return Ausgabe 03-2016

HINTERGRUND & WISSEN
HINTERGRUND & WISSEN
Krisenstadien
Bilanz-Check: Planungsstandards
Kennzahlen von Unternehmen liefern wichtige
Erkenntnisse und nützliche Dienste, um
Krisen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig
zu bewältigen. Für diese „return“-Reihe
unterzieht Wirtschaftsprüfer, Steuerberater
und Diplom-Kaufmann Christoph Hillebrand
das Wertewerk an Beispielen brauchbaren
Bilanz-Checks.
Text: Christoph Hillebrand
Foto: bigstockphoto/Ksander
In der vergangenen Ausgabe „return 02/2016“ sind an dieser
Stelle vor allem Fragen danach beantwortet worden,
welche absoluten und relativen Kennzahlen zur Bewertung
welches Krisenstadiums geeignet sind. Eine Feststellung lautete:
Sogenannte Kennzahlensysteme wie das Depotschema
haben ausgehend von Return und Investment (RUI) die beste
Aussagekraft.
Das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW)
e.V. hat in seinem „Standard S6“ festgehalten, dass die Überwindung
einer Krise erfordert, das konkrete Krisenstadium
festzustellen. Weiterhin regelt der Standard, dass die Feststellung
der Sanierungsfähigkeit anhand einer konkreten
integrierten Unternehmensplanung zu erfolgen hat. Eine
solche integrierte Unternehmensplanung besteht aus einer
Rentabilitäts-, einer Liquiditäts- und einer Bilanzplanung,
die im Sinne eines integrierten Ansatzes ineinandergreifen.
Das heißt, es werden nicht drei separierte Planungen erstellt,
sondern es existiert eine Gesamtplanung mit entsprechenden
Teilplänen, die aufeinander aufbauen.
Eine solche integrierte Unternehmensplanung wird insbesondere
zur Plausibilisierung mit Kennzahlen ergänzt. Die
Kennzahlen dienen zur Verdeutlichung und Kommentierung
des geplanten Sanierungsverlaufs. Sie werden zur Beurteilung
der Fortführungs- und Sanierungsfähigkeit herangezogen
und sind Kontrollgrößen für den Grad der Zielerreichung
des Sanierungskonzeptes. Gleichzeitig dienen sie als Eckpunkte
für die Beurteilung des Sanierungskonzeptes durch
Dritte. Wesentlicher Gegenstand der integrierten Unternehmensplanung
sind die Finanzlage inklusive der Liquidität,
die Vermögenslage, die Ertragslage inklusive der Rentabilität
als auch die Covenants.
Die verschiedenen Kennzahlen haben bezüglich ihrer Aussagefähigkeit
einen unterschiedlichen Darstellungsgrad bzw.
eine unterschiedliche Eignung. In Bezug auf die unterschiedlichen
Lagen empfiehlt der Standard S6 die Differenzierung
nach Kennzahlen in der nachfolgend dargestellten Grafik.
In der nächsten Ausgabe „return 4/2016“ widmet sich der
Autor dann der Frage, welche Probleme bei der Herleitung
der einzelnen Kennzahlen auftreten können und welche gegebenenfalls
eingeschränkte Aussagekraft solche Kennzahlen
in einem Sanierungskonzept haben können. ~
Kennzahlen verschiedener Krisenstadien
Verschiedene Krisenstadien nach Gefahrenlage
Liquiditätskennzahlen
Ertragskennzahlen
Vermögenskennzahlen
Ertragskennzahlen
Stakeholderkrise
XXLiquiditätsgrade
I-III
XXCashflow in Prozent
vom Umsatz
XXSchuldentilgungs-
dauer in Jahren
XXKapitaldeckungs-
fähigkeit
XXGesamtkapitalren-
tabilität
XXEK-Rentabilität
XXUmsatzrentabilität
XXMaterial-/Fremd-
leistungsquote
XXPersonalaufwands-
quote
XXEBITDA in Prozent
vom Umsatz
XXEigenmittelquote
XXVerschuldungsgrad
XXAnlagendeckung
XXWorking Capital
XXLaufzeit der Debitoren
und Kreditoren
in Tagen
XXVorratsreichweite
in Tagen
XXVertraglich
vereinbarte
Kennzahlen im
Rahmen der
Covenants
Handlungsspielraum
Strategiekrise
Marktanteilsverlust
Gefährdung der
Erfolgspotenziale
Produkt- und
Absatzkrise
Umsatzrückgang
Ergebnisverschlechterung
Kapazitätsunterauslastung
Ertragskrise
Operativer Verlust
Nachfragerückgang
Preisverfall
Kostensteigerungen
Liquiditätskrise
Gefährdung der
Zahlungsfähigkeit
Insolvenz
potenzielle Gefahr
latente Gefahr aktue Gefahr aktue Gefahr Zahlungsunfähigkeit
oder Überschuldung
Sanierung ohne Kapitalzufuhr kaum möglich
Bestandsgefährdung
80 81
03/16 03/16