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Lern- und Bildungsprozesse im Europäischen Freiwilligendienst

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Vorwort<br />

IV<br />

Drei Faktoren sind entscheidend<br />

Drei Faktoren haben einen positiven Einfluss<br />

auf <strong>Lern</strong>- <strong>und</strong> <strong>Bildungsprozesse</strong> <strong>im</strong> EFD.<br />

1. Arbeitsbedingungen in der Einsatzstelle<br />

Je selbstständiger, besser betreut, mit angemessenen<br />

Aufgaben betraut, in einem besserem Arbeitskl<strong>im</strong>a<br />

die Freiwilligen in ihrer Einsatzstelle<br />

handeln können, desto höher schätzen sie auch<br />

ihre Verbesserung von Kompetenz ein. Die Arbeitsbedingungen<br />

in der Einsatzstelle sind nach<br />

diesen Ergebnissen daher zentral für die subjektive<br />

Einschätzung des Kompetenzerwerbs.<br />

Kompetenzerwerb findet demnach vor allem<br />

dann statt, wenn<br />

- Tätigkeiten mit Unterstützung, aber auch<br />

selbstständig ausgeübt werden,<br />

- die Aufgaben für Freiwillige angemessen<br />

<strong>und</strong> interessant sind,<br />

- das Arbeitskl<strong>im</strong>a gut ist.<br />

2. Zufriedenheit mit der Betreuung<br />

Die Analyse von Bedingungsfaktoren für <strong>Lern</strong>prozesse<br />

hat einen deutlichen Zusammenhang<br />

zwischen der Zufriedenheit mit der Betreuung<br />

in den Einsatzstellen <strong>und</strong> dem Kompetenzerwerb<br />

insgesamt herausgearbeitet.<br />

Je größer die Zufriedenheit mit der persönlichen<br />

Betreuung <strong>und</strong> Anleitung durch die Einsatzstelle,<br />

desto größer die <strong>Lern</strong>- <strong>und</strong> <strong>Bildungsprozesse</strong><br />

bei den Freiwilligen!<br />

3. Motivation<br />

Ein weiterer Faktor ist ebenfalls zentral: die<br />

Motivation der Freiwilligen für den EVS. Als<br />

wichtigstes Motiv wurde von den Jugendlichen<br />

das Kennenlernen einer anderen Kultur <strong>und</strong><br />

Gesellschaft genannt. Eingegrenzte Motivationen,<br />

wie zum Beispiel der Wunsch, eine andere<br />

Sprache zu lernen, scheinen eher ungünstig für<br />

<strong>Lern</strong>prozesse in vielen Bereichen zu sein.<br />

Diese weniger spezifizierte <strong>und</strong> eingegrenzte<br />

Motivation ist eine günstige Voraussetzung für<br />

breite <strong>Lern</strong>erfahrungen. Sehr eingegrenzte Motivationen<br />

wie z.B. der Wunsch, eine andere<br />

Sprache zu lernen, scheinen eher ungünstig zu<br />

sein.<br />

Perspektiven für die Förderpraxis<br />

Welche Schlüsse können nun aus den Erkenntnissen<br />

der Studie für die Projektpraxis der Aufnahme-<br />

<strong>und</strong> Entsendeorganisationen <strong>und</strong> die<br />

Programmgestaltung durch die Nationalagenturen<br />

– insbesondere durch das Deutsche Büro<br />

Jugend für Europa – abgeleitet werden?<br />

1. Bildungsabschluss ist nicht entscheidend<br />

Auch wenn die Zusammensetzung der deutschen<br />

Teilnehmerschaft am EVS bereits aus den<br />

Statistiken des Deutschen Büros bekannt ist,<br />

gibt die Untersuchung noch einmal Anlass,<br />

Maßnahmen zu forcieren, die eine verstärkte<br />

Einbeziehung von z.B. mehr Haupt- <strong>und</strong> Realschülern<br />

<strong>und</strong> benachteiligten Jugendliche in den<br />

EFD unterstützen. Es bedarf nur einer geringen<br />

Fantasie sich vorzustellen, welch positiven Effekt<br />

auch nur ein Teil der in der Studie herausgearbeiteten<br />

<strong>Lern</strong>- <strong>und</strong> <strong>Bildungsprozesse</strong> auf<br />

die eben erwähnte Zielgruppe haben könnte.<br />

Und die Studie gibt keinen Anlass daran zu<br />

zweifeln, dass eine Übertragung dieser <strong>Lern</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Bildungsprozesse</strong> auf Nicht-AbiturientInnen<br />

<strong>und</strong> benachteiligte Jugendliche stattfinden<br />

kann. Es lohnt sich also auf Seiten der Träger,<br />

der Nationalagenturen – <strong>und</strong> dies gilt <strong>im</strong> erhöhtem<br />

Maße für Deutschland - <strong>und</strong> anderer<br />

Finanziers die besonderen Anstrengungen <strong>im</strong><br />

Rahmen des neuen Aktionsprogramms<br />

JUGEND zu intensivieren, um Jugendliche am<br />

Programm zu beteiligen, „deren Teilnahme aus<br />

kulturellen, sozialen, physischen, geistigen,<br />

wirtschaftlichen oder geografischen Gründen<br />

besondere Schwierigkeiten bereitet” (aus dem<br />

Beschluss des <strong>Europäischen</strong> Parlaments <strong>und</strong> des<br />

Rates zur Einführung des gemeinschaftlichen<br />

Aktionsprogramms JUGEND, Brüssel 2000).<br />

2. Aufnahmeprojekte sind gefragt<br />

Sehr klar ermittelt die Studie die zentrale Bedeutung<br />

der Aufnahmeprojekte für die <strong>Lern</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Bildungsprozesse</strong> <strong>und</strong> wirft damit noch<br />

einmal ein besonderes Licht auf die bisherige<br />

Programmpraxis:<br />

- Die starken Überhänge an Entsendungen<br />

deutscher Jugendlicher <strong>im</strong> Vergleich zur Aufnahme<br />

von Freiwilligen in Deutschland sind<br />

nicht zu akzeptieren. Es ist Teil der Verantwortung<br />

in einem europäischen Programm diese<br />

weit reichenden <strong>Lern</strong>- <strong>und</strong> Erfahrungsräume<br />

für europäische Jugendliche durch eine ausreichende<br />

<strong>und</strong> adäquate Anzahl von Einsatzstellen<br />

auch in Deutschland zur Verfügung zu stellen.

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