Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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Weltweit sind es etwa 10 000 Geräte,<br />
die auf Basis der Magnetischen<br />
Kernresonanz (Nuclear Magnetic<br />
Resonance, NMR) arbeiten<br />
und mit deren Hilfe sich Mediziner<br />
ein Bild von der Krankheit der<br />
Patienten machen. NMR-Bilder<br />
zeichnen sich durch einen hohen<br />
Kontrast, detaillierte Darstellung<br />
der Weichteilgewebe und eine<br />
gute Ortsauflösung aus.<br />
Für medizinische Anwendungen<br />
allerdings ist die Bildauflösung<br />
auf etwa einen Millimeter beschränkt.<br />
Die NMR-Mikroskopie ist vor wenigen<br />
Jahren erstmals beschrieben worden. Sie war<br />
Gegenstand einer internationalen Konferenz<br />
vom 27. bis 31. August aus Anlaß des Röntgen-Jahres<br />
in <strong>Würzburg</strong>. Die "International<br />
Conferences on Magnetic Resonance Microscopy"<br />
finden alle zwei Jahre statt und bringen<br />
die noch wenigen Arbeitsgruppen aus<br />
der ganzen Welt zusammen. Zur dritten Konferenz<br />
nach <strong>Würzburg</strong> kamen rund 250Teilnehmer<br />
aus mehr als zwanzig Ländern. Anwesend<br />
waren auch viele interessierte, zukünftige<br />
Anwender dieser vielversprechenden<br />
Technik.<br />
Organisiert wurde die Tagung vom<br />
Lehrstuhl für Experimentelle Physik V<br />
(Prof. Dr. Axel Haase). Die Schirmherrschaft<br />
hatte die "Division of Spatially Resolved<br />
Magnetic Resonance" der "Groupement<br />
Ampere". Diese Gruppe von Wissenschaftlern<br />
ist die älteste internationale Vereinigung,<br />
die sich mit den physikalischen Grundlagen<br />
und Anwendungen der NMR beschäftigt. Sie<br />
organisiert weltweit Tagungen und Workshops.<br />
Die Dritte Internationale Konferenz für<br />
NMR-Mikroskopie in <strong>Würzburg</strong> wurde finanziell<br />
unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium<br />
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft<br />
und Kunst sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />
DFG. Ehrengast war<br />
der Entdecker der NMR-Bildgebung, Prof.<br />
Dr. Paul C. Lauterbur von der <strong>Universität</strong><br />
Urbana (USA). Auf der Konferenz wurden<br />
Vorträge gehalten und Poster präsentiert.<br />
Die Magnetfeldstärken der medizinischen<br />
NMR-Geräte liegen im Bereich von ein bis<br />
Magnetresonanz-Mikroskopie<br />
birgt ein Arsenal von<br />
Anwendungsmöglichkeiten<br />
zwei Tesla. In etwa zehn fach höheren Magnetfeldstärken<br />
kann die Ortsauflösung der<br />
NMR-Bildgebung, zumindest theoretisch, in<br />
die Größenordnung von einem Mikrometer<br />
verbessert werden. Sie wird damit vergleichbar<br />
mit der Lichtmikroskopie. Die NMR<br />
Mikroskopie eröffnet völlig neuartige Möglichkeiten:<br />
Während bei der Lichtmikroskopie<br />
Gewebeschnitte untersucht werden, kann<br />
die NMR-Mikroskopie an intakten Lebewesen<br />
(Tiere, Tierorgane und Pflanzen) eingesetzt<br />
werden - ohne diese zu zerstören.<br />
1. Gerätetechnik für NMR-Mikroskopie<br />
und Medizin<br />
Während der Konferenz wurden neue<br />
NMR-Meßsonden beschrieben, die mit modemen<br />
Verfahren der Mikrostrukturierung<br />
aufgebaut werden und in biologischem Gewebe<br />
detaillierte NMR-Information mit<br />
höchster räumlicher Auflösung erreichen.<br />
Hiermit sind bereits einzelne Zellen abbildbar,<br />
Stoffwechselvorgänge in einer lebenden<br />
Zelle können mit NMR-Spektroskopiemethoden<br />
untersucht werden.<br />
Ein weiteres Thema waren neue, offene<br />
Magnetsysteme für die medizinische NMR<br />
Bildgebung. Üblicherweise enthalten heutige<br />
NMR-Geräte für die medizinische Anwendung<br />
zylinderförrnige, geschlossene supraleitende<br />
Magnete, in die der Patient auf<br />
einer Liege geschoben wird. Manchmal muß<br />
dabei die Messung abgebrochen werden,<br />
weil einige Patienten unter Klaustrophobie<br />
leiden. Weiterhin hat der Arzt während der<br />
NMR-Untersuchung kaum Zugang zum Patienten,<br />
so daß dringend notwendige Eingriffe,<br />
etwa mit Hilfe der Laserchirurgie, nicht<br />
möglich sind.<br />
Anders bei den offenen Magnetsystemen:<br />
Sie ermöglichen nach einer Seite hin freien<br />
Zugang zum Patienten. Dieser hat während<br />
der Untersuchung ein freies Sichtfeld nach<br />
außen, der Arzt direkte Einsichtsmöglichkeit.<br />
Durch diese offenen Magnetsysteme wird<br />
die NMR-Bildgebung nicht nur in der Diagnostik,<br />
sondern auch in der Therapie eingesetzt<br />
werden, da Eingriffe am Patienten<br />
unter NMR-Kontrolle möglich sind. Diese<br />
Entwicklung könnte den Operationsaal der<br />
Zukunft entscheidend verändern.<br />
2. Elektronenspin-Resonanz<br />
BLICK<br />
Bei der Konferenz in <strong>Würzburg</strong> ging es<br />
auch um die Elektronenspin-Resonanz, mit<br />
der in biologischem Gewebe beispielsweise<br />
freie Radikale beobachtet werden können.<br />
Diese hochreaktiven Substanzen werden unter<br />
anderem für die Entstehung von Tumoren<br />
verantwortlich gemacht. Auf der Tagung<br />
wurden Elektronenspin-Resonanz-Experimente<br />
an intakten biologischen Systemen<br />
und auch Bilder der Verteilung freier Radikale<br />
in biologischem Gewebe beschrieben.<br />
3. NMR in der Pflanzenphysiologie und<br />
Lebensmitteltechnologie<br />
Die NMR-Bildgebung erlaubt es, zerstörungsfrei<br />
und nichtinvasiv den Wasser- und<br />
Stoff transport in den Leitbahnen intakter<br />
Pflanzen zu beobachten. Solche Experimente<br />
wurden erstmals auf der Tagung vorgestellt.<br />
Kombiniert man NMR-Spektroskopie mit<br />
NMR-Bildgebung, können weitere Informationen<br />
aus Pflanzen gewonnen werden. So<br />
kann man die Verteilung von Zuckern, freien<br />
Aminosäuren und Lipiden im pflanzlichen<br />
Gewebe beobachten und zeitliche Veränderungen<br />
nachvollziehen. Weltweit führend<br />
auf diesem Gebiet sindArbeitsgruppen<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong>, die im Graduiertenkolleg<br />
"Magnetische Kernresonanz" in<br />
den Fakultäten für Physik (Prof. Dr. Axel<br />
Haase), Biologie (Prof. Dr. Ulrich Zimmermann)<br />
und Chemie (Prof. Dr. Gerhard Bringmann)<br />
zusammenarbeiten.<br />
Von Interesse ist die NMR-Bildgebung<br />
auch für die Lebensmitteltechnologie und -<br />
verarbeitung. Sie kann bei der Qualitätskontrolle,<br />
der Untersuchung von Transportprozessen<br />
für Lebensmittel, der Dehydrierung<br />
und zur Untersuchung der Langzeitstabilität<br />
eingesetzt werden. Die NMR könnte in<br />
der Lebensmitteltechnologie künftig eine<br />
wichtige Rolle zur Optimierung von Verarbeitung,<br />
Lagerung und Transport spielen.<br />
4. NMR in der Materialforschung und<br />
an porösen Materialien<br />
Auch für nichtbiologische Fragestellungen<br />
kommt die NMR in Frage. So wurde auf