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Die Bhagavad Gita

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Dhritaraschtra und sein Sohn wussten jetzt, dass die Pandavas nicht nur am Leben,<br />

sondern auch mit einem mächtigen Monarchen durch Heirat verbündet waren. Duryodhana<br />

verlangte es danach, die Feindschaft fortzusetzen. Doch Dhritaraschtra<br />

schenkte klüglich dem Rat seines Oheims Bhisma Gehör, der lautete, nach den Brüdern<br />

zu senden und ihnen die Hälfte des Königreiches anzubieten. So wurden denn<br />

das Reich geteilt.<br />

<strong>Die</strong> Pandavas erhielten den schlechtesten Teil, eine Wildnis am Flusse Jamuna. Sie<br />

machten sie urbar und erbauten eine herrliche Stadt und setzten Yudhisthira, den<br />

ältesten der Brüder, als König ein.<br />

Nur lebten die fünf Brüder in Glanz und Ruhm und Duryodhana hasste sie glühender<br />

denn je. Seine Eifersucht heckte einen neuen Plan zu ihrem Untergang aus. Der<br />

fromme und edle Yudhisthira hatte eine verhängnisvolle Neigung zum Spiel. Deshalb<br />

forderte Duryodhana ihn zum Würfelspiel mit einem durchtriebenen Gauner namens<br />

Sakuni heraus, wohl wissend, dass der König sich ehrenhalber verpflichtet fühlte,<br />

anzunehmen. Sie spielten, Sakuni betrog, und Yudhisthira verlor Spiel um Spiel, wobei<br />

er sein Vermögen, sein Königreich, schließlich seine Brüder, Draupati und sich<br />

selbst zum Pfand einsetzte. Sie alle waren nun die Sklaven von Duryodhanas Rache<br />

und wurden Schmähungen und Grausamkeiten ausgesetzt, bis Dhritaraschtra eingriff<br />

und darauf bestand, dass ihnen die Freiheit und ihr Königreich zurückgegeben werden.<br />

Aber Duryodhana redete auf seinen Vater ein, bis dieser ihm die Erlaubnis zu einem<br />

zweiten Würfel-Wettspiel gab. Der Unterlegene verwirkte sein Königreich, musste<br />

sich auf zwölf Jahre in den Wald zurückziehen, dann ein Jahr lang in der Stadt leben,<br />

ohne erkannt zu werden. Entdeckte man ihn aber doch, so begann seine Verbannungszeit<br />

aufs Neue. Auch dieses Spiel verlor Yudhisthira. Also wanderten die Pandavas<br />

wieder zurück in den Wald. Aus ihrer Not aber machten sie eine Tugend, indem<br />

sie religiöse Kasteiung übten und viele Heldentaten vollbrachten.<br />

Einmal, so erfahren wir, litten die Brüder auf ihren Wanderungen an furchtbarem<br />

Durst. Nakula, der Jüngste, wurde ausgesandt, um Wasser zu suchen. Er fand einen<br />

See, der so klar aussah wie Kristall. Als er sich darüber beugte, sagte eine Stimme:<br />

„Halt an, mein Kind! Erst beantworte meine Fragen. Dann magst Du trinken.“ Nakula<br />

aber in seinem übermäßigen Durst achtete der Stimme nicht: er trank und sank augenblicklich<br />

zu Boden. Da zog sein Bruder Sahadeva aus, um ihn zu suchen. Auch<br />

erfand den See, auch er trank, ohne der Stimme Gehör zu schenken und fiel tot zu<br />

Boden. So starben vier von den Brüdern.<br />

Als letzter kam Yudhisthira. Er fand die Leichname und begann laut zu klagen. Da<br />

sagte die Stimme zu ihm: „Kind, erst beantworte meine Fragen, dann will ich Deinen<br />

Kummer und Deinen Durst stillen.“ Yudhisthira wandte sich um und sah Dharma, die<br />

Personifikation von Pflicht und Tugend, in Gestalt eines Kranichs neben sich stehen.<br />

„Wie heißt der Weg zum Himmel?“ fragte der Kranich.<br />

„Wahrheitsliebe.“<br />

„Wie gelangt der Mensch zum Glück?“<br />

„Durch rechten Wandel.“<br />

„Was muss er überwinden, um dem Leid zu entgehen?“<br />

„Seine Begierden.“<br />

„Wann wird der Mensch geliebt?“<br />

„Wenn er frei ist von Eitelkeit.“<br />

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