Altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - März/April 2016
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Manche Pause ist maßstabsgenau —<br />
hier der Entwurf <strong>für</strong> die Wandmalerei<br />
der „Jonasstuben“.<br />
soll der Auftraggeber gewesen<br />
sein. Vieles habe Ernst Niggl ab da<br />
im Ort anders wahrgenommen, erzählt<br />
er. „Bei der Durchfahrt sehe<br />
ich immer wieder etwas, das mit<br />
meinen Pausen und Schablonen zu<br />
tun hat.“<br />
<strong>Das</strong> Sparkassengebäude in Rottenbuch<br />
ziert heute noch das Werk<br />
Brennauers — und natürlich gibt<br />
auch das ehemalige Wohnhaus<br />
Zeugnis davon, dass hier einmal<br />
ein Künstlerpaar gewohnt hatte:<br />
Ein Affe, der sein Hinterteil keck<br />
dem Betrachter zuwendet, ist auf<br />
der Hauswand von Moni und Peter<br />
Frühschütz verewigt. Selbstverständlich<br />
<strong>für</strong> das Paar, dieses „besondere<br />
Accessoire“ nicht übermalen<br />
zu lassen. Andreas Brennauer<br />
hatte es einst entstehen lassen, um<br />
<strong>den</strong> Rottenbucher Bürgern eine<br />
ironische Antwort auf <strong>den</strong> ihm und<br />
seiner Frau unterstellten liederlichen<br />
Lebenswandel zu geben.<br />
Einen Teil seiner Pausen und Schablonen<br />
konnte Ernst Niggl an die<br />
Besitzer zurückgeben. Die Vorstellung,<br />
dass nun Werke des Künstlerpaares,<br />
die dem Ort ein Gesicht<br />
gaben, dort sind, wo sie in Auftrag<br />
gegeben wur<strong>den</strong>, gefällt dem Malermeister.<br />
„Weil es zur Historie<br />
der Häuser gehört“, fasst Niggl<br />
diese Idee zusammen. Nicht aus<br />
Rottenbuch selbst, aber nicht minder<br />
historisch zeigte sich der Fund<br />
der Schablone des mittlerweile<br />
abgerissenen Plötzbräu-Gebäudes<br />
in Peißenberg. Die Marktgemeinde<br />
zögerte ebenfalls nicht lange,<br />
als Niggl ihr dieses Zeitdokument<br />
anbot. Es hat nun seinen Platz im<br />
Archiv des Ortes gefun<strong>den</strong>.<br />
Manche Werke zeugen vom Talent<br />
Brennauers aus dessen früher,<br />
akademischer Zeit. Ernst Niggl betrachtet<br />
sie gerne, erfreut sich an<br />
der Aussagekraft und der künstlerischen<br />
Stärke, die daraus hervorgeht.<br />
So kam wohl zusammen,<br />
was zusammen kommen muss: Die<br />
Schablonen und Pausen haben in<br />
ihm einen treuen Bewahrer gefun<strong>den</strong>,<br />
der dank seiner Ausbildung<br />
geschulten Auges erkennt, was er<br />
da vor sich hat und der <strong>den</strong> künstlerischen<br />
Charakter gerade als Einheimischer<br />
zu schätzen weiß. Und<br />
Peter Frühschütz darf sich insgeheim<br />
als „Einfädler“ dieser schönen<br />
Geschichte auf die Schulter<br />
klopfen. <br />
rp<br />
> > > Die Auflösung des letzten Heimaträtsels<br />
<strong>Altlandkreis</strong> | „Der Affe spinnt doch“, hieß es in<br />
der Januar/Februar-Ausgabe des „altlandkreis“ in<br />
Bezug auf unser Heimaträtsel. So kurios das gesuchte<br />
Abbild des Hinterteil recken<strong>den</strong> Primaten<br />
allein schon ist, so kurios gestalteten sich auch die<br />
Einsendungen unserer Leser. Mehrere Lösungsmöglichkeiten<br />
fan<strong>den</strong> gar <strong>den</strong> Weg in die „altlandkreis“-<br />
Redaktion. Und bei unserer Recherche stellten wir<br />
fest: alle stimmen — irgendwie.<br />
Nun erst einmal „Licht ins Dunkel“ zum Standort<br />
des Affen. Er ziert die Fassade des ehemaligen<br />
Wohnhauses des Künstlerpaares Andreas und Marianne<br />
Brennauer am Weihanger in Rottenbuch.<br />
Warum nun der Affe, ausgeschmückt mit Zigarette<br />
und einer Flasche Wein, die Hauswand schmückt,<br />
entspringt einer Tatsache, die sich in allen Lösungsmöglichkeiten<br />
wieder findet. Variante eins haben<br />
wir Ihnen, liebe Leser, in dieser Ausgabe im Artikel<br />
über <strong>den</strong> „Rottenbucher Schatz aus Papier“ präsentiert.<br />
Diese These wurde zumindest in etwa von Hermann<br />
Wörnzhofer aus Peiting sowie Emil Richter,<br />
Johanna Köhler und Susanne Nördinger aus Schongau<br />
bestätigt. Martha Keller aus Rottenbuch wiederum<br />
teilte uns schriftlich mit, Viktor Stadler, der<br />
Schwager der Brennauers, von Berufs wegen Polizist<br />
und wohnhaft in Sichtweite des Paares, soll der<br />
Adressat der malerischen Verunglimpfung gewesen<br />
sein. Er wäre in der Bevölkerung Rottenbuchs nicht<br />
sonderlich beliebt gewesen, ganz zu schweigen bei<br />
Marianne Brennauer. Sein immer wieder anstößiges<br />
Verhalten habe die Kunstmalerin damals veranlasst,<br />
zum Pinsel zu greifen, um ihrem Schwager „durch<br />
die Blume“ mitzuteilen, was sie von ihm hielt. Eine<br />
weitere Variante besagt, dass ein paar Häuser unterhalb<br />
des Brennauerhauses sich seinerzeit ein<br />
Krämerla<strong>den</strong> befun<strong>den</strong> hat. Marianne schickte nun<br />
des öfteren (und immer öfter) ihren Gatten dorthin,<br />
um Zigaretten und Wein zu holen. Als liederlich<br />
wurde alsbald der Künstlerhaushalt Brennauer bezeichnet.<br />
Wer solchen Konsum an Alkohol und Nikotin<br />
benötige, könne kein ehrbarer Bürger sein. Die<br />
Antwort darauf: ein gemalter „Affenarsch“.<br />
„Der Affe spinnt doch“ — und wir wohl auch, <strong>den</strong>n<br />
jeder der fünf erwähnten Einsender darf sich nun<br />
über einen Gutschein <strong>für</strong> das Erlebnisbad „Plantsch“<br />
freuen. Wir nennen das<br />
einfach künstlerische<br />
(Entscheidungs)Freiheit!<br />
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