Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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Am Vorabend des 8. November<br />
sprach vor über 500 Zuhörern -<br />
darunter sehr viele Schüler und<br />
Studenten - Prof Max Scheer über<br />
die Voraussetzungen für Röntgens<br />
Entdeckung. Eingeladen zu dem<br />
öffentlichen Vortrag im großen<br />
Hörsaal am Hubland hatte die<br />
Fakultät für Physik und Astronomie<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong>.<br />
Prof. Scheer knüpfte bei seinen Demonstrationen<br />
an Röntgens historische Formulierungen<br />
an. Die Erzeugung von Hochspannung<br />
vor 100 Jahren ("damals kam der Strom<br />
noch nicht aus der Steckdose!") wurde ebenso<br />
gezeigt wie das Auspumpen der Luft aus<br />
Vor etwa zehn Jahren wurde im<br />
Rahmen eines Forschungsschwerpunktes<br />
"Umweltpsychologie " am<br />
Lehrstuhl für Biologische und<br />
Klinische Psychologie der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Würzburg</strong> damit begonnen, die<br />
emotionalen Wirkungen belastender<br />
Umweltbedingungen<br />
zu untersuchen.<br />
Mit der Entwicklung eines größeren Umweitbewußtseins<br />
in den vergangenen Jahrzehnten<br />
sind bei vielen Menschen auch Umweltängste<br />
entstanden. Viele Befürchtungen<br />
beziehen sich aufUmweltfaktoren, die nicht<br />
wahrnehmbar sind. Dazu gehören Strahlen,<br />
aber auch chemische Stoffe. Was Strahlen<br />
angeht, konzentrieren sich die Befürchtungen<br />
auf Kernreaktoren, weniger auf natürliche<br />
Strahlung und noch weniger auf Strahlung,<br />
die bei der medizinischen Diagnostik<br />
und Therapie entsteht.<br />
Experimente zu Röntgens<br />
Entdeckung<br />
Max Scheer, Vortrag am 7. November<br />
Glasgefäßen. Zuerst wurden die X-Strahlen<br />
durch Fluoreszenz nachgewiesen. Der Amateurfotograf<br />
Röntgen zeigte auch schon die<br />
Empfindlichkeit von Photoplatten. Er fand<br />
auch heraus, daß Luft unter dem Einfluß der<br />
X-Strahlung leitfähig wird und daß die Strahlung<br />
von verschiedenen Materialien verschieden<br />
stark absorbiert wird.<br />
Der heute selbstverständliche Schutz des<br />
Menschen vor unnötiger Bestrahlung wurde<br />
bei allen Experimenten beachtet und erläutert.<br />
So wurde statt einer Hand eine ausgestopfte<br />
Meise "durchröngt", statt der Knochen<br />
zeigten sich die bei der Präparation verwendeten<br />
Drähte.<br />
Vor allem für die Bedürfnisse der Medizin<br />
wurden die Röntgenröhren so weiterent-<br />
BLICK<br />
wickelt, daß schärfere Schattenbilder und<br />
kürzere Belichtungszeiten möglich wurden.<br />
Zusätzlich wurde die Empfindlichkeit der<br />
Nachweismethoden für Röntgenstrahlung<br />
zum Schutz von Patienten und Personal etwa<br />
tausendmal verbessert.<br />
Die Bedeutung der Röntgenstrahlen für<br />
unsere heutigen Kenntnisse vom Aufbau der<br />
Kristalle nach von Laues Entdeckung war<br />
Voraussetzung für die moderne Biologie mit<br />
der Aufklärung der Struktur der Erbsubstanz.<br />
Die Atmosphäre der Erde schützt die Lebewesen<br />
vor der Röntgenstrahlung aus dem<br />
Weltraum. Durch den Satelliten ROSAT<br />
(Röntgen-Satellit) wurden inzwischen weit<br />
über 100 000 Röntgenquellen von Sternen<br />
und Sternsystemen entdeckt.<br />
••<br />
Untersuchungen zu Angsten<br />
aufgrund von Strahlen<br />
Wilhelm Janke, Michael Hüppe und Michael Macht,<br />
Vortrag 18. Dezember<br />
In einer der Untersuchungen sollten<br />
Bewohner im Umkreis des Atomkraftwerks<br />
Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt<br />
das Ausmaß schädigender Wirkungen<br />
von Strahlung unterschiedlicher Quellen<br />
(zum Beispiel Röntgenuntersuchungen,<br />
Ozonloch, Atomkraftwerke) beurteilen.<br />
Etwa 20 Prozent der Befragten gaben an,<br />
aufgrund von Strahlung, die bei Röntgenuntersuchungen<br />
entsteht, in starkem oder sehr<br />
starkem Ausmaß langfristig Schäden zu erleiden.<br />
Dies entspricht in etwa der Menge der Befragten,<br />
die eine schädigende Wirkung von<br />
Strahlung im Gebirge und in geschlossenen<br />
Räumen (zum Beispiel durch Radon) annahmen.<br />
Befürchtungen, daß gesundheitliche<br />
Schäden durch Röntgenstrahlen entstehen<br />
könnten, waren deutlich geringer als Angaben<br />
zur strahlenbedingten Gesundheitsgefährdung<br />
durch das Ozonloch oder intakte<br />
Atomkraftwerke. Für alle Strahlungsquellen<br />
wurden eher langfristige Schädigungen befürchtet<br />
als kurzfristige.<br />
Viele der Ängste vor Strahlen haben ihren<br />
Ursprung in dem Reaktorunfall in<br />
Tschernoby I im April 1986. Diese Katastrophe<br />
hatte auch die Untersuchungen am Lehrstuhl<br />
für Biologische und Klinische Psychologie<br />
angeregt. Ängste und Befürchtungen<br />
vor Gesundheitsschäden durch freigesetzte<br />
Strahlung wurden von 1986 bis 1991 injährlichen<br />
Abständen bei Männern und Frauen<br />
im Alter von 18 bis 59 Jahren untersucht.<br />
Wichtige Ergebnisse: Frauen und jüngere<br />
Personen waren jeweils stärker subjektiv betroffen<br />
und die Ängste und Befürchtungen<br />
vor gesundheitlichen Schäden bestanden<br />
über Jahre hinweg.