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Der Betriebsleiter 9/2015

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BETRIEBSTECHNIK<br />

Sichere Energieverteilung<br />

Schienenverteiler-Systeme eignen sich auch bei carbonstaubhaltigen Umgebungsbedingungen<br />

Carsten Schwarz<br />

Die Verarbeitung neuer Werkstoffe bringt neue Umgebungsbedingungen<br />

mit sich. Das stellt auch neue Anforderungen an Schienenverteiler-<br />

Systeme für die Energievesorgung in den Produktionsanlagen. Ein gemeinsamer<br />

Test von Siemens und einem großen Automobilhersteller belegt die<br />

Eignung eines luftisolierten Schienenverteiler-Systems auch in carbonstaubhaltiger<br />

Umgebung.<br />

Die Versuche fanden in einer abgeschotteten<br />

Prüfkammer statt. Dort wurden verschiedene<br />

Komponenten des Schienenverteiler-Systems<br />

in unterschiedlichen Aufbaulagen installiert:<br />

Exemplarische Stromschienenlängen,<br />

-winkel, und -Klemmverbindungen ließen<br />

sich damit in horizontaler und vertikaler<br />

Position untersuchen. Eine weitere Prüfsituation<br />

bildete werksseitig verbaute Eckverbindungen<br />

bei Richtungsänderungen ab.<br />

Als Referenzwert für die Carbonstaub-Belastung<br />

diente die in den technischen Regeln<br />

der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

(BAuA) festgelegte maximale<br />

Arbeitsplatzkonzentration (MAK). Die absolute<br />

Menge wurde auf eine 20-jährige Betriebsdauer<br />

hochgerechnet und in die Prüfkammer<br />

eingebracht. Dort sorgte ein Lüfter<br />

dafür, dass der Staub fortwährend aufgewirbelt<br />

und in Bewegung gehalten wurde.<br />

Die Prüfdauer betrug 24 Stunden in Anlehnung<br />

an DIN EN 60529. Die Norm regelt<br />

verbindlich die Eignung von elektrischen<br />

Betriebsmitteln gegenüber Umwelteinflüssen<br />

wie Spritzwasser und Staub. Nach dem<br />

24-stündigen Prüfzyklus wurde zunächst der<br />

finale Übergangswiderstand der geprüften<br />

Teile gemessen. Anschließend fand eine<br />

Hochspannungsprüfung bei 3,5 kV statt.<br />

Dieser Wert erfüllt die in der aktuellen Norm<br />

DIN EN 61439 geforderten 2,2 kV nicht nur,<br />

sondern übertrifft sie noch deutlich.<br />

Ergebnis: voll funktionsfähig<br />

01 Das luftventilierte Schienenverteiler-System LD für 1100 bis 5000 Ampere<br />

ist ausgelegt für den Einsatz in industriellen Anwendungen<br />

Hohes Energievolumen, zahlreiche<br />

Verbraucher, große Distanzen und<br />

hohe Flexibilität: Die Gründe, bei der elektrischen<br />

Energieverteilung in industriellen<br />

Anlagen und Infrastrukturen auf Schienenverteiler-Systeme<br />

statt auf herkömmliche<br />

Kabel zu setzen, sind vielfältig. Neue Werkstoffe<br />

verändern naturgemäß die Produktionsverfahren.<br />

Das bringt neue Umgebungsbedingungen<br />

mit sich, die auch die Schienenverteiler-Systeme<br />

betreffen. So stellt<br />

sich konkret die Frage, ob diese in einer carbonstaubhaltigen<br />

Atmosphäre dauerhaft<br />

das gewohnte Maß an Sicherheit bei der<br />

Energieversorgung gewährleisten.<br />

Bisher existiert noch keine Norm, die diese<br />

Frage beantworten würde. Deshalb hat<br />

Carsten Schwarz, Produktmanager Stromschienen<br />

bei der Siemens-Division Energy<br />

Management, Köln<br />

Siemens in Zusammenarbeit mit einem<br />

großen deutschen Automobilhersteller<br />

einen Testzyklus durchgeführt. Ziel war die<br />

systematische Überprüfung der Carbonstaub-Verträglichkeit<br />

am Beispiel des Schienenverteiler-Systems<br />

LD aus der Produktfamilie<br />

Sivacon 8PS. Dazu wurde eine Belastung<br />

simuliert, die einer Betriebsdauer von<br />

20 Jahren entspricht. Auch nach dieser Phase<br />

sollte das System noch ohne Beeinträchtigungen<br />

bei Funktion und Sicherheit arbeiten.<br />

Prüfaufbau und -durchführung<br />

Die Tests ergaben: Auch unter der neuen Belastungsart<br />

durch Carbonstaub bleiben die<br />

Vorteile des luftisolierten Schienenverteiler-<br />

Systems voll erhalten. Weder an den Stromschienen<br />

noch an den Klemmen konnte der<br />

Carbonstaub signifikant eindringen. <strong>Der</strong><br />

vergleichende Isolationstest zeigte keinerlei<br />

Unterschiede zwischen den Zuständen mit<br />

und ohne Carbonstaub-Belastung. Zudem<br />

konnten sich keine funktionskritischen<br />

Kurzschlussbrücken durch Staubablagerungen<br />

bilden. Ein Grund dafür ist die Epoxidbeschichtung<br />

der Stromleiter-Oberflächen.<br />

Außerdem zeichnen sich luftventilierte<br />

Schienenverteiler-Systeme durch große Luftund<br />

Kriechstrecken aus, die ebenfalls Staubablagerungen<br />

verhindern.<br />

Charakteristische Vorteile<br />

Schienenverteiler ersetzen nicht nur das<br />

klassische Kabel durch feste Stromschienen,<br />

sondern auch herkömmliche, zentrale Verteiler<br />

durch verbrauchernah angeordnete<br />

Schutzorgane. Daraus ergeben sich charakteristische<br />

Eigenschaften, die sich systematisch<br />

für die Elektroplanung in Produktionsanlagen<br />

nutzen lassen:<br />

n Hohe Flexibilität: Die linienförmig angeordneten<br />

Verbraucher gewährleisten eine<br />

hohe Flexibilität. Bei Änderungen und Erweiterungen<br />

des Versorgungssystems,z. B. durch<br />

38 <strong>Der</strong> <strong>Betriebsleiter</strong> 7-8/<strong>2015</strong>

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