mole magazin 3 – FEMINISMUS

erwartendem Effekte auf die lokalen
Strukturen berücksichtigt werden
müssen. Auf Chalkidiki führte sie
nicht nur zu einer massiven medialen
Aufmerksamkeit, sondern wurde auch
für die dortigen Initiativen als Energieschub
erlebt. Zudem erfuhren sie
die Auseinandersetzungen als gemeinsamen
Kampf mit Aktivist*innen aus
dem antiautoritären Spektrum. Das in
Deutschland spätestens seit Heiligendamm
2007 beliebte »Umfließen« von
Polizeiketten mit dem Ziel Straßen oder
Gelände zu besetzen, wäre in Skouries
bereits am unwegsamen Gelände
und höchstwahrscheinlich auch am
Tränengas der Polizei gescheitert.
Auch wenn die Demonstration von
allen als erfolgreich bewertet wurde,
waren die vielen Festnahmen ein großer
Wermutstropfen. Es war eine gute Idee,
das Camp mit einer größeren politischen
Aktion zu verbinden, allerdings hätte
ihr mehr Vorbereitungszeit eingeräumt
werden müssen. Immerhin wurde für
die Nachbereitung am nächsten Tag
das ganze Programm umgeworfen, um
in Kleingruppen die Aktion und die
gemachten Erfahrungen zu besprechen.
Nicht nur die technischen und organisatorischen
Aspekte der Aktion wurden
im Vorfeld ungenügend besprochen,
sondern auch die inhaltlichen. Gefehlt
hat eine breite Diskussion zum Thema
Ökologie und Kapitalismus, nicht nur
auf dem Camp, sondern auch mit den
lokalen Aktivist*innen und innerhalb
von Beyond Europe. Insbesondere
bei ...ums Ganze! besteht hier großer
Nachholbedarf. Der Goldabbau auf der
Chalkidiki erfolgt sicherlich unter katastrophalen
Bedingungen. Zu diskutieren
ist aber, wie ein ökologisch verträglicher
Goldabbau aussehen könnte oder man
auf Gold als Rohstoff verzichten kann.
Offen bleibt auch, welche Alternative
es neben einer von Aktivist*innen
vorgeschlagenen Fabrik für Holzpellets
den Arbeiter*innen in der Mine
angesichts der grassierenden Arbeitslosigkeit
in Griechenland geben kann.
5. Lokale Einbindung des Camps
Der Anspruch, das Camp mit den lokalen
Kämpfen zu verbinden, wurde eingelöst.
Schwieriger erwies es sich jedoch,
in die Diskussion und den Austausch mit
den Bewohner*innen der umliegenden
Dörfer, sowie den lokalen Komitees zu
treten. An Workshops, die extra in den
Dörfern veranstaltet wurden, beteiligten
die Bewohner*innen sich so gut wie gar
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nicht. Mit zwei Panels auf den zentralen
Dorfplätzen in Ierissos und Megali
Panagia wurde die Diskussion um eine
Alternative zur Austeritätspolitik in
Europa aus dem Camp heraus getragen.
Dabei wurde deutlich gemacht, dass die
Perspektive nicht in Wahlen, sondern
nur in der Selbstorganisierung jenseits
von Staat und Kapital bestehen kann.
Die Veranstaltungen stießen auf reges
Interesse in der Bevölkerung, die Podien
waren aber leider rein männlich besetzt.
Außerdem gab es ein Fußballspiel, bei
dem ein Team aus dem Camp gegen ein
lokales antrat. Trotz der zahlreichen
Versuch in Austausch mit der lokalen
Bevölkerung zu treten, muss diesbezüglich
jedoch ein nüchternes Fazit
gezogen werden. Intensiver Austausch
beschränkte sich auf wenige Personen
oder auf seltene Augenblicke. In
Zukunft braucht es mehr Anstrengung,
um Mittel zu finden, die Grenzen,
die politischer Habitus und Sprache
mit sich bringen, zu überbrücken.
6. Fazit
Viele der Teilnehmenden und Organisierenden
stimmen darin überein, dass
das Camp ein Erfolg war – auch wenn
nicht alles glatt lief. Es war schließlich
das erste Camp von Beyond Europe,
das zudem in kurzer Zeit auf die Beine
gestellt wurde. Was die Einbindung der
Teilnehmer*innen in die Campstrukturen
und die männliche Dominanz
auf Podien und in Plena angeht, gibt es
noch viel zu tun. Zu klären bleibt, wie
praktische Solidarität weiterentwickelt
werden kann, damit auch Leuten die
Teilnahme ermöglicht werden kann, die
sich die Anreise nicht leisten können.
Anzustreben ist eine breitere Mobilisierung
in andere Länder und Spektren,
um einen noch breiteren Austausch
innerhalb der europäischen antiautoritären
Bewegung zu erreichen. Gut ist
das Konzept, ein Camp mit einer lokal
angebundenen Aktion zu verbinden.
Dafür ist es wichtig, das die Organisator*innen
selbst in den lokalen Kämpfen
aktiv sind, um die Kontakte zu den
Initiativen vor Ort herzustellen und eine
nachhaltige Wirkung zu ermöglichen.
Darüber hinaus ist auf der Ebene von
Beyond Europe eine Intensivierung der
Debatte und der Vernetzung durch ein
jährliches Camp oder auch eine gemeinsame
Aktion zu erhoffen. Das europäische
Grenzregime bietet sich dafür an,
und macht eine verstärkte transnationale
Zusammenarbeit auch erforderlich.
Fußnoten
(1) Beyond Europe ist eine antiautoritäre
und antikapitalistische Plattform, die
aktuell aus Alpha Kappa (GR), Drasi
(GR), Plan C (UK), Syspirosi Atakton
(CY) und ...ums Ganze! (D, AT)
besteht: http://beyondeurope.net
(2) http://march18.net/call/german/
(3) http://beyondeurope.net/454/last-callthe-stakes-are-high-but-still-too-low/
(»die
Organisierung voranzutreiben, unsere
Netzwerke zu vertiefen und unsere Mobilisierung
gegen den Kapitalismus und seine
Durchsetzung in ganz Europa zu planen.«)
(4) Vgl. http://lowerclassmag.com/2015/08/
goldene-versprechungen-dunkle-zukunft/
(5) Vgl. Ebd.
(6) Aus der Pressemitteilung von Eldorado Gold:
»Construction and development activities at
the Skouries Project will be suspended.« http://
www.eldoradogold.com/news-and-media/
news-releases/press-release-details/2016/
Eldorado-Gold-Announces-Amended-Investment-Plans-in-Greece/default.aspx