MOTORRAD Classic 01_02/2017
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MÜNCH-BUCH<br />
Detaillierte Einblicke in das Wirken von zwei genialen<br />
Motorrad-Tüftlern gibt das Buch „Mit Herz und Seele,<br />
die Geschichte von Friedel Münch und Helmut Fath“.<br />
Luxuriös in einer gebundenen Ausgabe mit Schleife, ist diese<br />
368-seitige, literarische Dokumentation in voller Farbe und mit<br />
500 Abbildungen gedruckt, von denen viele noch nie zuvor veröffentlicht<br />
wurden. Die erste Ausgabe in deutscher Sprache ist<br />
auf 1500 Exemplare limitiert. Eine englische Ausgabe soll im<br />
September 2<strong>01</strong>7 erscheinen. Die ersten 100 Bücher werden als<br />
limitierte, nummerierte und signierte Auflage in einer Kassette<br />
präsentiert. Das Druckwerk beschreibt, wie Friedel Münch bereits<br />
früh in seiner Karriere mit dem Aufbau und der Entwicklung<br />
von Motorrädern begann. Nachdem er viele Jahre mit der<br />
Konstruktion von Rennmotor rädern verbrachte, entwarf und<br />
fertigte er die berühmte Münch Mammut. Münch wurde von<br />
seiner Lust am Experimentieren getrieben, viele der ursprünglichen<br />
Pläne und Projekte werden in diesem Buch zum ersten<br />
Mal dokumentiert. Die Geschichte wurde mit der vollständigen<br />
Beschreibung von Thomas Petschs Münch Mammut 2000 auf<br />
den neuesten Stand gebracht. Das ganze Buch ist reich an<br />
historischen Bildern. In diesem Nachschlagewerk für 80 Euro<br />
werden die Leben von Friedel Münch und des zweifachen<br />
Gespann-Weltmeisters und Konstrukteurs Helmut Fath weitläufig<br />
beschrieben. Weitere Informationen zum Buch von Erik<br />
Meesters gibt es unter www. munchbymeesters.nl.<br />
Ob Heckbürzel oder Schutzblech – Münch<br />
hat nie großen Wert auf Design gelegt<br />
Große Konstrukteure im großen Buchformat:<br />
Die Maße des reichlich bebilderten<br />
Werkes betragen 240 x 300 mm<br />
wunderschön aus, fast alles an diesem<br />
Motorrad war Eigenbau, und Friedel hatte<br />
die Technik auf Zuverlässigkeit und Standfestigkeit<br />
ausgelegt. Dadurch war das Gesamtgewicht<br />
auf stolze 384 Kilogramm<br />
gestiegen. Immerhin half ein hydraulischer<br />
Hauptständer beim Aufbocken. Wegen<br />
des hohen Gewichts hatte Friedel vier<br />
Bremszangen für die Vorderbremse verwendet,<br />
im Alu-Hinterrad genügte ihm<br />
eine Bremszange. Die Kraftübertragung<br />
übernahm ein NSU-Vierganggetriebe mit<br />
Rückwärtsgang, die Kette lief nach alter<br />
Tradition im Ölbad, gut geschützt vor<br />
Schmutz und Wasser. Als Farbe für die<br />
„Super-Mammut“ wählte Friedel Rot, ähnlich<br />
wie bei den ersten Münchs. Das Logo<br />
auf dem Tank verkündete stolz: Titan 2000<br />
Friedel Münch.<br />
Insgesamt hatte er zwei Jahre an diesem<br />
Motorrad gearbeitet, einem in mehrfacher<br />
Hinsicht besonderen und absoluten<br />
Einzelstück. Die MT 2000 war praktisch<br />
die Summe seines Wissens, und Friedel<br />
blickte mit besonderem Stolz auf das Ergebnis.<br />
Die Titan 2000 geht in die Geschichte<br />
ein als die letzte echte Münch,<br />
die Friedel alleine gebaut hat. Außerdem<br />
ist es auch die einzige, an der Friedel mit<br />
der Produktion selbst etwas verdient hat.<br />
All die übrigen zwischen 1966 und 1976<br />
in Serie gebauten Vierzylinder waren immer<br />
zu billig verkauft worden. Die Investoren<br />
hatten ohne Ausnahme viel Geld<br />
verloren.<br />
Der 65-jährige Auftraggeber hatte nicht<br />
viel Spaß mit seiner Super-Münch – er starb<br />
1991, drei Jahre nach der Auslieferung.<br />
Sein Sohn hatte kein Interesse an diesem<br />
besonderen Motorrad. Friedel hatte die<br />
Maschine seinerzeit auch mir angeboten,<br />
aber als damals 26-Jähriger konnte ich sie<br />
mir nicht leisten. Letztendlich wurde das<br />
Motorrad von einem deutschen Sammler<br />
gekauft.<br />
In den Jahren zwischen 1989 und 1991<br />
baute Friedel noch eine 1600er und restaurierte<br />
diverse Motoren. Er hatte Pläne<br />
für eine letzte Serie von 1200 bis 2000<br />
cm³. Tragischerweise erlitt er 1991 einen<br />
Schlaganfall. „Arbeit ist die beste Therapie“,<br />
verkündete er und werkelte die letzten<br />
Jahre in seiner Werkstatt in Laubach<br />
so gut es ging an laufenden Projekten.<br />
Aber er sollte sich leider nicht mehr völlig<br />
erholen. Schließlich, im Herbst seines Lebens,<br />
trat nochmals ein neuer Investor auf<br />
den Plan, der am Bau neuer Münch-Motorräder<br />
interessiert war. In Zusammenarbeit<br />
mit Finan zier Thomas Petsch und<br />
Ingenieur Konrad Czwordon entstand die<br />
Münch Mammut 2000. Die Produktion<br />
war sehr aufwendig, der Kaufpreis für das<br />
superstarke Motorrad entsprechend hoch.<br />
Es gab nicht viele Menschen, die so etwas<br />
kaufen wollten oder konnten. Geldgeber<br />
Thomas Petsch musste die Strategie seines<br />
Münch-Abenteuers ändern. Von den geplanten<br />
200 Motorrädern wurden letztendlich<br />
15 Stück gebaut.<br />
Es war klar, dass man die neuen<br />
Münchs nicht mit den alten Modellen vergleichen<br />
konnte. Diese letzten Mammuts<br />
waren nicht mehr in Handarbeit durch<br />
Meister Friedel Münch selbst entstanden,<br />
nur seine Ideen und die Bauart flossen in<br />
dieses neue Motorrad ein. Es war nicht<br />
maßgeschneidert wie zuvor – dass dies<br />
nicht mehr ging, wusste Friedel schon<br />
lange. Bereits 1990 erzählte er mir: „Von<br />
dem Bau einer Münch kann man nicht<br />
mehr leben.“<br />
Trotzdem ist die außergewöhnliche MT<br />
2000 noch immer eines der stärksten Motorräder<br />
der Welt. Zusammen mit seinem<br />
Team hat Friedel insgesamt knapp 500<br />
Motorräder gebaut. Damit gehören die<br />
Münchs zu den exklusivsten Motor rädern<br />
der Welt. Heutzutage ist eine originale<br />
Münch noch immer der Traum vieler Motorradbegeisterter.<br />
Deren Nachfrage wird<br />
den Wert dieser Motorrad-Giganten auch<br />
künftig weiter in die Höhe treiben. ◻<br />
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