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information & nachhaltigkeit<br />
No blame:<br />
Zeit für eine neue Fehlerkultur<br />
JEDER FEHLER ERSCHEINT UNGLAUBLICH DUMM, WENN ANDRE IHN BEGEHEN<br />
(GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG)<br />
Bettina Bartsch-Herzog<br />
Dipl. Lebens- und<br />
Sozialberaterin<br />
Trainerin & Autorin<br />
Das vor kurzem erschiene Handbuch<br />
„No blame-Kultur im<br />
Magistrat der Stadt Wien“ hat<br />
mich dazu veranlasst, mir ein<br />
paar Gedanken über unseren Umgang<br />
mit Fehlern zu machen. In der Broschüre<br />
sollen MitarbeiterInnen und Führungskräfte<br />
Anregungen zu einer zeitgemäßen<br />
Fehlerkultur finden.<br />
Wie schaut es denn in unserer Gesellschaft<br />
aus, dass wir es nötig haben, zu<br />
lernen wie man mit Fehlern „richtig“<br />
umgeht? Bei genauer Betrachtung wird<br />
man schnell feststellen, dass wir es da<br />
im täglichen Leben eher mit „Vernaderungen“,<br />
als mit einer verantwortungsvollen<br />
Fehlerkultur zu tun habe.<br />
Schon im frühen Kindesalter lernen wir,<br />
Fehler möglichst zu vermeiden. Lieber<br />
nichts sagen, als etwas Falsches!<br />
Fehler werden oft<br />
negativ bewertet und der<br />
„Schuldige“ wird an den<br />
Pranger gestellt. Damit<br />
ist der Grundstein zur<br />
Vermeidung von Fehlern<br />
gelegt. Jede/r<br />
will perfekt<br />
sein<br />
und stellt mitunter zu hohe Ansprüche an<br />
sich selbst. Das dadurch ein enormer Druck<br />
entsteht, der häufig bis zum Burnout führt,<br />
liegt auf der Hand.<br />
Doch erscheint ein Fehler nicht nur deshalb<br />
falsch, weil er gegen geltende Normen<br />
verstößt? Vielleicht zeigt er auch eine neue<br />
Herangehensweise auf? Viele große Erfindungen<br />
dieser Welt wären nicht zustande<br />
gekommen, wenn niemand es gewagt hätte,<br />
Fehler zu machen. Je mehr Entscheidungen<br />
getroffen werden, das heißt, je öfter man das<br />
Risiko eingeht, sich möglicherweise falsch zu<br />
entscheiden, desto mehr Erfahrung kann man<br />
gewinnen.<br />
Wir alle kennen den Satz: „Aus seinen Fehlern<br />
soll man lernen!“ Ja natürlich, aber dazu<br />
sollte man auch die Gelegenheit bekommen<br />
und nicht schon von Vornherein verurteilt<br />
werden.<br />
Schließlich können wir das, was wir durch<br />
einen Fehler gelernt haben, am effektivsten<br />
in unser Leben integrieren.<br />
Niemand würde einem Kleinkind, das gerade<br />
Laufen lernt, erklären, dass Hinfallen schlecht<br />
ist. Ganz im Gegenteil: wir ermuntern es<br />
weiter zu machen und es noch einmal zu<br />
versuchen. Fördern wir also unsere Kinder<br />
bei ihren täglichen Entdeckungsreisen, lassen<br />
wir sie ihre eigenen Fehler machen und sie<br />
werden lernen ihr Leben selbst in die Hand zu<br />
nehmen. Oder wie Wilhelm Busch es sagte:<br />
"Durch Fehler wird man klug, darum ist einer<br />
nicht genug."<br />
Foto: © pixabay.com<br />
14 | MÄRZ <strong>2016</strong>