Interdisziplinäres Fachgespräch „Gonarthrose“ - Deutsche ...
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knien und hocken, anschließend wird ein<br />
erneutes Kernspintomogramm angefertigt,<br />
die Knorpelhöhe noch einmal gemessen<br />
und ausgewertet, wie der Knorpel zusammengedrückt<br />
wurde. Dann sieht man,<br />
unabhängig von theoretischen Annahmen,<br />
welche notwendigerweise in biomechanische<br />
Berechnungen eingehen, an welcher<br />
Lokalisation sich die Druckbelastung<br />
auswirkt. Die vorübergehend eintretende<br />
Höhenminderung des Knorpels ist ein<br />
indirekter Hinweis für den Druck. Von<br />
dem, was wir von der Biomechanik bisher<br />
wissen, ist zumindest für das Hocken<br />
davon auszugehen, dass eine Betonung<br />
im Patellarfemuralgelenk und im hinteren<br />
Anteil des Kniegelenks zu erwarten sein<br />
sollte. Das heißt, das Verteilungsmuster<br />
wäre hier anders als bei der generellen<br />
normalen Gonarthrose, die wir ohne<br />
berufl iche Belastung haben. Wenn wir<br />
dann bei berufl ich Exponierten im Rahmen<br />
der Begutachtung ein belastungskonformes<br />
Schadensbild fi nden, das auch<br />
zu den bestätigten biomechanischen<br />
Ergebnissen passt, dann wäre das für mich<br />
zusammen mit der epidemiologischen<br />
Evidenz ein deutlicher Hinweis darauf,<br />
dass sich hier tatsächlich die Druckbelastung<br />
auswirkt. Wenn wir die Erfahrung<br />
machen sollten, dass wir dieses belastungskonforme<br />
Schadensbild überhaupt<br />
nicht sehen, dann müsste allerdings die<br />
geplante BK Gonarthrose insgesamt noch<br />
einmal kritisch hinterfragt werden.<br />
Prof. Luttmann, Dortmund:<br />
Sie haben zwei Punkte angesprochen und<br />
ich habe eine ganze Reihe von Wortmeldungen<br />
registriert: Herr Kranig, Herr Hartmann,<br />
Herr Kentner!<br />
Zunächst möchte ich Frau Latza bitten, die<br />
darauf wartet, aus der Sicht der Epidemiologie<br />
eine Stellungnahme abzugeben!<br />
176<br />
PD Dr. Latza, Hamburg:<br />
Das erste, was ich sagen wollte: Wann<br />
weiß man genug, dass man daraus<br />
Konsequenzen zieht? Die Epidemiologie<br />
hat gezeigt, dass Menschen in Abhängigkeit<br />
von ihrem Rauchverhalten an<br />
Lungenkrebs gestorben sind. Die ganzen<br />
Ursachen hat man damals noch nicht<br />
erklären können. Zweitens möchte ich<br />
etwas über Evidenzkriterien sagen.<br />
Sie kamen aus der klinischen Epidemiologie,<br />
aus Therapiestudien. Da sind<br />
randomisierte klinische Studien der<br />
Goldstandard. In der Arbeitswelt haben<br />
wir diese Möglichkeiten häufi g nicht.<br />
Wir können keine randomisierte klinische<br />
Studie machen, in der man Menschen<br />
dazu auffordert, dass sie in dem einen<br />
Arm der randomisierten Studie 15 Jahre<br />
kriechen oder hocken sollen und wir<br />
haben dann die Ergebnisse. Das ist eben<br />
nicht machbar. Ich wollte noch darauf<br />
hinweisen, dass es neben den Oxford-<br />
Kriterien auch noch andere Kriterien gibt.<br />
Dann muss man sagen, dass wir nach<br />
diesen Kriterien analytische Beobachtungsstudien<br />
haben, die etwas dazu<br />
aussagen, ob Hocken und Knien ein<br />
erhöhtes Risiko begründen. Diese Studien<br />
gibt es und es gibt Studien, die tatsächlich<br />
ein geringes Risiko von Confounding<br />
und Bias haben. Man kann hier tatsächlich<br />
sagen, es gibt hochwertige Studien.<br />
Was ähnliche belastungskonforme<br />
Aktivitäten sein könnten, da kann die<br />
Epidemiologie nicht viel beitragen. Da<br />
gibt es andere Bereiche, die dazu etwas<br />
sagen könnten. Aus der Sicht der Epidemiologie<br />
gibt es tatsächlich Hinweise,<br />
die belastbar sind.