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Dokument 1.pdf (14.973 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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Sonderheft - 100 Jahre Röntgenstrahlen<br />

ße - mit Hilfe von Computern ein Subtraktionsbild<br />

erstellt. Überlagernde Strukturen wie<br />

Darmschlingen oder Knochen können dann<br />

elektronisch aus dem Bild entfernt werden,<br />

so daß die Gefäße überlagerungsfrei und besser<br />

beurteilbar zu sehen sind. Dieses Verfahren<br />

hat die normale Röntgengefäßdarstellung<br />

mittlerweile vollständig abgelöst. Diese<br />

hochaufläsenden, digitalen Gefäßdarstellungen<br />

können in allen Regionen des menschlichen<br />

Körpers zur Diagnostik von Gefäßerkrankungen<br />

eingesetzt werden - von den<br />

Hirn- über die Herzkranzgefäße bis zu den<br />

Beinschlagadern.<br />

Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung<br />

des Einsatzes von Röntgenstrahlen<br />

stellte die Einführung des Schichtverfahrens,<br />

der Tomographie, dar, die bereits 1922 von<br />

Bocage beschrieben wurde. Dabei werden<br />

die Röntgenröhre und der Röntgenfilm um<br />

einen festgelegten Drehpunkt bewegt, so daß<br />

lediglich die Teile des menschlichen Körpers<br />

scharf abgebildet werden, die sich exakt im<br />

Drehpunkt zwischen Röhre und Film befinden.<br />

Durch die Weiterentwicklung dieser<br />

Schichttechnik gelang es, relativ überlagerungsfreie<br />

Schnittbilder einzelner Körperregionen<br />

zu erzeugen, die jedoch auf eine Ebene<br />

des menschlichen Körpers begrenzt waren.<br />

Ende der fünfziger Jahre wurde durch<br />

Arbeiten von Dabreuel, Rosenthai und Gebauer<br />

mit der Einführung der transversalen<br />

Tomographie, das heißt Schichtbildern senkrecht<br />

zur Körperlängsachse, eine Entwicklung<br />

eingeleitet, die zu einem fast vollständigen<br />

Wandel der Röntgendiagnostik führte.<br />

Dieses Verfahren, das heute als Computertomographie<br />

bezeichnet wird, stellt mit<br />

Abstand die wichtigste Weiterentwicklung<br />

auf dem Gebiet der Röntgendiagnostik dar.<br />

Die neue Technik wurde 1972 von Sir Godfrey<br />

Newbold Hounsfield in die klinische<br />

Radiologie eingeführt. Erst die Entwicklung<br />

entsprechender Computer- und Datenverarbeitungssysteme<br />

hat diese digitalen Bilder<br />

ermöglicht. Die Computertomographie stellt<br />

das erste röntgendiagnostische Schnittbildverfahren<br />

dar, das überlagerungsfreie<br />

Schnittbilder des Menschen in einer transversalen<br />

Schichtebene erzeugte.<br />

Die Computertomographie hat sich in den<br />

vergangenen 23 Jahren stürmisch entwickelt.<br />

Während in den ersten Jahren eine Schicht<br />

durch den Körper noch mehrere Minuten<br />

dauerte, können heute Aufnahmen im Millisekundenbereich<br />

erzeugt werden. Die Verbesserung<br />

der computertomographischen<br />

Technik erlaubt heute eine Erfassung selbst<br />

kleinster Kontrastunterschiede in den verschiedenen<br />

Organen und erreicht eine räum-<br />

licheAuflösung unter einem Millimeter. Dieses<br />

Verfahren erlaubte zugleich zum ersten<br />

Mal eine direkte Messung der Dichte von<br />

verschiedenen Geweben, wie der Leber, der<br />

Milz, der Bauchspeicheldrüse und der Nieren.<br />

Durch Messung und Vergleich der Dichte<br />

einzelner Organstrukturen konnten erstmals<br />

Geschwülste in Weichteilorganen sowie<br />

Stoffwechselerkrankungen einzelner Organe<br />

direkt nachgewiesen werden. Durch zusätzliche<br />

Gabe von Kontrastmitteln kann die<br />

Gewebedichte erhöht werden und damit ein<br />

besserer Kontrast zwischen erkranktem und<br />

gesundem Gewebe erreicht werden. Durch<br />

die Einführung der Computertomographie in<br />

die klinische Radiologie sind mittlerweile<br />

viele eingreifende Untersuchungsverfahren<br />

ersetzt worden. Eine Vielzahl von Erkrankungen<br />

konnte überhaupt erst durch den Einsatz<br />

der Computertomographie sicher diagnostiziert<br />

werden. Dazu gehören vor allem<br />

bösartige Geschwülste im Bereich des Gehirns<br />

und des Rückenmarks.<br />

Die Computertomographie ist bei vielen<br />

schweren Erkrankungen heute das wichtigste<br />

diagnostische Verfahren in der Radiologie,<br />

etwa bei Unfallverletzten oder im Rahmen<br />

der Nachsorge von Tumorpatienten. Die<br />

Einführung moderner Computertomographen<br />

mit einer Bilderzeugung im Millisekundenbereich<br />

ermöglicht eine dreidimensionale<br />

Darstellung fast aller Körperregionen und<br />

durch Anwendung bestimmter Rechenprozesse<br />

eine dreidimensionale Darstellung der<br />

Gefäße im Bereich des Brust- und Bauchraumes.<br />

Diese sogenannte Computerangiographie<br />

ist heute bereits in der Lage, die bisher<br />

übliche Gefäßdarstellung über einen Katheter<br />

in der Schlagader teilweise zu ersetzen.<br />

Als weiteres modemes, nichtinvasives<br />

Verfahren zur Untersuchung der Gefäße stehen<br />

heute verschiedene Ultraschall verfahren<br />

zur Verfügung, die ebenfalls in der Lage sind,<br />

Gefäßerkrankungen in vielen Regionen des<br />

menschlichen Körpers darzustellen und somit<br />

eine invasive Kontrastmitteldarstellung<br />

von Gefäßen zu ersetzen.<br />

Nach der stürmischen Entwicklung der<br />

Röntgendiagnostik in den vergangenen 25<br />

Jahren steht seit Ende der siebziger Jahre ein<br />

neues Schnittbildverfahren im Blickpunkt<br />

der radiologischen Diagnostik, das erstmals<br />

ohne Röntgenstrahlen arbeitet: die Kernspintomographie.<br />

Die Patienten werden dabei in<br />

einem großen, sehr starken Magnetfeld untersucht.<br />

Durc;h Anlegen und kurzzeitiges<br />

Einschalten eines zweiten Magnetfeldes können<br />

sehr schwache Signale aus dem menschlichen<br />

Körper mit einem Antennensystem<br />

aufgefangen werden, aus dem mit Hilfe von<br />

Computern Schnittbilder des Körpers erzeugt<br />

werden.<br />

Dieses neue Verfahren ist der Computertomographie<br />

in der Beurteilung von gesundem<br />

und krankem Gewebe in vielen Bereichen<br />

überlegen. Ein weiterer Vorteil besteht<br />

darin, daß diese Bilder in allen Ebenen des<br />

Körpers - Längsachse, Querschnitt oder<br />

Schrägprojektion - durchgeführt werden<br />

können. Zusätzlich erlaubt die Kernspintomographie<br />

eine exakte Darstellung von Gefäßerkrankungen<br />

im Gehirn, dem Brust- und<br />

Bauchraum ohne die Einspritzung von Kontrastmitteln.<br />

Da dieses Verfahren keine Röntgenstrahlung<br />

benötigt, bietet es sich besonders<br />

für die Untersuchung von Kindern und<br />

Schwangeren an.<br />

Entzündliche Erkrankungen des Gehirns<br />

und des Rückenmarks, wie die Multiple<br />

Sklerose, konnten erst mit diesem Verfahren<br />

sicher nachgewiesen und der Verlauf der<br />

Erkrankung und der Behandlung beurteilt<br />

werden. Die Kernspintomographie wird in<br />

den kommenden Jahren in vielen Bereichen<br />

bisher übliche Röntgenuntersuchungen und<br />

auch computertomographische Untersuchungen<br />

ablösen. Damit kann das Strahlenrisiko<br />

für den Patienten, vor allem wenn er<br />

häufiger untersucht werden muß, deutlicher<br />

gesenkt werden.<br />

Die Entdeckung der Röntgenstrahlen<br />

durch den Physiker Wilhelm Conrad Röntgen<br />

wurde 1901 mit dem ersten Nobelpreis<br />

für Physik gewürdigt. Die mit Abstand weiteste<br />

Verbreitung haben die Röntgenstrahlen<br />

in der medizinischenAnwendung gefunden.<br />

Die Entwicklung der Computertomographie<br />

durch den Physiker Godfrey Newbold<br />

Hounsfield hat zu einer fast vollständigen<br />

Neuorientierung der radiologischen Diagnostik<br />

geführt. Hounsfield erhielt für seine Entdeckung<br />

1975 den Nobelpreis für Medizin.<br />

Röntgenstrahlen werden auch weiterhin<br />

eine bedeutende Rolle in der Diagnostik von<br />

Erkrankungen vor allem im Bereich der Lunge<br />

und der Knochen besitzen. Die modernen<br />

Schnittbildverfahren in der Radiologie<br />

wie Ultraschall, Computertomographie und<br />

Kernspintomographie haben dazu geführt,<br />

daß die Erkennung von Erkrankungen für<br />

den Patienten schonender, schneller und sicherer<br />

geworden ist.<br />

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