return Ausgabe 03-2016
Schwerpunktthema: Zukunft managen Gezielter Blick auf das Geschäft von morgen
Schwerpunktthema: Zukunft managen Gezielter Blick auf das Geschäft von morgen
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MENSCH & UNTERNEHMEN<br />
MENSCH & UNTERNEHMEN<br />
Tüftelnde Gründer mit<br />
Durchhaltevermögen<br />
Entrepreneure revolutionieren mit einigen Erfindungen ganze Branchen inklusive<br />
neuen Geschäftsmodellen. Mister Spex, Magazino oder Ergobag eint der lange Atem.<br />
Text: Vera Hermes<br />
Gemeinsam läuft‘s besser: In erfolgreichen Gründerteams arbeiten meist Menschen<br />
mit ganz verschiedenen Talenten zusammen. Es leuchtet ein, dass zum Beispiel eine<br />
Mischung aus Software-Experte, Ingenieur und Betriebswirt ein Unternehmen weiter<br />
bringt als drei Software-Experten, drei Ingenieure oder drei Betriebswirte.<br />
Foto: Magazino<br />
Wenn Vertriebswege, Produkte oder Services hochgradig<br />
innovativ sind, haben es junge Gründer und<br />
Erfinder oft besonders schwer, Geldgeber und Unterstützer<br />
zu finden. Zweifel und Skepsis schlagen ihnen entgegen.<br />
Oft werden staatliche Fördergelder erst nach mehrfachen<br />
Anläufen gewährt, Wettbewerbe<br />
gewinnen andere, Investoren geben<br />
sich zugeknöpft.<br />
Sind endlich Kapitalgeber gefunden,<br />
beginnt meist das nervenaufreibende<br />
Prozedere, alle sechs Monate<br />
handfeste Erfolge vorweisen<br />
zu müssen. Die Gründer von Startups<br />
wie Magazino, Mister Spex und<br />
Ergobag waren mitunter gefühlt<br />
nur Tage von der Pleite entfernt.<br />
Wie brillant eine Idee oder Erfindung<br />
auch immer sein mag: Diese<br />
Drei beweisen, dass Brillanz allein<br />
nicht ausreicht, um eine Idee in ein<br />
funktionierendes Geschäftsmodell<br />
zu verwandeln. Sie waren mutig,<br />
überzeugt, leidenschaftlich, begeisterungsfähig,<br />
begeisternd. Sie haben<br />
durchgehalten und sich von Fehlschlägen nicht beirren lassen.<br />
Einige von ihnen hätten sehr viel besser schlafen, weniger<br />
arbeiten und mehr Geld verdienen können, wenn sie<br />
als Angestellte in ihren alten Jobs geblieben wären. Was sie<br />
antreibt? Ihre Vision, ihr Elan und der Spaß. Als Erfolgsfaktor<br />
sehen sie das Arbeiten im Gründungsteam. Erstens ist es<br />
klug, verschiedene Talente zu vereinen, zweitens lassen sich<br />
Durststrecken zusammen besser überbrücken.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist Magazino. Die Ursprungsidee,<br />
einen innovativen Kommissionier-Roboter zu bauen, hatte<br />
Frederik Brantner im Jahr 2011. Ursprünglich schwebte<br />
ihm ein Roboter vor, der Schränke selbsttätig aufräumt. Nach<br />
kurzer Recherche war klar, dass derlei Technik für das Endkundengeschäft<br />
zu teuer sein würde. Für Apotheken indes,<br />
die schon mit einfachen Kommissionier-Automaten arbeiten,<br />
könnte ein intelligenter Roboter mit Greifarmen und<br />
Kamera wertvoll sein. Brantner, ausgestattet mit Doppelstudienabschlüssen<br />
in Management und seinerzeit Assistent<br />
der Geschäftsführung in einer Großbäckerei, organisierte<br />
ein Creative-Thinking-Wochenende mit Freunden. Einer<br />
brachte den Maschinenbauingenieur Lukas Zanger mit, der<br />
für Brantners Idee entflammte. Dritter<br />
im Bunde wurde der Informatiker<br />
Nikolas Engelhard.<br />
Gemeinsam starteten sie Magazino,<br />
um einen intelligenten Automaten<br />
zu entwickeln. Der sollte in der Lage<br />
sein, Teile stückgenau zu greifen und<br />
wieder abzulegen. Dieses stückgenaue<br />
Handling ist technisch schwierig,<br />
denn es setzt quasi eine menschliche<br />
Hand-Auge-Koordination voraus.<br />
Die Drei mieteten sich in einem<br />
16-Quadratmeter-Coworking-Raum<br />
ein und begannen zu schrauben.<br />
Foto: Magazino<br />
Wertvolle Erfindung: Der Roboter Toru ist in der Lage,<br />
Teile einzeln zu greifen und abzulegen.<br />
Später nutzten sie den „Makerspace“<br />
der TU München, eine Hightech-<br />
Werkstatt mit Maschinen, Werkzeugen<br />
und Software. Ihr Ziel haben sie<br />
erreicht. Florin Wahl, den Magazino<br />
jetzt als PR-Mann beschäftigt, betont: „Drei Frederiks, drei<br />
Lukasse oder drei Nikolasse hätten das nicht gekonnt.“ Es<br />
bedurfte der klugen Mischung aus Management-Expertise,<br />
Maschinenbau-Wissen und Software-Kompetenz.<br />
Nach einigen gescheiterten Versuchen, an Geld zu kommen,<br />
ergatterte das Team im Jahr 2014 ein Gründerstipendium<br />
und gründete die Magazino GmbH; zudem steuerten zwei<br />
Business Angels sowie der High-Tech-Gründerfonds weiteres<br />
Geld bei. Der Gründerfonds gab den jungen Entrepreneuren<br />
vor, sich auf den Apothekenmarkt zu konzentrieren.<br />
Das erwies sich als Flop, denn der Markt ist fragmentiert und<br />
somit letztlich unattraktiv.<br />
Auf einem Gründertreffen im Jahr 2015 mischte sich Brantner<br />
an der Grillwurstbude in ein Gespräch über Bilderkennung<br />
ein. Die Menschen, die er belehrte, waren von Siemens<br />
Novel Business. Es folgte eine Einladung, 13 Verhandlungs-<br />
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