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die Qualität der Radwege: sie waren fast durchgängig<br />
breit und eben. Häufig war erkennbar,<br />
dass es sich um frühere Straßen handelte, die nun<br />
ausschließlich von Radfahrern und Traktoren<br />
befahren werden durften. Für den Autoverkehr<br />
hatte man eine neue Straße parallel dazu gebaut.<br />
So ließ es sich gut radeln.<br />
Über uns braute sich unterdessen unangenehmes<br />
Wetter zusammen, und in Rijsen verdichteten<br />
sich die Wolken derart, dass wir einen Abstecher<br />
in die Innenstadt machten, um dort den<br />
Regen abzuwarten. Ich nutzte diese Zwangspause,<br />
um bei einem Fahrradhändler meine Kette<br />
ölen zu lassen, die seit geraumer Zeit abartig<br />
quietschte.<br />
Als es dann wieder aufklarte, setzten wir unseren<br />
Weg nach Deventer fort, wo wir am späten<br />
Nachmittag eintrafen.<br />
Das Hotel Royal im<br />
Stadtkern war einfach,<br />
aber ganz ordentlich<br />
ausgestattet <strong>–</strong><br />
und wiederum mit<br />
Dusche im Zimmer;<br />
nur durch einen Vorhang<br />
vom restlichen<br />
Raum getrennt.<br />
Wir richteten uns ein<br />
(will sagen, verteilten<br />
unser gesamtes Gepäck<br />
mal wieder im<br />
ganzen Zimmer), machten uns frisch und liefen<br />
dann los, um schnell noch ein paar Einkäufe zu<br />
erledigen. Was man so braucht <strong>–</strong> Bier und<br />
Knabberkram.<br />
Dafür war es auch höchste Zeit, denn die Geschäfte<br />
schlossen um 1800 hrs. Schnell war auch<br />
herausgefunden, dass es in der Nähe einen Coffee<br />
Shop gab, in dem wir <strong>–</strong> nein, nicht was die verehrte<br />
Leserschaft vielleicht zu denken geneigt<br />
ist <strong>–</strong> ins Internet gehen konnte, so dass ich die<br />
nächsten Reiseerlebnisse in die Heimat funken<br />
konnte.<br />
Nachdem diese Notwendigkeiten abgewickelt<br />
waren, meldete sich auch der Hunger wieder. In<br />
der Nähe gab es einen Dönerladen und zwei<br />
WIR STINKEN<br />
BACK ON THE ROAD 2004<br />
Mexikaner. Wir evaluierten unseren Appetit und<br />
stellten fest, dass der Schaden, den unser letzter<br />
Döner in der Ozonschicht angerichtet hatte, nicht<br />
wiederholenswert war.<br />
Da es prompt anfing, wie aus Eimern zu gießen,<br />
schlugen wir jede weitere Restaurantsuche in den<br />
Wind und gingen zum Mexikaner <strong>–</strong> in ein Restaurant<br />
mit dem vielversprechenden Namen El-<br />
Popo.<br />
Dort bekamen wir Speisen serviert, die uns ihrer<br />
Natur nach völlig unbekannt waren, aber vorzüglich<br />
mundeten <strong>–</strong> abgesehen davon, dass wir<br />
nach wenigen Minuten aufpassen mussten, mit<br />
den Stichflammen aus<br />
unseren Mündern nicht<br />
den ganzen Laden in<br />
Brand zu setzen.<br />
Ein Glas Milch zum<br />
Nachtisch tat gut und<br />
löschte effektiv das<br />
Brennen der Gewürze<br />
von der Zunge.<br />
Wir verließen das Restaurant<br />
und liefen mit<br />
unseren Einkaufstüten<br />
zurück zum Hotel. Wir<br />
Unser erster Blick auf die Niederlande.<br />
hatten jetzt ein neues<br />
Idol und eine Erklärung für sämtliche Gerüche<br />
dieser Radtour: El-Popo! Er sprach zu uns laut<br />
und mit Macht!<br />
Abgesehen davon, dass wir nach der langen Etappe<br />
relativ geschafft waren und das Wetter keine<br />
Anstalten zur Besserung machte, gefiel uns<br />
Deventer gut. Die Innenstadt ist eine große Fußgängerzone,<br />
die an <strong>Amsterdam</strong> erinnerte <strong>–</strong> nur<br />
kleiner, mit weniger Touristen und kürzeren<br />
Ladenöffnungszeiten.<br />
Wir blieben abends im Hotel, genossen das Bier<br />
und schrieben noch ein wenig.<br />
Die Nacht war relativ unruhig, und als ich einmal<br />
erwachte, wunderte es mich nicht, dass es<br />
in unserem Zimmer abartig stank.