07.12.2012 Aufrufe

Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg

Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

98<br />

Weltweit sind es etwa 10 000 Geräte,<br />

die auf Basis der Magnetischen<br />

Kernresonanz (Nuclear Magnetic<br />

Resonance, NMR) arbeiten<br />

und mit deren Hilfe sich Mediziner<br />

ein Bild von der Krankheit der<br />

Patienten machen. NMR-Bilder<br />

zeichnen sich durch einen hohen<br />

Kontrast, detaillierte Darstellung<br />

der Weichteilgewebe und eine<br />

gute Ortsauflösung aus.<br />

Für medizinische Anwendungen<br />

allerdings ist die Bildauflösung<br />

auf etwa einen Millimeter beschränkt.<br />

Die NMR-Mikroskopie ist vor wenigen<br />

Jahren erstmals beschrieben worden. Sie war<br />

Gegenstand einer internationalen Konferenz<br />

vom 27. bis 31. August aus Anlaß des Röntgen-Jahres<br />

in <strong>Würzburg</strong>. Die "International<br />

Conferences on Magnetic Resonance Microscopy"<br />

finden alle zwei Jahre statt und bringen<br />

die noch wenigen Arbeitsgruppen aus<br />

der ganzen Welt zusammen. Zur dritten Konferenz<br />

nach <strong>Würzburg</strong> kamen rund 250Teilnehmer<br />

aus mehr als zwanzig Ländern. Anwesend<br />

waren auch viele interessierte, zukünftige<br />

Anwender dieser vielversprechenden<br />

Technik.<br />

Organisiert wurde die Tagung vom<br />

Lehrstuhl für Experimentelle Physik V<br />

(Prof. Dr. Axel Haase). Die Schirmherrschaft<br />

hatte die "Division of Spatially Resolved<br />

Magnetic Resonance" der "Groupement<br />

Ampere". Diese Gruppe von Wissenschaftlern<br />

ist die älteste internationale Vereinigung,<br />

die sich mit den physikalischen Grundlagen<br />

und Anwendungen der NMR beschäftigt. Sie<br />

organisiert weltweit Tagungen und Workshops.<br />

Die Dritte Internationale Konferenz für<br />

NMR-Mikroskopie in <strong>Würzburg</strong> wurde finanziell<br />

unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium<br />

für Unterricht, Kultus, Wissenschaft<br />

und Kunst sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />

DFG. Ehrengast war<br />

der Entdecker der NMR-Bildgebung, Prof.<br />

Dr. Paul C. Lauterbur von der <strong>Universität</strong><br />

Urbana (USA). Auf der Konferenz wurden<br />

Vorträge gehalten und Poster präsentiert.<br />

Die Magnetfeldstärken der medizinischen<br />

NMR-Geräte liegen im Bereich von ein bis<br />

Magnetresonanz-Mikroskopie<br />

birgt ein Arsenal von<br />

Anwendungsmöglichkeiten<br />

zwei Tesla. In etwa zehn fach höheren Magnetfeldstärken<br />

kann die Ortsauflösung der<br />

NMR-Bildgebung, zumindest theoretisch, in<br />

die Größenordnung von einem Mikrometer<br />

verbessert werden. Sie wird damit vergleichbar<br />

mit der Lichtmikroskopie. Die NMR­<br />

Mikroskopie eröffnet völlig neuartige Möglichkeiten:<br />

Während bei der Lichtmikroskopie<br />

Gewebeschnitte untersucht werden, kann<br />

die NMR-Mikroskopie an intakten Lebewesen<br />

(Tiere, Tierorgane und Pflanzen) eingesetzt<br />

werden - ohne diese zu zerstören.<br />

1. Gerätetechnik für NMR-Mikroskopie<br />

und Medizin<br />

Während der Konferenz wurden neue<br />

NMR-Meßsonden beschrieben, die mit modemen<br />

Verfahren der Mikrostrukturierung<br />

aufgebaut werden und in biologischem Gewebe<br />

detaillierte NMR-Information mit<br />

höchster räumlicher Auflösung erreichen.<br />

Hiermit sind bereits einzelne Zellen abbildbar,<br />

Stoffwechselvorgänge in einer lebenden<br />

Zelle können mit NMR-Spektroskopiemethoden<br />

untersucht werden.<br />

Ein weiteres Thema waren neue, offene<br />

Magnetsysteme für die medizinische NMR­<br />

Bildgebung. Üblicherweise enthalten heutige<br />

NMR-Geräte für die medizinische Anwendung<br />

zylinderförrnige, geschlossene supraleitende<br />

Magnete, in die der Patient auf<br />

einer Liege geschoben wird. Manchmal muß<br />

dabei die Messung abgebrochen werden,<br />

weil einige Patienten unter Klaustrophobie<br />

leiden. Weiterhin hat der Arzt während der<br />

NMR-Untersuchung kaum Zugang zum Patienten,<br />

so daß dringend notwendige Eingriffe,<br />

etwa mit Hilfe der Laserchirurgie, nicht<br />

möglich sind.<br />

Anders bei den offenen Magnetsystemen:<br />

Sie ermöglichen nach einer Seite hin freien<br />

Zugang zum Patienten. Dieser hat während<br />

der Untersuchung ein freies Sichtfeld nach<br />

außen, der Arzt direkte Einsichtsmöglichkeit.<br />

Durch diese offenen Magnetsysteme wird<br />

die NMR-Bildgebung nicht nur in der Diagnostik,<br />

sondern auch in der Therapie eingesetzt<br />

werden, da Eingriffe am Patienten<br />

unter NMR-Kontrolle möglich sind. Diese<br />

Entwicklung könnte den Operationsaal der<br />

Zukunft entscheidend verändern.<br />

2. Elektronenspin-Resonanz<br />

BLICK<br />

Bei der Konferenz in <strong>Würzburg</strong> ging es<br />

auch um die Elektronenspin-Resonanz, mit<br />

der in biologischem Gewebe beispielsweise<br />

freie Radikale beobachtet werden können.<br />

Diese hochreaktiven Substanzen werden unter<br />

anderem für die Entstehung von Tumoren<br />

verantwortlich gemacht. Auf der Tagung<br />

wurden Elektronenspin-Resonanz-Experimente<br />

an intakten biologischen Systemen<br />

und auch Bilder der Verteilung freier Radikale<br />

in biologischem Gewebe beschrieben.<br />

3. NMR in der Pflanzenphysiologie und<br />

Lebensmitteltechnologie<br />

Die NMR-Bildgebung erlaubt es, zerstörungsfrei<br />

und nichtinvasiv den Wasser- und<br />

Stoff transport in den Leitbahnen intakter<br />

Pflanzen zu beobachten. Solche Experimente<br />

wurden erstmals auf der Tagung vorgestellt.<br />

Kombiniert man NMR-Spektroskopie mit<br />

NMR-Bildgebung, können weitere Informationen<br />

aus Pflanzen gewonnen werden. So<br />

kann man die Verteilung von Zuckern, freien<br />

Aminosäuren und Lipiden im pflanzlichen<br />

Gewebe beobachten und zeitliche Veränderungen<br />

nachvollziehen. Weltweit führend<br />

auf diesem Gebiet sindArbeitsgruppen<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong>, die im Graduiertenkolleg<br />

"Magnetische Kernresonanz" in<br />

den Fakultäten für Physik (Prof. Dr. Axel<br />

Haase), Biologie (Prof. Dr. Ulrich Zimmermann)<br />

und Chemie (Prof. Dr. Gerhard Bringmann)<br />

zusammenarbeiten.<br />

Von Interesse ist die NMR-Bildgebung<br />

auch für die Lebensmitteltechnologie und -<br />

verarbeitung. Sie kann bei der Qualitätskontrolle,<br />

der Untersuchung von Transportprozessen<br />

für Lebensmittel, der Dehydrierung<br />

und zur Untersuchung der Langzeitstabilität<br />

eingesetzt werden. Die NMR könnte in<br />

der Lebensmitteltechnologie künftig eine<br />

wichtige Rolle zur Optimierung von Verarbeitung,<br />

Lagerung und Transport spielen.<br />

4. NMR in der Materialforschung und<br />

an porösen Materialien<br />

Auch für nichtbiologische Fragestellungen<br />

kommt die NMR in Frage. So wurde auf

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!