Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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Sonderheft - 100 Jahre Röntgenstrahlen<br />
Ausgehend von der Dichotomie im<br />
Leben Röntgens, die sich in den<br />
<strong>Dokument</strong>ationslücken für die ersten<br />
50 Jahre spiegelt und in der Belegdichte<br />
für die 28 Jahre nach der<br />
H ochfrequenzstrahlen-Entdekkung<br />
zum Ausdruck kommt, wird nach den<br />
Phänomenen von Kontinuität und<br />
Wandel gefragt, die sich für den<br />
Forscher im Zusammenhang mit den<br />
Ereignissen des Spätjahrs 1895<br />
ergaben.<br />
Dargestellt wird die Interaktion zwischen<br />
Entdecker und Umfeld, die sich einerseits<br />
in den Gelingensbedingungen für die Arbeiten<br />
spiegelt, anderseits bei multidimensionaIer<br />
Sichtweise Wirkungsgeflechte aus<br />
Bereits 1895 entdeckte Wilhelm<br />
Conrad Röntgen, daß Bleifarben<br />
Röntgenstrahlen absorbieren. Damit<br />
war schon zur Urstunde der Röntgendiagnostik<br />
klar, daß insbesondere<br />
die metallischen Teile des Atom<br />
Elementensystems den Röntgenstrahlen<br />
größeren Widerstand<br />
entgegensetzen als beispielsweise<br />
Wasserstoff, Sauerstoff oder Stickstoff,<br />
aus denen die Menschen zum<br />
größten Teil bestehen.<br />
Diese Kenntnisse wurden unmittelbar<br />
nach Röntgen bereits im Jahr 1896 durch den<br />
Röntgenarzt W. König aufgegriffen. Einzelne<br />
Versuche von Röntgenuntersuchungen bei<br />
Wilhelm Conrad Röntgen:<br />
Forscher und Mensch<br />
Gundolf Keil, Vortrag am 27. März<br />
Vortragsreihe der <strong>Universität</strong><br />
hemmenden wie fördernden Faktoren zutage<br />
treten läßt, deren Konstellation und Bedeutung<br />
1896 jäh wechselt und danach noch<br />
wiedemoltem Wandel unterworfen ist.<br />
Dabei läßt sich herausarbeiten, daß trotz<br />
multipler, anforderungsbedingter Varianten<br />
das Reaktionsmuster Röntgens in seinen<br />
Grundzügen unverändert bleibt und eine<br />
Persönlichkeitsstruktur hervortreten läßt, die<br />
bei aller empirisch-pragmatischen Intelligenz<br />
von invariablen Werthaltungen geprägt<br />
ist:<br />
Tiefe christliche Religiosität exprimiert<br />
sich in hohem sittlichem Anspruch gegen<br />
sich selbst und manifestiert sich zugleich in<br />
ausgeprägtem Verantwortungsbewußtsein<br />
gegenüber Familie, Sippe und Volk. Bemerkenswert<br />
ist, daß Röntgen als Nationalkon-<br />
servativer von einem Deutschlandbegriff<br />
ausgeht, der Niederländer und Flamen impliziert<br />
und bei hierarchisch-royalistischer<br />
Ausrichtung nur mühsam Akzeptanz (basi<br />
s )demokratischer Entscheidungsprozesse<br />
findet; rassistische Vorstellungen lassen sich<br />
beobachten, bleiben indes sublim und spielen<br />
keine entscheidungsrelevante Rolle; gegenüber<br />
dem Sozialismus mit seinen vom<br />
Bolschewismus bis zur Sozialdemokratie<br />
auffachemden Erscheinungsformen bestehen<br />
keinerlei Berührungsängste. Bemerkenswert<br />
ist des weiteren, daß Röntgen als Erforscher<br />
der Hochfrequenzstrahlung und Wegbereiter<br />
des Atomzeitalters charakteristischerweise<br />
dem Empirisch-Experimentellen verhaftet<br />
bleibt und entsprechend sich der neuen<br />
Weitsicht verweigert.<br />
Echte oder gefälschte Kunst?<br />
Röntgenuntersuchungen<br />
helfen weiter<br />
Andreas Reck, Vortrag am 24. April<br />
Vortragsreihe der <strong>Universität</strong><br />
Gemälden wurden bereits 1897 veröffentlicht.<br />
Die Möglichkeiten der Gemälderöntgendiagnostik<br />
untersuchte Dr. A. Faber im<br />
Jahr 1913 systematisch. Die Ergebnisse waren<br />
jedoch im anfänglichen euphorischen<br />
Stadium der Röntgenologie zu positivistisch,<br />
so daß sie in den 30er Jahren von ernstzunehmenden<br />
Forschern der Kunstwissenschaft<br />
als "Mumpitz und Gegenstück zum<br />
Wünschelrutenring" bezeichnet wurden.<br />
Erst im Verlauf der 30er und 40er Jahre<br />
gelang es, die Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren<br />
und Überbewertungen zu vermeiden.<br />
Die Röntgendiagnostik war prinzipiell<br />
von ihren Anfängen im Jahre 1896 bis<br />
in die 60er Jahre unseres Jahrhunderts von<br />
denselben technischen, wenn auch weitest-<br />
gehend verbesserten Voraussetzungen ausgegangen:<br />
Röhre, Objekt, Bildplatte waren<br />
hintereinandergeschaltet, so daß durch die<br />
Durchleuchtung des Objektes auf der Filmfolie<br />
eine mehr oder weniger in Graustufen<br />
sich abbildende Summationsstruktur zu erkennen<br />
war, die dann interpretiert werden<br />
mußte.<br />
Seit der Einführung von Techniken wie<br />
der Computer-Tomographie, der digitalen<br />
Bildverarbeitung, der dreidimensionalen<br />
Bildrekonstruktionsmöglichkeiten sowie der<br />
Kernspin-Tomographie ist es möglich, das<br />
eingeschränkte Summationsbild auch in der<br />
zweiten und dritten Dimension aufleben zu<br />
lassen und es dem Betrachter somit außerordentlich<br />
anschaulich zu präsentieren. Dazu<br />
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