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Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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72 BLICK<br />

Röntgenaufnahme von Röntgens geladenem Jagdgewehr<br />

tung von experimentellen Resultaten, die an<br />

der Physikalisch-!,echnischen Reichsanstalt<br />

in Berlin erzielt worden waren, einen radikalen<br />

Bruch mit den Vorstellungen der klassischen<br />

Physik vollziehen mußte. Er postulierte,<br />

daß die Energie der Strahlung, die von<br />

einem sogenannten schwarzen Körper ausgesandt<br />

wurde, sich nicht kontinuierlich ändert,<br />

sondern in Form von kleinen Portionen<br />

- den Quanten - gestückelt ist.<br />

Röntgen war 1900 einem Ruf an die <strong>Universität</strong><br />

München gefolgt. Der Münchener<br />

Lehrstuhl für Theoretische Physik, den vorher<br />

Ludwig Boltzmann innehatte, war vakant.<br />

Die Zusage an Röntgen, diesen Lehrstuhl<br />

unverzüglich wiederzubesetzen, wurde<br />

nicht eingehalten. Erst aufgrund von mehreren<br />

auswärtigen Rufen war man bereit, die<br />

Zusage einzuhalten. Nachdem der berühmte<br />

holländische Theoretiker HendrikAntoon<br />

Lorentz bei Sondierungen Röntgen zu ver-<br />

stehen gab, daß er einen Ruf nach München<br />

nicht annehmen würde, holte Röntgen den<br />

Theoretiker Arnold Sommerfeld. Dieser begründete<br />

eine weltberühmte Schule und leistete<br />

wichtige Beiträge zur Theorie atomarer<br />

Erscheinungen.<br />

Sommerfeld hatte ein sehr enges Verhältnis<br />

zu Röntgen, sowohl in fachlicher als auch<br />

persönlicher Hinsicht. Um zu einer möglichst<br />

engen Kooperation mit den Münchener<br />

Experimentalphysikern zu kommen, informierte<br />

er sich durch intensive Diskussionen<br />

über deren Probleme. Sommerfeld hatte<br />

über die um die Jahrhundertwende entstandene<br />

Elektronentheorie der Metalle gearbeitet,<br />

die begrenzte Erfolge bei der Deutung<br />

der experimentell beobachteten Erscheinungen<br />

aufweisen konnte. Er war der<br />

Überzeung, daß es sich bei den Röntgenstrahlen<br />

um elektromagnetische Wellen handelt,<br />

die bei der Abbremsung von energie-<br />

reichen Elektronen, die auf Materie auftreffen,<br />

auftreten.<br />

Die Ausarbeitung dieser Vorstellung führte<br />

zu Aussagen über die Winkelverteilung<br />

der Bremsstrahlung, die erstaunlich gut mit<br />

Experimenten übereinstimmten.AuchAlbert<br />

Einstein hatte sich mit der Deutung der Röntgenstrahlen<br />

befaßt. Unter Benutzung der<br />

Planckschen Quantenhypothese, daß die<br />

Energie eines Strahlungsquants der Frequenz<br />

proportional ist, kam er zu dem Schluß, daß<br />

es sich bei der Röntgenstrahlung um eine<br />

sehr kurzweilige Wellenstrahlung handeln<br />

müsse, bei der die Wellenlänge viele tausendmal<br />

kleiner sein konnte als die des sichtbaren<br />

Lichtes.<br />

Man hatte aufgrund der Arbeiten des Engländers<br />

Barkla im Jahr 1905 Hinweise darauf<br />

bekommen, daß wegen des plötzlichen<br />

Anstiegs der Röntgenintensität bei Erhöhung<br />

der Spannung in bestimmten Bereichen auch<br />

eine charaktistische, von der Natur des Auftreffmaterials<br />

abhängige Strahlung auftrat.<br />

Die Vorstellungen waren jedoch noch sehr<br />

qualitativ und erst später wurde die Ursache<br />

,,'. der Röntgenlinienstrahlung verstanden. Um<br />

jene Zeit wurden von Robert Pohl und Röntgens<br />

Assistent Peter Paul Koch Beugungsexperimente<br />

mit einem keilförmigen Spalt<br />

gemacht, die eine Abschätzung, jedoch keine<br />

quantitative Bestimmung der Wellenlänge<br />

der Röntgenstrahlen zuließen.<br />

An Sommerfelds Lehrstuhl arbeitete damals<br />

der junge Privatdozent Max von Laue.<br />

Nach Unterhaltungen mit Sommerfelds Doktoranden<br />

Peter Paul Ewald kam Laue die<br />

Idee, daß natürliche Kristalle aufgrund ihres<br />

geringen Abstandes der Atome imstande<br />

sein müßten, Röntgenstrahlen zu beugen. Sowohl<br />

Röntgen als auch Sommerfeld hielten<br />

nicht viel von dieser Idee, aufgrund der früheren<br />

Ergebnisse zur Beugung an einem keilförmigen<br />

Spalt waren sie der Meinung, daß<br />

keine Kristallinterferenzen zustande kommen<br />

konnten. Wie sich bald herausstellte,<br />

waren die Annahmen unzutreffend.<br />

Auch unter Röntgens Assistenten gingen<br />

die Meinungen über den Ausgang des von<br />

Laue vorgeschlagenen Beugungsexperiments<br />

weit auseinander. Abraham loffe berichtet,<br />

daß die Experimentatoren Friedrich<br />

und Knipping durch eine Wette um eine<br />

Schachtel Pralinen ermuntert wurden, das<br />

Experiment auszuführen. Es ging auch zunächst<br />

negativ aus, als die Photoplatte senkrecht<br />

zum beugenden Kristall aufgestellt war.<br />

Erst das Einschwenken der Platte in den<br />

Strahlengang brachte die gesuchten Interferenzerscheinungen.<br />

Röntgen hatte dem Experiment<br />

auch deshalb ablehnend gegenüber<br />

gestanden, weil er in seiner <strong>Würzburg</strong>er Zeit

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