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RECHT + RAT<br />
DER AUTOR<br />
52 w.<strong>news</strong> FEBRUAR 2011<br />
SERIE – Mediatoren und Schlichter bei der IHK Heilbronn-Franken.<br />
Spezifische Sonderlösung statt<br />
generelles Allheilmittel<br />
Florian v. Schaabner<br />
LL.M. (U. San Diego)<br />
Mediation stößt hierzulande immer<br />
noch auf viel Skepsis. Namhafte<br />
Großunternehmen und Konzerne<br />
haben zwar mittlerweile die Vorteile<br />
erkannt und begonnen, die Mediation<br />
insbesondere zur Lösung interner<br />
Konflikte zu nutzen. Im Mittelstand<br />
stößt Mediation dagegen<br />
immer noch auf eine Mischung von<br />
Unwissen und Ablehnung. Die<br />
meisten assoziieren damit negative<br />
Erfahrungen aus der Familientherapie<br />
statt eine durch eine straffe Verfahrensordnung<br />
z.B. der von der IHK<br />
geregelten Konfliktlösungsmethode.<br />
Chancen nutzen<br />
Unternehmen und Unternehmer<br />
greifen daher vorrangig auf gerichtliche<br />
Auseinandersetzungen zurück.<br />
Sie beschneiden damit unnötig ihre<br />
Möglichkeiten, insbesondere in inter-<br />
nationalen Fallgestaltungen. Stattdessen<br />
nehmen sie lieber die im<br />
Ausland teils enorm hohen Gerichtsund<br />
Anwaltskosten und lange Verfahrensdauern<br />
in Kauf. Um ein solches<br />
Vergeben von Chancen zu vermeiden,<br />
sollten Unternehmen und<br />
Unternehmer auf alternative Streit -<br />
schlichtungsmethoden wie die Mediation<br />
nicht vorschnell verzichten.<br />
Wo Mediation sinnvoll ist<br />
Sinnvoll ist Mediation dort, wo die<br />
Beteiligten eine gerichtliche Auseinandersetzung<br />
– insbesondere bei internationalen<br />
Konflikten – scheuen,<br />
aber durch bilaterale Verhandlungen<br />
nicht zu einem Ergebnis kommen.<br />
Mediation ist zudem sinnvoll<br />
bei unternehmens- bzw. konzerninternen<br />
Konflikten, wenn eine ”Beschädigung“<br />
der Beteiligten und<br />
Florian v. Schaabner, LL.M. (U. San Diego) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht. Er ist<br />
seit 2008 Mediator, schwerpunktmäßig im Wirtschaftsbereich. Er hat bereits in den 90er Jahren erste<br />
Erfahrungen im Mediationsverfahren in den USA gesammelt und diese dann seit 1999/2000 im<br />
Rahmen eines postgraduierten Studiums in den USA und der Anwaltspraxis weiter vertieft. Der<br />
Autor gehört seit 2006 als Wirtschaftsanwalt der international und überregional tätigen Wirtschaftskanzlei<br />
NIETZER & HÄUSLER . Attorneys at Law (USA) . Notar in Heilbronn an. Er ist zudem Dozent<br />
am IHK Zentrum für Weiterbildung.<br />
ihrer Autorität vermieden <strong>werden</strong><br />
muss. Geeignet ist Mediation auch<br />
dort, wo eine Auseinandersetzung<br />
in der Öffentlichkeit vermieden<br />
<strong>werden</strong> soll. So, wenn sensible<br />
Themen, insbesondere Fragen von<br />
Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen,<br />
Produkthaftungsfälle oder gesellschaftsrechtliche<br />
Streitigkeiten<br />
zwischen Gesellschaftern möglichst<br />
”geräuscharm“ verhandelt <strong>werden</strong><br />
sollen und ohne die Möglichkeit für<br />
Dritte, z.B. an öffentlichen Gerichtssitzungen<br />
teilzunehmen. Sinnvoll<br />
ist Mediation zudem dort, wo eine<br />
Lösung zeitnah erfolgen soll. Anders<br />
als jahrelange Gerichtsverfahren<br />
über mehrere Instanzen finden<br />
die Verhandlungsrunden in der Mediation<br />
sehr schnell statt.<br />
Wichtige Voraussetzung<br />
Zwei Einschränkungen bestehen jedoch:<br />
Sinnvoll ist Mediation nur<br />
dort, wo die Beteiligten die Bereitschaft<br />
haben, sich intensiv und in<br />
kurzer Zeit einer Verhandlung der<br />
Problemlösung zu stellen: wer hingegen<br />
eine bequeme ”Lösung von<br />
selbst“ erwartet, wird enttäuscht.<br />
Der gefundene Kompromiss bedarf<br />
zudem oft einer Nachbetreuung.<br />
Und: Auch Mediation kostet Geld.<br />
Zielgerichtet einsetzen<br />
Mediation ist ein selektiv-zielgerichtet<br />
einzusetzendes Konfliktlösungsverfahren,<br />
kein generelles Allheilmittel.<br />
Mediation sollte nicht<br />
vorschnell als Konfliktlösungsmittel<br />
ausgeschlossen <strong>werden</strong>. Sie hat dort<br />
Vorteile, wo die Schwachstellen gerichtlicher<br />
Verfahren kein wirtschaftlich<br />
sinnvolles Ergebnis versprechen<br />
und eine Bereitschaft der Beteiligten<br />
zur gemeinsamen Lösungssuche<br />
noch besteht.<br />
www.heilbronn.ihk.de/mediation