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Graubünden Exclusiv – Winter 2016/2017

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erarbeiten. Dies gelingt nur, wenn Menschen ernst genommen<br />

werden und man sich mit ihnen beschäftigt. Wie bei der<br />

WM <strong>2017</strong> haben wir auch 2003 drei Anläufe gebraucht, bevor<br />

wir den Zuschlag erhalten haben. 1994 war die erste Kandidatur<br />

in Rio de Janeiro, 1996 die zweite in Christchurch und<br />

1998 in Prag haben wir dann gewonnen.<br />

Was waren die besonderen Herausforderungen 2003?<br />

Nach 1974 fanden in St. Moritz keine grösseren alpinen Skiwettkämpfe<br />

mehr statt. Dadurch hatten wir uns selbst etwas<br />

ins Abseits manövriert. Es brauchte deshalb viel Aufholarbeit,<br />

um die Versäumnisse der vorherigen Jahre aufzuholen.<br />

So musste in die Infrastruktur, in materielle Ressourcen investiert<br />

werden und unser Know-how musste gesteigert werden.<br />

In den Skigebieten von St. Moritz gab es beispielsweise<br />

keinen Sessellift, während andere Skigebiete mit einer Top-<br />

Infrastruktur bereit waren.<br />

Was waren die grössten Unterschiede zu heute?<br />

Heute wissen wir genau, was uns erwartet. Wir haben viel<br />

Erfahrung und Know-how aufgebaut. Zudem verfügen wir<br />

über ein breites Netzwerk und wir geniessen ein hohes Ansehen<br />

im alpinen Weltcup- und Rennskizirkus. Operativ ist die<br />

bedeutendste Veränderung die Art und Weise wie kommuniziert<br />

wird. 2003 hatten wir gerade einmal eine Webseite, heute<br />

begeistern wir die Fans über unsere Social-Media-Kanäle<br />

bereits im Vorfeld und animieren sie, nach St. Moritz zu<br />

kommen. Die Möglichkeiten zu kommunizieren sind für den<br />

Veranstalter viel grösser geworden. Früher waren wir von<br />

den traditionellen Medien abhängig, heute können wir dies<br />

über die vielen Kanäle (Webseite, App, Social Media etc.) selber<br />

steuern.<br />

Können Sie uns ihre schönste Erinnerung an 2003 schildern?<br />

Es gibt nicht die eine schönste Erinnerung. Ein besonderes<br />

Gefühl verspürte ich, als beim letzten Rennen, dem Herren-<br />

Slalom, der allerletzte Athlet über die Ziellinie fuhr. Da war<br />

mir bewusst, dass die Ski-WM 2003 Geschichte ist und wir<br />

zeigen konnten, was St. Moritz alles drauf hat. Wir haben<br />

zum ersten Mal die (damals noch) zehn Rennen ohne Verzögerung<br />

und Verschiebung durchführen können. Wir hatten<br />

während 14 Tagen das beste Publikum, das man sich nur<br />

wünschen kann. Mit einer Riesenbegeisterung haben sie für<br />

alle Nationen und Athleten mitgefiebert. Jeden Abend um<br />

18 Uhr hat eine riesige Menschenmenge auf dem Schulhausplatz<br />

im Dorf gemeinsam die Helden des Tages gefeiert, unabhängig<br />

von der Herkunft, Sprache oder Aussehen der Athleten.<br />

Gab es auch schlechte Erfahrungen?<br />

Es ist wie sonst im Leben, die schlechten Erinnerungen verblassen<br />

mit der Zeit und es bleibt nur das Positive. Grundsätzlich<br />

habe ich aber keine schlechten Erinnerungen, ich habe<br />

zahlreiche, unbezahlbare Erfahrungen gewinnen können.<br />

Gab es irgendeine Begebenheit, über die Sie und unsere Leser<br />

schmunzeln können?<br />

Ja, die gab es. In der zweiten Wettkampfwoche erhielt ich<br />

eine Mitteilung von unserem damaligen Logistik-Chef und<br />

heutigen Gemeindepräsidenten von St. Moritz, Sigi Asprion,<br />

mit der Information, dass im Fuhrpark ein Pneulader fehlt.<br />

Ich kannte die gute Stimmung im Logistik-Team und nahm<br />

dies als Scherz auf. Nach einer guten Stunde merkte ich<br />

schliesslich, dass es ernst war, da sich alle auf die Suche nach<br />

dem Pneulader gemacht hatten. Die Suchmannschaft hat den<br />

Pneulader dann halb auf dem Berg gefunden, der Fahrer hatte<br />

die Maschine fluchtartig verlassen, nachdem er sich mit<br />

dieser spielerisch verausgabt hatte.<br />

Wie war das Echo in der internationalen Presse?<br />

Die internationale Presse ist mit sehr hohen Erwartungen<br />

nach St. Moritz gereist. Dies brachte das Renommee von<br />

St. Moritz mit sich. Sie wurde jedoch nicht nur mit dem sehr<br />

sonnigen Wetter überrascht, sondern auch mit einer perfekten<br />

Organisation. Als Resultat wurden unsere Erwartungen<br />

bei Weitem übertroffen.<br />

Was wünschen Sie sich für <strong>2017</strong>?<br />

Wir laden alle Berg- und Schneefreunde herzlich ein, nach<br />

St. Moritz zu reisen, um sich hier Zeit zu nehmen für ein einmaliges<br />

Erlebnis. Nur St. Moritz kann dieses einzigartige<br />

Ambiente, gepaart mit Skisport als klassenloses Ereignis, auf<br />

höchstem Niveau bieten. Den Fans wird in diesen 14 Tagen<br />

viel Genuss geboten <strong>–</strong> Sport, Natur und Unterhaltung! Nationenübergreifend<br />

soll in St. Moritz gefeiert werden, lachende<br />

Gesichter sollen mit der Sonne um die Wette strahlen und die<br />

Athleten sollen faire Wettkämpfe erleben. Und, das wichtigste<br />

überhaupt, sie sollen alle wieder gesund nach Hause kommen.<br />

DIE WM IN ZAHLEN<br />

Zum Vergleich ein paar Zahlen 2003/<strong>2017</strong><br />

Erstaunlich ist, dass die Medien wohl aus Spargründen weniger Personal entsenden.<br />

Es ist aber nicht damit zu rechen, dass die Berichterstattung deshalb geringer sein wird.<br />

Anzahl Voluntaris (freiwillige Helfer). 1200/1300<br />

Armee.<br />

Polizei.<br />

Sportler/Trainer/Betreuer.<br />

TV-Stationen vor Ort 17/ 15<br />

Gesamtsendezeit<br />

Radio- & TV-Schaffende 1071/ 700<br />

Photografen 315/ 200<br />

Printjournalisten 630/500<br />

Transportleistung ÖV in St. Moritz.<br />

Förderleistung Bergbahnen.<br />

550 / keine offizielle Zahl vorhanden<br />

200 / keine offizielle Zahl vorhanden<br />

1000/1450, davon 370/600 Athleten aus<br />

59/70 Nationen<br />

350 Stunden / noch offen<br />

300 000 Personen / noch offen<br />

140 000 Personen / noch offen<br />

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