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Die Bhagavad Gita

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Weigerst Du Dich jedoch, gerechten Krieg zu führen, so weichest weidlich von Deinen<br />

Pflichten Du ab. Schuldig machst Du Dich dann und gereichst Dir selber zur<br />

Schande. Durch Jahrhunderte hin folgt Dir der übelste Ruf. Wer noch auf Ehre hält,<br />

dem ist dies schlimmer als Tod. <strong>Die</strong> obersten Kriegsherren müssen dann glauben,<br />

Furcht habe Dich vom Kampffeld verjagt. Ächten werden <strong>Die</strong> jene, die Dich so lange<br />

bewundert haben. Auch Deine Feinde werden den Mut Dir ableugnen und Dich mit<br />

Namen benennen, die nie gesagt werden sollten. Was wäre schwerer zu tragen als<br />

dieses?<br />

Stirb, und Du wirst Dir den Himmel erringen! Siege, und freue der Erde Dich! Stehe<br />

nun auf, oh, Sohn der Kunti, entschließ Dich zu kämpfen. Erkenne, dass Freude und<br />

Leid, Gewinn und Verlust, Sieg und Besiegt-Sein ein und dasselbe sind. Dann ziehe<br />

hin in den Kampf. Tu dies, Du kannst keine Sünde begehen.<br />

Ich habe Dir nun die wahre Natur des Atman erklärt. Jetzt lausche der Lehre des<br />

Karma Yoga 21 . Bist Du fähig, sie zu erfassen und ihr zu folgen, so wirst Du die Kette<br />

der Wünsche zerbrechen, die Dich an Deine Handlungen bindet.<br />

In diesem Yoga ist selbst ein fehlgeschlagner Versuch nicht verschwendet, noch<br />

kann er ein falsches Ergebnis zeitigen. Auch nur ein wenig Übung in diesem Yoga,<br />

und Du bist sicher vor jenem schrecklichen Rad von Tod und Wiedergeburt.<br />

In diesem Yoga wird der Wille einzig auf ein Ideal hingelenkt. Wenn es dem Menschen<br />

mangelt an dieser Einsicht, wandert er in alle Richtungen zahllosen Zielen<br />

nach. Jene, die solche Einsicht nicht haben, mögen die Sätze der Schriften hersagen,<br />

doch ihre innere Wahrheit könne sie niemals erfassen. Ganz erfüllt von irdischen<br />

Wünschen sind sie und voller Durst nach himmlischem Lohn. Herrliche Wendungen<br />

führen sie in ihren Reden. Feinerdachte Riten lehren sie, die dem, der sie<br />

vollzieht, Kräfte und Freuden versprechen. Aber in Wirklichkeit wissen nichts als das<br />

Karma-Gesetz.<br />

Jene, denen durch solche Reden die Einsicht genommen wurde, verfallen der Sucht<br />

nach Macht und Genuss. Unfähig werden sie dann, dem Willen die Richtung zu geben,<br />

welche den Menschen führt zur Versenkung in die Wahrnehmung der Quintessenz<br />

des Universums und damit namentlich der Sinngebung Gott.<br />

<strong>Die</strong> Veden 22 sprechen uns von den drei Gunas 23 und ihrem Wirken. <strong>Die</strong>se drei Gunas<br />

zu überwinden, das musst Du lernen, Arjuna; musst Dich befreien von den Gegensatzpaaren<br />

24 , musst Dein Gemüt in Ruhe und Gleichgewicht bringen. Hänge<br />

Dein Herz nicht an Haben und Horten. Sieh Deinen festen Grund stets im Bewusstsein<br />

des Atman.<br />

Wenn eine ganze Gegend tief unter Wasser steht, braucht man den Staudamm nicht<br />

mehr. So sind die Veden überflüssig für den Erleuchteten.<br />

Wohl hast ein Recht Du zu wirken, aber allein um des Wirkens willen. Kein Anrecht<br />

hast Du jedoch auf die Früchte des Wirkens. Gier nach den Früchten darf der Beweggrund<br />

des Wirkens nie sein, noch sollst Du je der Trägheit frönen.<br />

Vollziehe jegliche Tat mit einem Herzen, das einzig auf die Quintessenz des Universums<br />

gerichtet ist. Entsag der Bindung an die Früchte. Bleibe stets gelassen bei Er-<br />

21 Karma 1. Wirken, einer Tat.<br />

2. Auswirkung einer Tat<br />

3. Das über allen Handlunge und deren Auswirkungen stehende Kausalgesetz auf physischer<br />

und psychischer Ebne<br />

22 Offenbarungsschriften der Hindus. Der Hinweis bezieht sich auf den rituellen Teil der Veden<br />

23 <strong>Die</strong> drei Kräfte oder Substanzen, aus denen die Welt von Stoff und Kraft besteht.<br />

24 Von Hitze und Kälte, Lust und Leid etc, den scheinbaren Widersprüchen der relativen Welt<br />

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