Der Betriebsleiter 9/2015
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FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Betriebsebenen funktional<br />
verknüpfen<br />
Die plato-tec GmbH mit Firmensitz in Wolkenstein<br />
verfügt über weitreichende Erfahrung<br />
in der Entwicklung integrierter Leitstandsysteme.<br />
Diese basieren auf individuell<br />
konfigurierten, modularen MES-Komponenten,<br />
die es der Fertigungsleitung<br />
ermöglichen, Produktionsprozesse flexibel<br />
nach Auftragslage und Kapazitäten zu planen<br />
und zu steuern. Kernfunktion des Systems<br />
ist die reaktive Feinplanung: Sie bietet<br />
– einen ausreichenden Dispositionsspielraum<br />
vorausgesetzt – unmittelbare Handlungsoptionen<br />
bei nicht kalkulierten Ereignissen<br />
im Produktionsprozess, wie etwa bei<br />
technisch bedingten Verzögerungen oder<br />
Maschinenausfall, unzureichender Material-<br />
oder Personaldeckung oder auch bei<br />
Einlastung kurzfristiger Vorrangaufträge.<br />
Angemessene Reaktivmaßnahmen können<br />
jedoch nur dann wirksam durchgeführt<br />
werden, wenn ihnen präzise und aktuelle<br />
Informationen zu allen relevanten Betriebsparametern<br />
zugrunde liegen, beispielsweise<br />
über Auftragsstatus, Termintreue<br />
und Rückstandshöhe, aber auch darüber,<br />
wie hoch die aktuelle Maschinenbelastung<br />
ist, ob alle benötigten Materialen<br />
und Werkzeuge zur Verfügung stehen oder<br />
in welchem Umfang qualifizierte Mitarbeiter<br />
eingesetzt werden können. Um einen lückenlosen<br />
und einheitlichen Datenbestand<br />
zu generieren, werden Informationen aus<br />
allen Planungs- und Steuerungsebenen zusammengeführt,<br />
synchronisiert und kontinuierlich<br />
aktualisiert (siehe Infokasten).<br />
Auf diese Weise gelingt es, die vielfach unabhängig<br />
voneinander arbeitenden Betriebsebenen<br />
– Unternehmensleitebene,<br />
Fertigungsleitebene und Werkstattebene –<br />
funktional zu verknüpfen und so bedarfsgerechte<br />
Handlungsoptionen zu ermitteln.<br />
Flexible Reihenfolgeplanung<br />
Hebel einer effektiven Prozesssteuerung ist<br />
die flexible Reihenfolgeplanung, die sich<br />
über das Planungs- und Steuerungsmodul<br />
des MES-Systems präzise in die aktuelle<br />
Werkstattsituation einpassen lässt. <strong>Der</strong> Operator<br />
im Leitstand kann hierfür individuell<br />
definierte Planungs- bzw. Einlastoptionen<br />
wählen, um Kapazitätslücken zu schließen<br />
und die Maschinenauslastung zu erhöhen.<br />
Realisierbar ist ebenfalls, Arbeitsgänge nach<br />
Erfordernis zu modifizieren (splitten, zusammenfassen,<br />
outsourcen u.a.) oder sogar<br />
ganze Auftragsnetze so zu verschieben, dass<br />
alle zugehörigen Datenelemente neu berechnet<br />
und terminiert werden. Hieraus resultierende<br />
Zielkonflikte sind auf der Maschinen-<br />
und Auftragsplantafel nach aktuellem<br />
Status piktographisch ablesbar und können<br />
wiederum mittels geeigneter reaktiver<br />
Feinplanungsmaßnahmen aufgelöst<br />
02 Plantafel<br />
Personalschichtpläne<br />
werden. Entscheidungstragend bleibt dabei<br />
der Fertigungsleiter, der alle Steuerungsprozesse<br />
auf Grundlage seines Fach- und Erfahrungswissens<br />
sowie seiner Betriebskenntnis<br />
strategisch sinnvoll einleiten kann.<br />
Durch Erweiterung der Basiskomponenten<br />
zur Planung und Steuerung der Fertigungsprozesse<br />
entsteht eine auf die spezifischen<br />
Anforderungen des Betriebs zugeschnittene<br />
Software-Architektur. Aufgrund<br />
ihrer begrenzten Mitarbeiterkapazität pro<br />
Schicht und einer hohen Wartezeit zwischen<br />
den Arbeitsschritten fokussierte die<br />
Lausitz Elaste GmbH dabei ihre Belegorganisation<br />
(Personaleinsatzplanung und Personaldisposition),<br />
um die Auslastung von<br />
Maschinen und Personal zu optimierten.<br />
Die Fachleute von plato-tec entwickelten<br />
einen Planungsalgorithmus, der die Variablen<br />
Maschine, Zeit und Mitarbeiter einander<br />
exakt zuordnet und das Personal im Rotationsprinzip<br />
von Arbeitsplatz zu Arbeits-<br />
Synchronisierter Auftragsdurchlauf<br />
01 Leitstand<br />
Maschinenüberwachung<br />
platz führt. Das Ergebnis zeigt einen effizienten<br />
Arbeitsgangturnus mit deutlich<br />
verkürzten Wartezeitanteilen.<br />
Kürzlich erst wurde die letzte Maschine<br />
der Lausitz Elaste GmbH an das Leitstandsystem<br />
angeschlossen. Wie effektiv ein solches<br />
System insbesondere unter komplexen<br />
Produktionsbedingungen funktioniert, wird<br />
anhand einer deutlich erhöhten Fertigungseffizienz<br />
bereits nach kurzer Zeit ablesbar.<br />
Bilder: Aufmacher Fotolia, 01+02 plato-tec<br />
www.plato-tec.de<br />
Im Fokus<br />
Effizienz<br />
Sicherheit<br />
Nachhaltigkeit<br />
Die integrierte Systemlösung zur Planung und Steuerung maschinenbasierter<br />
Produktionsprozesse stellt eine funktionale Verbindung zwischen Unternehmensleitebene,<br />
Fertigungsleitebene und Werkstattebene her. <strong>Der</strong> Auftragsdurchlauf wird<br />
dabei zwischen ERP-System, MES und Betriebsdatenerfassung (BDE) in hierarchischen<br />
Regelkreisen koordiniert und in Echtzeit abgebildet.<br />
Im ersten Schritt erfolgt die Grobterminierung eines eingehenden Auftrags im<br />
ERP-System. Sie dient als Sollvorgabe für die weitere Prozessplanung im Fertigungsleitstand.<br />
<strong>Der</strong> Leitstand errechnet auf Grundlage der erhaltenen Informationen<br />
Arbeitsvergabe und Maschinenbelegung und gibt seine Berechnungsergebnisse in<br />
Form von Arbeitsvorratslisten an die Terminals der Werkstatt weiter. <strong>Der</strong> Datentransfer<br />
erfolgt reziprok: Betriebsdatenerfassung und Maschinendatenerfassung übermitteln<br />
ihrerseits die aktuellen Fertigungsparameter (wie Bearbeitungszeiten, Bearbeitungsstaus,<br />
Planabweichungen und andere) in Echtzeit an MES und ERP zurück.<br />
Werden Arbeitsschritte umgeplant, aktualisiert das Leitstandsystem die Terminierung<br />
gemäß neuer Vorgaben und übergibt die Daten an das ERP-System der Unternehmensleitebene.<br />
Eine sich fortwährend synchronisierende Datenhaltung, die Informationen aus allen<br />
involvierten Ebenen zusammenführt, ist grundlegend für eine maximal effiziente<br />
Kapazitätsplanung und eine sichere Terminkalkulation: Sie befähigt den Hersteller,<br />
schnell und adäquat auf veränderte Betriebsbedingungen zu reagieren, Aufträge<br />
einzulasten und Engpässe auszugleichen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 9/<strong>2015</strong> 31