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Wie auf Schienen: oben perfekte Firnhänge, unten die Greina-Ebene, hinten der Piz Terri (3149 m ü. M).<br />
bereiten kann. Die «Terri» ist zusammen mit der «Motterascio»<br />
und der «Scaletta» mit ihren 110 Betten eine von drei gut<br />
besuchten SAC-Hütten rund um die Greina-Ebene. Im Sommer<br />
geht es hier zu und her wie in einem Bienenhaus. Im<br />
grandiosen Juli 2013 hätte er in 14 Tagen 1400 Leute kennengelernt,<br />
erklärt Toni. Er kennt die Gegend wie seine Hosentasche<br />
und zeichnet sich als ein toller Organisator und Superkoch<br />
aus. Der gelernte Metzger stellt jeweils im Herbst seine<br />
berühmten Siedwürste sogar selber her. Wenn er nichts anderes<br />
zu tun habe, ergänzt er noch. Wir «putzen» sie gehorsam<br />
weg, denn sonst gebe es anderntags schlechtes Wetter, droht<br />
er. Ein bekannter Hüttenwartsspruch.<br />
Kein Problem, das Wetter stimmt. «Heute ist der schönste<br />
Tag, da seht ihr bis ans Mittelmeer», orakelt Toni, als wir die<br />
Hütte frühmorgens verlassen. Der Piz Vial ist mit 3168 Metern<br />
der höchste Berg der östlichen Medelsergruppe. Und<br />
kein leichter. Die Bise kühlt uns richtig durch. Sie hat auch<br />
das Wenige an Neuschnee weggeblasen, metallisch knirscht<br />
die harte Eisschicht unter den Skikanten. Ein Schneehuhn<br />
jagt aufgeschreckt über den weissen Rücken davon, während<br />
wir zuerst dem Gipfelgrat des Piz Greina (3124 m ü. M) entgegenstapfen.<br />
Und <strong>–</strong> nach einer kurzen Abfahrt <strong>–</strong> dann auch<br />
dem steil auftragenden Piz Vial, dessen bis 45 Grad steile<br />
Südflanke abweisend nach oben zieht. Das ist nichts mehr für<br />
die Ski, eher für Seil und Pickel. Beat geht voraus, pflanzt<br />
gute Stufen in den trittfesten Firn. Auf Steigeisen können wir<br />
verzichten. Die hatte auch der Fuchs nicht, der oben über den<br />
scharfen und ausgesetzten Grat gewandelt ist. Kein Witz.<br />
Das Mittelmeer sehen wir aber nicht.<br />
Soll ich jetzt nochmals von einer grandiosen Firnabfahrt<br />
schwärmen? Vom kühlen Bier und nachmittäglichen Sonnenbad<br />
vor der Hütte, während ein Adler majestätisch über<br />
uns kreist?<br />
MIT SEIL UND PICKEL AUF DEN TERRI<br />
Die «gefühlte» Königsetappe. Der Piz Terri mit seinen felsigen<br />
3149 Metern sei zwar kein eigentlicher Skiberg, als dominierender<br />
Gipfel südlich der Greina-Ebene aber dennoch ein<br />
Muss, hat Stephan im Vorfeld schon verkündet. Und tatsächlich:<br />
Hinein in die Val Canal und hinauf zum jetzt zugefrorenen<br />
Gletscherseeleien am Piz Ner, unmittelbar unter der<br />
Nordwand des Piz Terri, ist allein schon die Tour wert. Auf<br />
der 1980er-Karte war hier noch kein See eingezeichnet. Dieser<br />
ist erst in den beiden letzten Jahrzehnten, nach dem<br />
Rückzug des Terri-Gletschers, entstanden. Die topfebene<br />
Fläche in der rundum wilden Gebirgslandschaft überrascht<br />
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