Foto: Becker & Bredel 8 HERMANN-NEUBERGER-PREIS 2/2010 Im Porträt: SV Auersmacher Ein „Fußball“ Der SV Auersmacher hat nach dem Gewinn des SFV-Hallenmasters den zweiten Titel der Saison eingefahren. Zwar huldigt die Auszeichnung „Hermann Neuberger-Preisträger 2009 nicht den sportlichen Erfolg des Fußball-Oberligisten, dennoch spielt dieser eine wesentliche Rolle.
-Dorf auf Erfolgskurs Durch den zweiten Oberligaaufstieg nach 1995 machte der Dorfverein im letzten Jahr auf sich aufmerksam. Das 2500 Seelen-Dorf hatte sich damit <strong>für</strong> die Spielklasse qualifiziert, in der <strong>das</strong> Aushängeschild des Saar-Fußballs, der 1. FC Saarbrücken, in den beiden Jahren zuvor spielte. In der Saison 2009/2010 heißen die Gegner des SVA also SVN Zweibrücken, FK Pirmasens, FC Homburg und Borussia Neunkirchen statt Hüttigweiler, Perl-Besch oder Limbach. Wie lässt sich nun der Erfolg der ersten Mannschaft (derzeit Tabellenzweiter) mit einer Auszeichnung <strong>für</strong> die „hervorragende leistungsorientierte Nachwuchsarbeit“ des Vereins verbinden? Ganz einfach: 14 der 22 Spieler des Oberligakaders kommen aus der eigenen Jugend des SVA. Vor allem die A-Jugend Verbandsliga-Meistermannschaft von 2009 (Aufstieg in die Regionalliga) verstärkte die Mannschaft von Trainer Birster. Allen voran: Talent Jonas Hector (19 Jahre alt). Mit ihm kamen Christian Hertel (19), Tim Hoffmann (20), Marc Franz (19) und Yannik Hoffmann (18) in den aktiven Bereich. Ein Jahr zuvor schafften Hectors Bruder Lucas (21), Mathias Munz (20), Lukas Becker (20) und Philipp Hoffmann (21) den Sprung unter die besten 22. Dieses Faktum allein könnte die Preisverleihung durch den LSVS (<strong>Landessportverband</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Saarland</strong>) rechtfertigen. Doch steckt hinter diesen Ehren <strong>für</strong> den Verein weit mehr. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und sin- kender Geburtenzahlen braucht es Ideen, um als Sportverein eine ausreichende Zahl von Nachwuchsspielern zu halten. Eine Idee, die diesen Zweck in Auersmacher erfüllen sollte, hatte Peter Brocker. Der Jugendkoordinator der Juniorenfördergemeinschaft Obere Saar (beteiligte Vereine: SV Auersmacher, SV Bübingen und FC Kleinblittersdorf) schlug die Schaffung einer FSJ- (Freies soziales Jahr) Stelle im Verein vor. SVA- Geschäftsführer Thomas Dincher realisierte Brockers Vorschlag und beide konnten Topspieler Jonas Hector <strong>für</strong> diese Stelle gewinnen. Zu den Aufgabenbereichen des von Bundesligisten umworbenen Spielers zählen in erster Linie organisatorische Dinge, was alle an der Jugendarbeit Beteiligten deutlich entlastet. Aber auch die langfristige Sicherung des Zulaufs soll durch diese Maßnahme vorangetrieben werden. Thomas Dincher erklärt: „„Jonas geht außerdem mehrmals in der Woche in Schulen in Auersmacher und Kleinblittersdorf. Dort darf er dank seiner C-Lizenz auch eigenverantwortlich Fußball unterrichten.“ Hector selbst bringt vor allem <strong>das</strong> Fußballspielen mit den jungen Schülerinnen und Schülern die meiste Freude: „Natürlich ist die Arbeit mit den Kindern am schönsten. Die Kids haben zwar manchmal schwere Tage, aber es macht eigentlich immer Spaß.“ Nachdem sich der 19-Jährige 2009 gegen einen Wechsel zum Regionalligisten VfL Bochum II und <strong>für</strong> ein weiteres Jahr in seinem Heimatverein entschied, „war <strong>für</strong> mich klar, <strong>das</strong>s ich diese Stelle hier besetzen werde.“ Mit dem Juli endet Hectors FSJ – und sehr wahrscheinlich auch seine fußballerische Zeit in Auersmacher. Die FSJ Stelle hingegen bleibt dem SVA erhalten. Unsicher ist, wer <strong>das</strong> Erbe von Jonas Hector antritt. Laut Thomas Dincher liegen bisher zwei Bewerbungen vor: „Uns ist wichtig, <strong>das</strong>s entweder eine C-Lizenz vorliegt oder während des sozialen Jahres erworben wird. Der Verein würde den Kurs auch bezahlen“, formuliert der Geschäftsführer die Bedingungen einer Zusammenarbeit. Die Bedingungen, welche den etwa 114 Kindern und Jugendlichen des Vereins geboten werden, gehen dabei weit über <strong>das</strong> Fußballspie- HERMANN NEUBERGER-PREIS len hinaus. Für Jugendleiter Armin Ludt und dessen Stellvertreter Mathias Brocker ist nämlich auch die Herausbildung einer Sozialkompetenz eine wichtige Aufgabe des Sportvereins: „Wir setzen sehr auf <strong>das</strong> Gemeinschaftsgefühl. Durch gemeinsame Veranstaltungen, auch aus dem kulturellen Bereich, lernen die Jugendspieler auch etwas <strong>für</strong>s Leben“, erzählt der 22-jährige Brocker. Armin Ludt nennt einige Beispiele solcher Aktivitäten: „Neben den sportlichen Dingen wie Turniere, Sportfeste und Wanderungen organisieren wir jährlich einen Umwelttag, Fahrradtouren, Ferienfreizeiten und eine Jugendweihnachtsfeier.“ Ein Grund zu Feiern bietet sich den Verantwortlichen sowie Jugend- und aktiven Spielern womöglich schon bald. Ein nicht nur von der Jugendabteilung gehegter Wunsch wird laut Geschäftsführer Dincher künftig realisiert: der Umbau des Hartplatzes zu einem modernen Kunstrasenplatz könnte den Zulauf des Dorfvereins langfristig sicherstellen. ▲ SEBASTIAN ZENNER Fotos: Dietze (3), Wieck (1) 2/2010 9