GESUNDHEIT, HAMBURG! „Gutes Fett macht schlank und schlau“ Nutzen schaffen! – ist das Motto von Dr. Anne Fleck, Leiterin der internistischen Fachabteilung und reputierte Ernährungsspezialistin am LANS Medicum am Stephansplatz. In <strong>HANSEstyle</strong> erzählt die bodenständige Ärztin von ihrer Pionierarbeit in der Vorsorge- und Ernährungsmedizin, vom richtigen Kauen und von ihren Fernsehauftritten. Fragen an Dr. Anne Fleck Genuss und gesunde Ernährung – Wie passt das zusammen? Alles, was man bewusst und achtsam tut, ist gesund und genau damit verbinde ich Genuss. Ich finde, dass wir viel zu viel darüber reden, 'was' wir konsumieren und nicht darüber, 'wie' und 'wann' wir etwas essen. Denn bereits mit dem Kauen beginnt die Verdauungskette. Das richtige Kauen übe ich sogar mit meinen Patienten. Dabei gilt die Faustregel: 10- bis 15-mal Kauen pro Bissen, bis man einen Brei im Mund hat. Ziel sollte sein, keinen Ernährungsextremismus zu betreiben, sondern eine gesunde Balance zu finden. Dabei spielt die Kultur des Essens und des Genießens eine enorm wichtige Rolle, denn sie führt u. a. Familien zusammen und fördert das achtsame Essen. Darüber hinaus hilft es Rituale einzuführen, wie beispielsweise das von mir entwickelte Doc Fleck Frühstück (bitte umblättern): Der eiweißreiche Magerquark und die hochwertigen Ölmischungen, in Form von omega-safe hergstelltem Lein- und Weizenkeimöl mit Vitamin D3 und DHA-Zusatz, halten nicht nur lange satt, sondern man nimmt sogar nebenbei ab, weil man bereits morgens Kohlenhydrate spart. Lange galt das Ernährungsdogma: fettarm und kohlenhydratbetont. Was hat sich geändert? Die klassische Ernährungspyramide, die Fette verbannt – sie hat ausgedient. Wenn wir den Körper aus ihrer kleinsten Einheit – aus der Zelle – heraus, stärken wollen, müssen wir uns anschauen, wie sie aufgebaut ist: Ihre Schutzwand 56 besteht aus Fett. Deshalb macht es Sinn, dem Körper hochwertige Fette im gesunden Maß zuzuführen. Ich will den Menschen die Angst vor den Fetten nehmen, denn gutes Fett macht schlank und schlau! Gesunde Omega-3-reiche Öle (z. B. Leinöl, Weizenkeimöl, Hanföl) sollten aus biologischem Anbau stammen, kalt gepresst und in dunklen Flaschen vor Licht, Hitze und Sauerstoff geschützt sein. Nur so bleiben die lebenswichtigen Omega-Fettsäuren erhalten. Außerdem ist es wissenschaftlich belegt, dass eine fettarme Ernährung mit unserer emotionalen Balance in Wechselwirkung steht und beispielsweise sogar Depressionen fördern kann. Wie wichtig sind heute Kohlenhydrate für die Ernährung? Wir sollten Kohlenhydrate immer flexibel betrachten. Schließlich (ver-)braucht ein Sportler mehr Kohlenhydrate als ein Bewegungsmuffel. Entscheidend ist dabei die Auswahl und die Qualität der Kohlenhydrate: Anstatt des “modernen” Weizens gilt es z. B. Dinkel zu bevorzugen; das Getreide verfügt über viel Eiweiß. Außerdem sind Kohlenhydrate wie Buchweizen, Kartoffeln, Süßkartoffeln sowie Amaranth, Quinoa und Hirse empfehlenswert. Auch hierbei gilt: Möglichst achtsam Kauen! Wer brotverliebt ist, dem sei feingemahlenes Vollkornbrot ans Herz gelegt. Frühstück, Mittag, Abendessen: Warum ist es wichtig, Nahrung passend zu unserem Biorhythmus aufzunehmen? Ein wichtiger Faktor, den wir viel zu häufig vernachlässigen, ist unsere innere Uhr. Nach dieser arbeiten unsere Organe. Deshalb bleibt das Drei-Mahlzeiten-Prinzip aktuell. Nur so kann der Körper Nährstoffe, Fett und Kalorien bestmöglich verwerten. Dabei spielt der Rhythmus eine wesentliche Rolle, denn es kommt auf die richtige Nahrung zur richtigen Zeit an! Es handelt sich beispielsweise um einen weitverbreiteten Irrglauben, dass Rohkost und Obst am Abend gesund sind oder gar das Abnehmen fördern. Dessen Verzehr zu später Uhrzeit kann vielmehr den Körper schädigen und zu schlechtem Schlaf, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Fettleibigkeit o. ä. führen. Was ist der am weitesten verbreitete Ernährungsmythos? Den pauschalen Irrglauben „Fett macht fett“ habe ich ja bereits angesprochen – es kommt immer auf die Qualität der Fette an. Außerdem sind viele Menschen davon überzeugt, dass Diäten ein Allheilmittel seien. Doch beim Thema Essen gibt es kein Schwarz oder Weiß, kein Alles oder Nichts. Der Schlüssel besteht vielmehr darin, eine individuelle Ernährungsform zur Gewichtsreduzierung zu entwickeln, die zum Individuum passt. In der Regel sagt uns unser Körper, was er gerade braucht. Doch genau dieses natürliche (Hunger-)Gefühl haben wir verlernt. Deshalb sollten wir uns häufiger fragen: Mit welchem Gefühl esse ich? Denn es lassen sich zwei Formen unterscheiden: Einerseits der physische Hunger, wenn er Magen wirklich leer ist, und andererseits der emotionale Hunger, der häufig durch Langeweile, Frust oder Aggressionen
„Ein wichtiger Faktor, den wir viel zu häufig vernachlässigen, ist unsere innere Uhr. Nach dieser arbeiten unsere Organe.“ Dr. Anne Fleck