Nr. 11 (III-2015) - Osnabrücker Wissen

Wie freiwillig sind
die Osnabrücker?
Zahlreiche ehrenamtliche Osnabrücker Bürgerinnen und
Bürger tragen jeden Tag entscheidend zu Projekten des
sozialen und öffentlichen Lebens bei. Wer sich freiwillig
engagiert, tut nicht nur etwas für seine Mitmenschen,
sondern steigert auch das eigene Selbstwertgefühl. Drehund
Angelkreuz rund um Freiwilligenarbeit in Osnabrück ist
die Freiwilligen-Agentur in der Bierstraße.
STADT- & LANDGESCHICHTEN
Bilder © Freiwilligen-Agentur Osnabrück
Im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses
in den Jahren 1999-2002 stellte sich heraus,
dass sich die Osnabrücker eine Netzwerk- und
Beratungsstelle wünschen, welche die Freiwilligenarbeit
aus zentraler Hand organisiert und in
erster Linie Ehrenamtliche und Institutionen
zusammenbringt. Dies war die Geburtsstunde
der ersten kommunalen Freiwilligen Agentur
in Niedersachsen. Seither fanden rund 1.800
Beratungen statt und ca. 900 ehrenamtliche
Helferinnen und Helfer wurden an Osnabrücker
Einrichtungen vermittelt. Die Datenbank
der Freiwilligen-Agentur verfügt über mehr
als 350 Einrichtungen aus unterschiedlichen
Bereichen wie z.B. Sport, Politik oder Soziales.
Die Agentur vermittelt jedoch nicht nur, sonder
ruft auch eigene Projekte ins Leben. Beispielsweise
gibt es das Lesepatenprojekt an fünf
Osnabrücker Grundschulen oder den alle zwei
Jahre stattfindenden Freiwilligentag.
Bürger, die die Arbeit der Freiwilligen-Agentur
in Anspruch nehmen möchten, wird aus
Zeitgründen empfohlen, zunächst telefonisch
einen Beratungstermin ausmachen. Das Team
der Agentur nimmt sich dann Zeit, um im
Gespräch herauszufinden, welche Tätigkeiten
individuell passen. „Zu 95 % wissen diejenigen,
die zu uns kommen, überhaupt nicht, was sie
wollen“, berichtet Fachdienstleiter Ulrich Freisel
aus langjähriger Erfahrung. Daher ist ein
kompetentes Beratungsgespräch der erste wichtige
Schritt für eine erfolgreiche Vermittlung.
Warum engagieren sich
Menschen ehrenamtlich?
Die Motive der Freiwilligen sind sehr unterschiedlich.
Viele Menschen wollen der Gesellschaft
etwas Gutes tun, für andere ist es ein
sinnvoller Zeitvertreib und gerade junge Leute
möchten ihren Lebenslauf ergänzen, sich weiterentwickeln
und fürs Leben lernen. Ulrich
Freisel findet: „Der Mensch wird von drei Leitmotiven
geprägt: Gemeinschaft/Nähe, Leistung
und Macht im Sinne von Power. Genau
diese Motive finden sich in der Freiwilligenarbeit
wieder.“ Projekte werden gemeinschaftlich
erlebt und aus eigenem Antrieb verwirklicht.
Man leistet etwas Sinnvolles für die Gesellschaft.
Aus diesen Gründen ist der Mensch
bereit sich auch unentgeltlich zu engagieren –
mindestens kurzfristig und gerne im eigenen
Wohnumfeld.
Für alle, die nicht viel Zeit für Freiwilligenarbeit
haben, findet alle zwei Jahre der Osnabrücker
Freiwilligentag statt. Dabei werden zahlreiche
Projekte aller Art in Angriff genommen und
noch am selben Tag abgewickelt. In diesem Jahr
fand der Freiwilligentag am 12. September statt.
Dabei wurden zahlreiche Projekte auf die Beine
gestellt - wie z.B. der Bau eines Gartenhäuschens
an der Katharinenkirche, die Pflanzung
von Kräutern auf dem Johannisfriedhof oder
die Erstellung von Herzkissen zur Schmerzlinderung
für an Brustkrebs erkrankte Personen.
Wie viele Osnabrücker
engagieren sich ehrenamtlich?
Um diese Frage zu beantworten, müsste man
zunächst definieren, was bürgerschaftliches
Engagement umfasst: vom Einsatz in örtlichen
Vereinen über die wöchentliche Einkaufshilfe
der Nachbarin bis hin zur Pflege kranker Angehöriger.
Wenn man alle diese Tätigkeiten
zusammen zählen würde, käme man bestimmt
auf ein Drittel aller Bürgerinnen und Bürger in
Osnabrück, also ca. 53.000 Menschen meint
Ulrich Freisel. Von diesen Zahlen geht auch
der letzte Freiwilligensurvey der Bundesregierung
aus.
Besonders positiv sehen die Mitarbeiter der
Freiwilligen-Agentur die Bereitschaft zur
Flüchtlingshilfe. Als in Osnabrück publik
wurde, dass viele Flüchtlinge aufgenommen
werden, klingelte das Telefon der Agentur rund
um die Uhr. „Die Flut an Anfragen von Leuten,
die sich ehrenamtlich beteiligen oder Spenden
wollten, war immens“, erinnert sich Mitarbeiter
Raphael Dombrowski. | AKR
Weitere Infos im Internet:
www.osnabrueck.de/freiwilligen-agentur.html
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