Insel Sylt Seite 10 · Nr. 52 SYLTER SPIEGEL · 21. Dezember 2015 Die Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde Westerland, Anja Lochner, nahm die Einladung der Redaktion gern an, sich als Gast-Autorin Gedanken über das Weihnachtsfest auf unserer Insel zu machen. Lochner, geboren in Bielefeld und aufgewachsen in Kiel, war nach dem Vikariat auf Sylt für einige Jahre in der Christus-Kirchengemeinde in Schulau bei Hamburg als Pastorin tätig. Im Anschluss hat sie eine einjährige Ausbildung im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus absolviert. Dann zog es sie wieder nach Sylt, wo sie seit 1997 in der Kirchengemeinde Westerland arbeitet. „Fürchtet euch nicht! Mitten hinein in unsere verletzte Welt ruft der Engel seine Weihnachtsbotschaft: Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch große Freude! Große Freude – ja bitte. Das wäre unser allergrößter Wunsch. Wirklich fröhliche Weihnachten! Fürchtet euch nicht! Mehr als 100-mal gibt es diesen Satz in der Bibel. Dabei ist viel Grund zur Furcht. Vor Terror. Einem neuen Krieg womöglich. Davor, dass so viele zu uns kommen, die Welt aus den Fugen gerät. Vor dem irreparablen Wandel des Klimas. Und dann sind da noch die jeweils eigenen Gründe zum Fürchten. Fürchtet euch nicht! Mitten hinein in unsere verletzliche Welt die alte Geschichte von der heiligen Familie und kein Raum in der Herberge, kein Raum für Gott in der Welt. Eine kurze Verschnaufpause im Stall von Bethlehem, dann müssen sie weiter, fliehen vor den mörderischen Banden des Königs. Fürchtet euch nicht! Das heißt ja nicht: alles halb so schlimm – kein Grund zur Sorge. Gott wird Mensch – das heißt: Er sorgt sich sehr. Darum geht er hinein in unsere Welt, er geht dazwischen. Nicht mit Schwert und Bomben. Stattdessen: mit Liebe und Frieden. Banal? Dann ist Liebe banal. Deshalb feiere ich gern an Weihnachten Gottesdienst, wenn die Kirche aus allen Nähten platzt. Sehr gern sogar! Gott wird Mensch. Er will sich doch verbreiten unter den Menschen. Wie gut, dass so viele kommen! Und kein Problem mit X- mas, Wettleuchten, Kitsch und Konsum? Alles beginnt mit der Sehnsucht. Nelly Sachs, eine Dichterin, hat das gesagt – und ich glaube, das stimmt. Die Sehnsucht hinter aller Weihnachtsfolklore ist geradezu mit Händen zu greifen. Die Sehnsucht nach Gastbeitrag von Pastorin Anja Lochner Die Sehnsucht hinter der Folklore verlorener Kindheit, nach Liebe, Licht und Sinn. Keine Frage – mancher Brauch ist gänzlich sinnentleert und ich staune, wenn der Sprecher eines atheistischen Verbandes mit seiner Ausgezeichnet! Bestnote für unsere Beratungsqualität. Anja Lochner ist seit 19 Jahren Pastorin in der evangelischen Kirchengenmeinde Westerland. Familie Weihnachten feiert. Der moderne westliche Mensch ist seltsam. Lieber klammert er sich an seinen Glauben, nichts zu glauben. Oder er glaubt Steinen, Bändern, Gurus gegen die Angst. Mancher will am liebsten die Religion abschaffen als Grund allen Übels. Aber nicht die Religion, ihr Missbrauch ist ja der Grund. Und die 40-jährige Geschichte des Atheismus in einem Teil Deutschlands wirft ein anderes Licht auf den Zusammenhang von Un/Glaube und Gewalt. Viele muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger hingegen feiern Weihnachten mit uns, weil Jesus im Islam ein großer Prophet ist. In einer sich verändernden Welt kommt mancher ins Nachdenken. Wofür stehen wir ein, worauf können wir uns verlassen, was glauben und was hoffen wir? Weihnachten ist: der große Gott macht sich klein, er sucht Raum unter uns, eine Bleibe in uns, er will neu mit uns anfangen. Die Krippe ist ein wunderbarer Ort, um Gott zu feiern. Gott kommt zur Welt. Fürchtet euch nicht! ruft der Engel uns zu mitten hinein in unsere verletzte Welt, in unser verletzliches Leben. Gott sorgt sich sehr. Aus Liebe. Darum wird er Mensch. Licht der Welt. Und will uns anstecken. Ein Licht erzählt: Ihr freut euch an meinem Strahlen und an meiner Wärme. Je länger ich brenne, desto kürzer werde ich. Es gibt immer zwei Möglichkeiten: Entweder ich bleibe unangerührt – oder ich brenne und gebe alles her. Ich finde es schöner, etwas herzugeben, als kalt und glatt zu bleiben. So ist es auch mit euch Menschen! Entweder bleibt ihr für euch. Dann bleibt es kalt. Oder ihr geht auf Menschen zu und schenkt ihnen eure Wärme und eure Liebe. Ein einziges Licht, das brennt, bedeutet mehr als alle Dunkelheit der Welt. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest 2015. Und denken Sie an die Botschaft des Engels: Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch große Freude! www.nospa.de Nord-Ostsee Sparkasse 2015.12_Siegel_139x220_4c (<strong>Sylter</strong> <strong>Spiegel</strong>).indd 1 08.12.15 13:01
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