mole magazin 3 – FEMINISMUS
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lerischen Mythen, die dem weiblichen<br />
Geschlecht im Rückgriff auf seine<br />
mutmaßlich naturgegebene Andersartigkeit<br />
beispielsweise grundsätzlich<br />
die Fähigkeit absprechen, einen Fußball<br />
richtig zu treffen oder die Abseitsregel<br />
verstehen, geschweige denn erklären<br />
zu können. Der symbolische Platzverweis<br />
für Frauen* im Fußball geschieht<br />
demnach über sexistische Behauptungen,<br />
die Frauen* symbolisch aus der<br />
Welt des Fußballs verdrängen und die<br />
männlichen Fußballfans trotz sozialer<br />
Differenzen einander näherbringen.<br />
Als Sport- und Fanpraxis scheint der<br />
Fußball jedoch nicht nur Identifikationsmöglichkeiten<br />
für verschiedenste<br />
Verkörperungen des Mannseins<br />
bereitzuhalten, sondern vermännlichend<br />
auf all jene zu wirken, die in irgendeiner<br />
Art und Weise an ihm teilhaben oder<br />
sich auf ihn beziehen. Ein fachmännischer<br />
Kommentar zum letzten Sieg<br />
der Heimmannschaft genügt, um sich<br />
vor den Arbeitskollegen als männlich<br />
zu inszenieren. Insofern dieser Maskulinisierungseffekt<br />
Männer* dazu in<br />
die Lage versetzt, sich als Inhaber von<br />
Männlichkeit und damit als Teilhaber<br />
an den allumfassenden Machtstrukturen<br />
männlicher Dominanz über Frauen* zu<br />
wähnen, ganz gleich, in welcher noch<br />
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so randständigen gesellschaftlichen<br />
Position sich diese konkret befinden,<br />
verspricht der Fußball ihnen einen<br />
sozialen Statusgewinn. Zugleich steht<br />
keineswegs jedem Mann* gleichermaßen<br />
der Zugang zum fußballerischen<br />
Sonderrecht der Maskulinisierung<br />
offen. Ähnlich den prestigeträchtigen<br />
männerbündischen Burschenschaften<br />
oder Herrenclubs ist auch der Fußballsport<br />
folglich mit der Absicherung der<br />
mit ihm einhergehenden Privilegien<br />
gegenüber Männern* verbunden, die<br />
als nicht würdig empfunden werden.<br />
Das Männlichkeitsmuster, das in der<br />
Fußballwelt dabei von strikter Ausgrenzung<br />
betroffen ist, ist schwule<br />
Männlichkeit. In der Welt des Fußballs<br />
gilt die Inkompatibilität von Sport und<br />
männlicher Homosexualität als kaum<br />
erklärungsbedürftige Selbstverständlichkeit.<br />
Die Konstruktion dieses unversöhnlichen<br />
Gegensatzes ist dabei auch<br />
eng mit der dem Fußball anhaftenden<br />
Weiblichkeitsabwehr verschränkt. Die<br />
Begründung und zugleich die Strategie<br />
des Ausschlusses aus dem Fußballspiel<br />
ist nämlich die symbolische Effeminierung<br />
schwuler Männer*. Diesen werden<br />
für gewöhnlich Emotionalität, Weichheit,<br />
Verletzlichkeit, Zimperlichkeit und<br />
damit weiblich konnotierte Attribute<br />
und Verhaltensweisen zugeschrieben.<br />
Sie seien daher vollkommen ungeeignet,<br />
um den Fußballsport auszuüben, der<br />
direkte Gegnerkontakte, Härte und<br />
einen mitunter schmerzhaften Einsatz<br />
des eigenen Körpers, kurz: eben Männlichkeit<br />
verlange. Um den Männersport<br />
symbolisch gegenüber schwulen Männern*<br />
abzuschotten, die entgegen den<br />
Frauen* grundsätzlich die vermeintlich<br />
passende Geschlechtszugehörigkeit für<br />
den Fußball mitbringen, wird diesen<br />
über die Anwendung der Ideologie des<br />
effeminierten Schwulen also ihr Mannsein<br />
abgesprochen. Diese fußballerische<br />
Homophobie findet sich dabei sowohl in<br />
den immer wieder geäußerten Beteuerungen<br />
hochrangiger Fußballfunktionäre<br />
oder populärer Fußballspieler, es gäbe<br />
schlichtweg keinen einzigen schwulen<br />
Sportler im Vereinsfußball oder<br />
ihnen wäre zumindest noch nie einer<br />
begegnet, als auch in explizit schwulenfeindlichen<br />
Äußerungen und Sprechgesängen,<br />
mit denen die Männlichkeit<br />
der gegnerischen Mannschaft oder<br />
deren Fans infrage gestellt werden soll.<br />
Perspektiven der Veränderung<br />
Der Fußballsport bietet Männern* also<br />
die Möglichkeit, über die Konkurrenz<br />
mit ihren Geschlechtsgenossen – sei es<br />
zwischen gegnerischen Spielern oder