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mole magazin 3 – FEMINISMUS

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wie Klassismus, Rassismus und Sexismus<br />

besonders deutlich, beispielsweise<br />

wenn schlecht bezahlte Care-Arbeit<br />

immer mehr von Migrant*innen<br />

geleistet wird – hier entwickelte sich im<br />

Laufe der neoliberalen Globalisierung<br />

eine neue Form postkolonialer Ausbeutung<br />

des globalen Südens. Statt sich<br />

»nur« Rohstoffe oder Arbeitskraft (ob<br />

in Form von Sklav*innen oder billigem<br />

Outsourcing) anzueignen, hat sich nach<br />

der politischen Dekolonialisierung in<br />

der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

verstärkt eine globale Betreuungskette<br />

etabliert. Zuhal Yeşilyurt Gündüz<br />

beschreibt dies als »Care Drain« in<br />

Richtung des kapitalistischen Zentrums.<br />

Diese strukturellen Ungleichheiten<br />

verwirklichen sich in individuellen Diskriminierungserfahrungen<br />

bzw. Privilegien.<br />

Im momentanen gesellschaftlichen<br />

Kräfteverhältnis werden diese allerdings<br />

viel zu oft nicht problematisiert,<br />

sondern vielmehr anhand sexistischer<br />

oder rassistischer Kategorien legitimiert.<br />

Das befeuert rechtspopulistische<br />

Bewegungen: Ausgrenzende Identifikationen<br />

mit Kategorien wie Nation,<br />

Geschlecht, Kultur oder Rasse dienen<br />

dazu, die jeweils individuelle Situation<br />

ein kleines bisschen zu verbessern – all<br />

dies allerdings auf dem Rücken derer,<br />

die sich noch weniger wehren können.<br />

Eine grundlegende Änderung der Verhältnisse<br />

wird sich aus diesen chauvinistischen<br />

Ansätzen nicht entwickeln. Das<br />

einzige was Pegida und Co. versprechen<br />

können, ist ein reaktionärer ideologischer<br />

Backlash zum Nachteil aller, die<br />

der normativen Zurichtung auf einen<br />

homogenen nationalen Volkskörper<br />

nicht entsprechen können oder wollen.<br />

Da wir allerdings an der emanzipatorischen<br />

Utopie festhalten wollen, dass<br />

allen Menschen ein Leben ohne Unterdrückung<br />

und Ausbeutung zusteht,<br />

stellen wir dem eine klare Position<br />

entgegen:<br />

Wir müssen emanzipatorische Kämpfe<br />

zusammen denken und gemeinsam<br />

führen. Um dabei erfolgreich zu<br />

sein, benötigen wir eine aktuelle und<br />

akkurate Analyse gesellschaftlicher<br />

Zusammenhänge. Im Antikapitalismus,<br />

der nicht verkürzt sein<br />

will, darf eine feministische Kritik<br />

der Verhältnisse nicht fehlen!<br />

Fußnoten:<br />

(1) Obwohl wir Geschlechterkategorien als Konstruktion<br />

erkennen, ist die Zweigeschlechtlichkeit<br />

mitsamt ihren »natürlichen« Zuschreibungen eine<br />

gesellschaftliche Realität, mit der wir immer wieder<br />

konfrontiert sind. Aus diesem Grund verwenden<br />

wir zwar die Bezeichnungen »Frauen«, »Männer«<br />

usw., markieren diese aber mit einem Stern.

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