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Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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108<br />

che Abendveranstaltung im Gartensaal der<br />

Residenz. Er beleuchtete in kurzweiligem<br />

Stil die Persönlichkeit und das Wirken Röntgens<br />

und zog Parallelen zwischen dem ersten<br />

und (bisher) letzten <strong>Würzburg</strong>er Nobelpreisträger.<br />

Der Freitag war fast vollständig modernen<br />

Anwendungen und Experimenten der<br />

Röntgenstreuung und -beugung gewidmet,<br />

die überwiegend an Synchrotronquellen<br />

Fast die Hälfte der durchschnittlichen<br />

Strahlenexposition wird in den<br />

Industriestaaten durch die Medizin<br />

verursacht. Für den Rest sind<br />

natürliche Strahlenquellen verantwortlich.<br />

Ob ionisierende Strahlen<br />

eine Gefahr für das Erbgut des<br />

Menschen sind, war Thema das<br />

Hauptvortrags bei der Tagung des<br />

Bayerischen Forschungsverbundes<br />

Humangenetik, die am 25. und 26.<br />

Oktober im Biozentrum der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Würzburg</strong> stattfand.<br />

Prof. Dr. Tiemo Grimm vom Institut für<br />

Humangenetik der <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong> leitete<br />

die Tagung. Um die Frage nach dem Einfluß<br />

ionisierender Strahlen auf das Erbgut zu<br />

beantworten, faßte Prof. Kar! Sperling (Ber­<br />

!in) zunächst die Langzeitbeobachtungen<br />

nach Hiroshima und Nakasaki zusammen.<br />

Diese Studien zeigen übereinstimmend, daß<br />

die Nachkommen exponierter Personen keine<br />

signifikant erhöhten genetischen Schädigungen<br />

haben. Hochsignifikant ist hingegen<br />

der Anstieg von Leukämien und Tumorerkrankungen<br />

unter den direkt Betroffenen. Die<br />

erbgutverändernde und krebserzeugende Wirkung<br />

von ionisierender Strahlung auf die Körperzellen<br />

des Menschen wurde durch die<br />

Tschernobyl-Katastrophe bestätigt.<br />

Zu den gegenüber ionisierender Strahlung<br />

besonders empfindlichen Menschen zählen<br />

solche mit Mutationen in einem als "ATM"<br />

bezeichneten Gen. Es gibt erste Hinweise<br />

dafür, daß heterozygote Träger dieser Mutation<br />

häufiger Brust- und andere Tumoren entwickeln.<br />

Sowohl für die diagnostische als<br />

auch therapeutische Verwendung von ionisierender<br />

Strahlung am Menschen wäre es<br />

wünschenswert, ATM-Genträger vorher zu<br />

identifizieren.<br />

durchgeführt werden. Röntgeninterferometrie,<br />

Röntgenstreuung an Oberflächen, stehende<br />

Röntgenfelder, Streuung an Gitterschwingungen,<br />

Defekten, in Flüssigkeiten,<br />

amorphen Materialien sowie magnetischen<br />

Festkörpern wurden am Vormittag diskutiert<br />

(Bonse, Dortmund; Als-Nielsen, Roskilde;<br />

Mater!ik, Hamburg; Bienenstock, Stanford,<br />

USA; Vettier, ESRF,Grenoble).<br />

Am Nachmittag folgten Vorträge zur<br />

BLICK<br />

Streuung höchstenergetischer Röntgenstrahlung,<br />

zur Mößbauerspektroskopie, zu Compton-<br />

und Plasmonenstreuung sowie zu Röntgenzerfällen<br />

in höchstionisierten Atomen<br />

(Schneider, Hamburg; Gerdau, Hamburg;<br />

Schülke, Dortmund; Mokler, GSI, Darmstadt).<br />

An diesem Tag konnte man deutlich<br />

erkennen, auf welch hohem Niveau sich die<br />

Forschung mit Röntgenstrahlung seit ein<br />

paar Jahren befindet.<br />

Gefahr für das Erbgut durch<br />

ionisierende Strahlung?<br />

Prof. Sperling diskutierte abschließend<br />

Daten aus einer eigenen Studie, welche einen<br />

hochsignifikanten Anstieg von Geburten<br />

mitTrisomie 21, dem sogenannten Mongolismus,<br />

im Großraum Berlin genau neun<br />

Monate nach der Katastrophe von Tschernobyl<br />

dokumentieren. Möglicherweise hängt<br />

diese noch unerklärte Häufung mit der Wirkung<br />

von radioaktivem Jod auf die Bildung<br />

von Keimzellen zusammen. Selbst die sehr<br />

geringen damaligen Strahlendosen könnten<br />

so in ausgesprochenen Jodmangelgebieten<br />

zu einer Beinträchtigung der meiotischen<br />

Reifeteilungen geführt haben.<br />

Fazit der Vorträge und Diskussionen:<br />

Nach dem heutigen Wissensstand löst ionisierende<br />

Strahlung genetische Veränderungen<br />

vor allem in den Körperzellen, weniger<br />

in den Keimzellen aus. Weil es relativ lange<br />

dauert, bis diese Veränderungen offen zutage<br />

treten, müssen vor allem Kinder und Jugendliche<br />

vor unnötiger Strahlung geschützt<br />

werden. Aus Sicht der Humangenetik sind<br />

im medizinischen Bereich bildgebende Verfahren<br />

ohne hohe Strahlenbelastung (Ultraschall,<br />

NMR) vorzuziehen.<br />

Übertriebene Angst vor Strahlen ist jedoch<br />

genausowenig gerechtfertigt, da die meisten<br />

Menschen über sehr gute Reparatursysteme<br />

verfügen, die das Erbgut in den Zellen nach<br />

einer Schädigung durch ionisierende Strahlung<br />

wieder in Ordnung bringen. Offensichtlich<br />

ist auch die mit der Strahlenexposition<br />

einhergehende Gefährdung eher eine Frage<br />

der Dosis als eine Frage der Gene.<br />

Mit Röntgentechnik<br />

dem Mörder auf der Spur<br />

Auch in der Rechtsmedizin ist die<br />

Röntgentechnik von Bedeutung. Tote<br />

können beispielsweise röntgenologisch<br />

untersucht werden, um die<br />

richtige Strategie der Leichenöffnung<br />

herauszufinden. Die Hauptanwendungsgebiete<br />

bildgebender<br />

Verfahren in der Rechtsmedizin<br />

waren das Thema beim 58. Kolloquium<br />

des Instituts für Rechtsmedizin<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong> am 3.<br />

November.<br />

In einer Einführung umriß Prof. Dr. Dieter<br />

Patzelt, Vorstand des Instituts, die Ein-<br />

satzgebiete bildgebender Verfahren in seinem<br />

Fach. Es sind:<br />

1. die röntgenologische Untersuchung von<br />

Toten, bei denen erst die Röntgenuntersuchung<br />

die richtige Leichenöffnungsstrategie<br />

weist, die jedoch auch eigene, methodenspezifische<br />

Zusatzergebnisse erbringen<br />

kann,<br />

2. die digitale Bildverarbeitung mit Superimposition,<br />

bei der zum Beispiel gefundene<br />

Skelett-Teile einem bestimmten<br />

Menschen zugeordnet werden können,<br />

3. die röntgenologische Altersbestimmung<br />

bei Lebenden, um die Frage der Strafmündigkeit<br />

straffällig gewordener Personen

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