da gibt es das<br />
Überschneiden der Kurve. Wir sollten<br />
zur Kenntnis nehmen, dass es ein Ausdruck<br />
der Schwierigkeit der Interferenzen<br />
zwischen den Belastungen ist, die die<br />
Abgrenzung des berufl ichen Anteils noch<br />
schwerer machen.