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VIEL DYNAMIK IN DER WIEGE<br />
Es ist ein Rekord der besonderen Art. Zum fünften Mal trägt<br />
St. Moritz im Februar <strong>2017</strong> eine alpine Ski-Weltmeisterschaft<br />
aus <strong>–</strong> diese Ehre wurde keinem anderen Ort zuteil. Und<br />
nimmt man die beiden Olympischen <strong>Winter</strong>spiele von 1928<br />
und 1948 dazu, wird schnell verständlich, warum St. Moritz<br />
und <strong>Winter</strong>sport weltweit für eine harmonische, natürliche<br />
Einheit stehen.<br />
Begonnen hat alles vor mehr als 150 Jahren mit einem innovativen<br />
Hotelier, dessen Namen längst in die Geschichtsbücher<br />
eingegangen ist. Johannes Badrutt war 1855 von Samedan in<br />
den Nachbarort gekommen und gründete hier seine Hotel-<br />
Dynastie. Urlauber kamen bis dahin nur im Sommer nach<br />
St. Moritz, vor allem, um ihre Tuberkulose in der klaren Höhenluft<br />
zu kurieren. Badrutt überzeugte die Sommergäste,<br />
dass es auch im <strong>Winter</strong> in den Bergen viel schöner war als<br />
daheim. Vor allem mit den englischen Touristen kamen zwei<br />
Dinge, die untrennbar mit diesem Volk verbunden sind.<br />
Sport und Wetten. Michael Lütscher beschreibt das im wunderbaren<br />
Buch «Schnee, Sonne und Stars. Wie der <strong>Winter</strong>tourismus<br />
von St. Moritz aus die Alpen erobert hat».<br />
Der Cresta Run entstand, das erste Skirennen, das im Zentrum<br />
von St. Moritz startete; auf dem zugefrorenen Eis waren<br />
die Schlittschuhläufer unterwegs oder es wurde Curling<br />
gespielt, es gab Trabrennen und es wurde geschlittelt. St. Moritz<br />
boomte ab der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert als<br />
<strong>Winter</strong>sportort. Der <strong>Winter</strong>tourismus als Wirtschaftsfaktor<br />
war auch ein nicht zu unterschätzender Innovationsmotor.<br />
Die rasante Entwicklung von Bergbahnen und Liften, von<br />
der Gastronomie am Berg bis zu wagemutigen Bahnstrecken,<br />
die gebaut wurden. Für uns ist das heute selbstverständlich,<br />
aber all das musste erst erschaffen werden. Michael Lütscher<br />
beschreibt den Beginn des <strong>Winter</strong>tourismus als «Produkt der<br />
ersten Globalisierung im späten 19. Jahrhundert». Und einer,<br />
der wieder einmal ganz entscheidend den kommenden Boom<br />
mitgeprägt hatte, war Johannes Badrutt. Im Sommer 1879<br />
war sein Hotel Kulm das erste Schweizer Hotel mit elektrischem<br />
Licht.<br />
Ausserdem war <strong>Winter</strong>tourismus immer eine internationale<br />
Angelegenheit, er hiess deshalb auch lange Zeit «Fremdenverkehr».<br />
Einst waren Engländer und Deutsche neben Schweizern<br />
die wichtigsten Nationen, aber längst hat auch im Tourismus<br />
eine weitere Globalisierung stattgefunden. Jüngst<br />
kam Ariane Ehrat, CEO der Tourismusorganisation Engadin<br />
St. Moritz, von der <strong>Winter</strong>sport-Expo aus Peking zurück<br />
und berichtete beeindruckt, was in diesem riesigen Land in<br />
Sachen Schneetourismus abgeht.<br />
Stillstand geht nicht in dieser dynamischen Welt. Da muss<br />
man mit Tempo, Innovationen und einem starken Image mithalten.<br />
Und was passt da besser, als ein Treffen der besten<br />
Skifahrer und Skifahrerinnen der Welt auf einem grandiosen<br />
Skiberg zu organisieren und sie in spannenden Wettkämpfen<br />
um Medaillen kämpfen zu lassen? Schon 1934 hatte St. Moritz<br />
diese Idee und veranstaltete eine der ersten Ski-Weltmeisterschaften<br />
überhaupt. Jetzt ist es wieder so weit, die<br />
Wiege des <strong>Winter</strong>tourismus zeigt allen, wie dynamisch<br />
St. Moritz auch mehr als 150 Jahre später noch ist. Und die<br />
starken, emotionalen Bilder gehen hinaus in die Welt.<br />
DREI FRAGEN AN…<br />
Ariane Ehrat, CEO Engadin St. Moritz Tourismus<br />
Wie viel Geschichte steckt in der Alpinen-Ski-WM <strong>2017</strong>?<br />
Die WM ist in nächster Zeit der bedeutendste <strong>Winter</strong>sportanlass in der Schweiz, er deckt<br />
deshalb entsprechend viele Facetten ab <strong>–</strong> und eine wichtige davon ist die Geschichte. Im<br />
gesamten Know-how, das über Generationen weitergetragen wurde, steckt viel Geschichte,<br />
in der Weiterentwicklung, in der gesamten Marktbearbeitung und auch in der Verantwortung<br />
steckt viel Geschichte. Alles in allem belegt die Ski-WM damit, wie stark der <strong>Winter</strong>sport<br />
in der DNA von St. Moritz und des gesamten Engadins verankert ist.<br />
Was ist Ihr Geheimtipp für WM-Gäste?<br />
Ich wäre als Frau so gerne einmal den «Freien Fall» hinuntergefahren, doch das war mir<br />
leider nicht möglich. Aber ich empfehle allen, einmal so nahe wie möglich an diesen «Freien<br />
Fall» zu gehen, und zwar unmittelbar an der Kompression vor der ersten Linkskurve und<br />
dort dann mitzuerleben, was in diesem Moment in den Körpern der Skifahrer abgeht.<br />
Und abseits des Sports?<br />
Ins Rosegtal wandern, mit Vogelkörnli im Gepäck. Und dann erleben, wie einem die Bergmeisen<br />
diese Körnli aus der Hand picken. Man spürt die Stille, den Flügelschlag der Vögel<br />
und erkennt, wie flink und klug sich diese Tiere bewegen.<br />
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