Nr. 11 (III-2015) - Osnabrücker Wissen
Nr. 11 (III-2015) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 11 (III-2015) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wer zog seinen Freunden Funken aus der Nase?<br />
Schon zum fünften Mal wirft „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ einen Blick in das umfangreiche, aber kaum bekannte<br />
Depot des Museums Industriekultur. Diesmal geht es um elektrische Küsse und funkende Nasen.<br />
Die ersten elektrostatischen Generatoren arbeiteten<br />
nach dem Prinzip der Reibungselektrizität<br />
und wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />
als Elektrisiermaschinen bezeichnet.<br />
Reibungselektrizität ist eine wichtige Grundlage<br />
der Elektrizitätslehre und führte im 18. Jahrhundert<br />
zu allerlei kuriosen Vorführungen bei<br />
gesellschaftlichen Empfängen. Mithilfe der<br />
Elektrisiermaschinen wurden Menschen elektrisch<br />
aufgeladen, um dann mit ihnen<br />
Experimente wie den „elektrischen<br />
Kuss“ vorzuführen:<br />
Eine elektrisch aufgeladene<br />
Dame gab einem nichts<br />
ahnenden Gast einen Kuss<br />
und damit auch einen kleinen<br />
elektrischen Schlag<br />
auf die Lippen.<br />
Trotz dieser Kuriositäten<br />
waren die ersten Geräte zur<br />
Erzeugung von Elektrizität<br />
einfache aber wirkungsvolle<br />
Instrumente, die<br />
einer weiteren wissenschaftlichen<br />
Erforschung der Elektrizität den<br />
Weg ebneten. Ab 1883 wurden Influenzmaschinen<br />
entwickelt. Diese Maschinen nutzen<br />
die Ladungstrennung und die Verschiebung<br />
von Ladungsträgern - Elektronen - durch die<br />
Einwirkung eines elektrischen Feldes (Influenz).<br />
Influenzmaschinen erzeugen eine Spannung<br />
von 100kV und höher, bei sehr<br />
geringer Stromstärke.<br />
Sie eröffneten<br />
erstmals die Möglichkeit, kontinuierliche<br />
Ströme mit sehr hoher<br />
Spannung aufzubauen, wie sie z.B.<br />
für den Betrieb der ersten Röntgenapparate<br />
nötig waren.<br />
Die hier gezeigte Influenzmaschine<br />
hat der Großvater von Hans<br />
Leue für seine Kinder angeschafft<br />
und er führte sie an besonderen<br />
Tagen, wie Kindergeburtstagen<br />
vor. Dabei<br />
war Vorsicht<br />
geboten. Deshalb<br />
durfte Leue die<br />
Maschine auch<br />
erst mit etwa 12 Jahren und<br />
unter Aufsicht seiner<br />
Eltern selbst bedienen.<br />
Später machte er mit seinen<br />
Freunden eine ähnliche<br />
Vorführung wie der oben<br />
beschriebene „elektrische<br />
Kuss“. Er zog seinen<br />
Freunden „Funken“<br />
aus der Nase.<br />
Die Influenzmaschine verfügt über einen Zubehörkasten<br />
mit „elektrischen Nebenapparaten“,<br />
mit denen man faszinierende Versuche<br />
vorführen kann. Die Nebenapparate werden<br />
auf ein Stativ gestellt und mit Ketten oder<br />
Drähten mit der Maschine verbunden. Die<br />
Blitzröhre zum Beispiel ist eine Glasröhre, auf<br />
die spiralförmig Stanniolstreifen aufgeklebt<br />
sind, zwischen denen kleine Funken überspringen.<br />
Oder das Glockenspiel: Eine große<br />
Glocke ist elektrisch und die kleine Kugel, die<br />
am Faden hängt, wird von ihr angezogen und<br />
abgestoßen und schlägt somit gegen die andere<br />
Glocke.<br />
Besonders schön sind die Farberscheinungen<br />
in der Geißler’schen Röhre. Sie besteht aus zwei<br />
Elektroden, einer Kathode und einer Anode.<br />
Die Elektroden sind in einer, mit sehr verdünntem<br />
Gas gefüllten Glasröhre eingeschmolzen,<br />
die unterschiedlichste Formen und je nach<br />
Gas unterschiedlichste Farberscheinungen haben<br />
kann. Befindet sich mäßig (z.B. auf 1/300)<br />
verdünnte Luft in der Röhre, so erscheint der<br />
negative Pol von einem zarten tiefblauen Licht<br />
umhüllt, vom positiven Pol aber ergießt sich<br />
ein pfirsichblütenrotes Licht durch die ganze<br />
Röhre.<br />
Die Influenzmaschine ist im Museum<br />
Industriekultur Osnabrück am Fürstenauer<br />
Weg 171 von Mitte September bis Mitte<br />
November ausgestellt. | MB<br />
Bilder © Maren Kiupel: Influenzmaschine mit Zubehör, um 1890, Schenkung Hans Leue, Osnabrück. Museum Industriekultur Osnabrück.<br />
12