mole magazin 3 – FEMINISMUS
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timiert, weil alle miteinander bekannt<br />
und befreundet waren. Die Folge war<br />
– zumindest für mich – ein steigender<br />
Druck, mich wechselseitig positionieren<br />
zu müssen, und mich in der Rolle eines<br />
Vermittlers wiederzufinden. Unser<br />
Exklusivitätsanspruch betraf auch den<br />
Zuwachs durch andere Männer, da die<br />
Gruppe einen eigenen Freundeskreis<br />
darstellte, in dem die neue Person erst<br />
hätte aufgenommen werden müssen.<br />
Kritisch, privilegiert und<br />
gegen Kritik immun?<br />
Die regelmäßigen Treffen sozialisierten<br />
und politisierten uns. Es kam öfter dazu,<br />
dass Teile unserer Gruppe an Veranstaltungen,<br />
Vorträgen und Workshops<br />
teilnahmen. Die Gesprächsrunden<br />
hatten uns vor allem bezüglich Redeund<br />
Rollenverhalten, Auftreten, aber<br />
auch im gegenseitigen Bezugnehmen<br />
sensibilisiert, weil wir sehr gesprächsbzw.<br />
sprachfixiert wurden. Obwohl wir<br />
nicht öffentlich als Gruppe auftraten,<br />
bezogen wir uns positiv auf die Gruppe<br />
in unterschiedlichen Situationen.<br />
»Punkten« konnten wir natürlich in<br />
dafür sensibilisierten Räumen und auf<br />
Polit-Veranstaltungen. Männer, die sich<br />
in kritischen Männergruppen organisieren,<br />
irritieren in weniger sensibilisierten<br />
Umgebungen aber nach wie<br />
vor, allerdings nicht notwendigerweise<br />
negativ. Trotzdem kam es zu Problemen.<br />
Zum einen bemerkte ich zunehmend<br />
an mir, dass ich mich fast ständig in<br />
Relation zu anderen Männern bzw.<br />
Männlichkeiten, aber auch zu Frauen<br />
und bestimmten Weiblichkeiten sah.<br />
Die Fokussierung auf (Körper-)Sprache<br />
und Redeverhalten bestimmten dabei<br />
maßgeblich die Betrachtung und Bewertung<br />
von Personen und Situationen.<br />
Leicht konnte ich mich auf diese Weise<br />
insbesondere von Männern abgrenzen.<br />
Zum anderen lag eine Doppelprivilegierung<br />
vor. Erstens behielten wir<br />
als kritische und reflektierte Männer<br />
unsere Privilegien in der sogenannten<br />
Mehrheitsgesellschaft bei. Wir wurden<br />
nach wie vor als Männer und zusätzlich<br />
als ein bisschen cooler, lieber und<br />
sensibler wahrgenommen als viele<br />
andere Männer. Zweitens erhielten<br />
wir neue Privilegien in sensibilisierten<br />
und kritischen Kontexten. Trotz oder<br />
gerade weil wir uns sensibilisiert und<br />
reflektiert hatten, bestand die Gefahr,<br />
»unangreifbar« zu werden: »Versteh<br />
mich doch bitte als Prozess!« Das traf<br />
dann nicht nur auf unsere Gruppe<br />
sondern auch auf andere Räume zu.<br />
Ich würde uns in diesem Fall jedoch<br />
keine Intention unterstellen, unser neu<br />
gewonnenes Wissen zu instrumentalisieren.<br />
Entscheidend bleiben die Folgen.<br />
Diese Erscheinungen und Entgleitungen<br />
sind nicht zwangsläufig die<br />
Folge einer reinen Männergruppe,<br />
aber auch keine Zufälle. Sie zeigen,<br />
wie wirksam gruppenspezifische<br />
männliche Dynamiken sein können:<br />
Insidersprüche, Witze, das Gefühl,<br />
irgendwie etwas Tolles zu machen und<br />
in Teilen auch Komplizenschaft, d.h.<br />
bestimmtes männliches Verhalten von<br />
Freunden unkommentiert lassen etc.<br />
Was zu tun ist und bleibt<br />
Neben der berechtigten und notwendigen<br />
Kritik, die ich vorgetragen habe,<br />
war und ist das Erarbeitete der Gruppe<br />
nicht per se schlecht. Fakt ist, dass die<br />
in einem Zeitraum von etwa drei Jahren<br />
im Zweiwochen-rhythmus abgehaltenen