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Lern- und Bildungsprozesse im Europäischen Freiwilligendienst

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7 Qualitative Analysen zu Auswirkungen des Dienstes <strong>und</strong> zum Kompetenzerwerb <strong>im</strong> Verlaufe des Dienstes – Ergebnisse der TeilnehmerInnenbefragung<br />

46<br />

7.2 Wirkungen des EFD<br />

War bisher von Kompetenzen die Rede, wenn<br />

auf konkrete <strong>Lern</strong>prozesse geschlossen werden<br />

konnte, so geht es <strong>im</strong> Folgenden um Wirkungen<br />

<strong>und</strong> Einstellungsveränderungen bei den Freiwilligen.<br />

Von Wirkungen des EFD kann dann<br />

gesprochen werden, wenn die Freiwilligen klare<br />

Veränderungen hinsichtlich eines geplanten<br />

Vorhabens angeben (z.B.: „Ich studiere jetzt<br />

Sonderpädagogik”), von Einstellungsänderungen,<br />

wenn diese nicht in eine konkrete Aktion<br />

münden, aber auch ohne diesen erkennbaren<br />

Konkretionsgrad nicht phrasenhaft bleiben.<br />

Auch die Wirkungen <strong>und</strong> Einstellungsänderungen<br />

wurden – wie die Kompetenzen – unterschiedlich<br />

erfasst nach solchen <strong>im</strong> persönlichen,<br />

beruflichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen/kulturellen<br />

Kontext. Die Codierungen beziehen sich dabei<br />

zumeist wieder auf die allgemeine Frage nach<br />

den Auswirkungen des EFD auf das weitere<br />

Leben <strong>im</strong> persönlichen <strong>und</strong> beruflichen Bereich<br />

(Frage VI.1). Wenn zur Auswertung zusätzlich<br />

Antworten auf andere Fragen herangezogen<br />

wurden, ist dies <strong>im</strong> folgenden gesondert gekennzeichnet.<br />

Im persönlichen Bereich ergeben sich – analog<br />

zu den sozialintegrativen Kompetenzen – folgende<br />

sozialintegrative Wirkungen: „Europäische<br />

Bürgerschaft” <strong>und</strong> „Im Ausland leben <strong>und</strong><br />

arbeiten wollen”.<br />

7.2.1 Europäische Bürgerschaft<br />

Antworten zu diesem eher abstrakten Topos beschreiben<br />

<strong>im</strong>mer eine besondere Beziehung<br />

(<strong>und</strong> Liebe) zum Gastland, die durch konkret<br />

erlebte Erfahrungen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaften geprägt<br />

ist:<br />

„Ich habe eine tiefe Bindung zu Schweden, gestützt<br />

durch persönliche Fre<strong>und</strong>schaften.” (095)<br />

„[Der EFD hat bewirkt], dass ich wohl ein- bis<br />

zwei Mal pro Jahr nach Griechenland fliege, um<br />

meine Fre<strong>und</strong>e zu besuchen, die mir sehr ans<br />

Herz gewachsen sind, vor allem dadurch, da sie<br />

mir geholfen haben, die Probleme mit dem Projekt<br />

zu vergessen.” (103)<br />

Immerhin ein Fünftel 61 derjenigen, die auf diese<br />

Frage nach den Wirkungen des EFD auf ihr weiteres<br />

Leben geantwortet haben, gibt an, durch<br />

den EFD Fre<strong>und</strong>schaften mit Menschen aus<br />

unterschiedlichen (zumeist europäischen) Ländern<br />

geschlossen zu haben <strong>und</strong> diese auch erhalten<br />

zu wollen. Unter anderem die verbesserten<br />

Sprachkenntnisse erleichtern es, Kontakte<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaften <strong>im</strong> Ausland zu schließen,<br />

<strong>und</strong> es sei viel „selbstverständlicher” geworden,<br />

61 Dieser Topos wurde 52mal genannt von den 249 TeilnehmerInnen,<br />

die die Frage nach den Wirkungen des EFD beantwortet haben.<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>im</strong> europäischen Ausland zu haben<br />

<strong>und</strong> sich innerhalb Europas zu bewegen – so<br />

lauten die typischen Antworten. Eine Sonderstellung<br />

n<strong>im</strong>mt das folgende Zitat ein, da hier<br />

ein Rückbezug auf die EU als abstraktes Gebilde<br />

stattfindet; bei den meisten Antworten bleibt<br />

es hingegen bei der Faszination für das Gastland<br />

<strong>und</strong> die neu gewonnenen Fre<strong>und</strong>e.<br />

„Es ist für mich jetzt viel selbstverständlicher,<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>im</strong> europäischen Ausland zu haben, sich<br />

auf Englisch mit Menschen zu unterhalten, längere<br />

Zeit <strong>im</strong> Ausland zu leben oder auch nur mal<br />

für ein paar Tage einen Besuch <strong>im</strong> Ausland abzustatten.<br />

Die EU ist mir einerseits viel näher<br />

gerückt, nicht zuletzt durch einen größeren Einblick<br />

in Projekte der <strong>Europäischen</strong> Kommission<br />

wie EFD, andererseits weiß ich jetzt auch sehr<br />

viel genauer, welche Unterschiede <strong>und</strong> Schranken<br />

noch überw<strong>und</strong>en werden müssen <strong>und</strong> dass<br />

dies ein sehr langer Prozess ist, vor allem, wenn<br />

es nicht nur um wirtschaftliche Kooperation gehen<br />

soll.” (081)<br />

Europa war für viele Freiwillige zuvor nur ein<br />

abstraktes Gebilde, das durch den EFD <strong>und</strong> insbesondere<br />

durch den persönlichen Austausch<br />

mit Menschen sowie die Arbeit in den Projekten<br />

greifbarer geworden ist. Unter europäischer<br />

Bürgerschaft wird von ihnen nicht ein Europa<br />

der Institutionen verstanden, sondern ein Europa<br />

der persönlichen Fre<strong>und</strong>schaften.<br />

7.2.2 Bereitschaft, <strong>im</strong> Ausland zu leben<br />

<strong>und</strong> zu arbeiten<br />

Ebenfalls ein Fünftel 62 derjenigen, die auf Frage<br />

VI.1 geantwortet haben, kann sich vorstellen,<br />

für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Das Jahr<br />

<strong>im</strong> Ausland hat bei ihnen den Wunsch geweckt,<br />

auch während des Studiums für einige Zeit in ein<br />

anderes Land zu gehen beziehungsweise später<br />

<strong>im</strong> Gastland beziehungsweise Ausland leben<br />

<strong>und</strong> arbeiten zu wollen:<br />

„Persönlich bin ich, glaube ich, nicht mehr so an<br />

einen Ort geb<strong>und</strong>en, könnte leichter mich dazu<br />

entscheiden, irgendwo anders zu leben <strong>und</strong> tätig<br />

zu sein. Könnte mir sehr gut vorstellen, auch für<br />

längere Zeit <strong>im</strong> Ausland zu leben.”<br />

Offensichtlich haben sich durch den EFD für<br />

einen beachtlichen Teil der TeilnehmerInnen die<br />

Mobilität <strong>und</strong> Flexibilität in Bezug auf ein Leben<br />

innerhalb Europas deutlich erweitert.<br />

Als Wirkung von erlebten Krisensituationen haben<br />

diese beiden letztgenannten Kategorien<br />

„Europäische Bürgerschaft” <strong>und</strong> „Im Ausland<br />

leben <strong>und</strong> arbeiten wollen” dagegen keine Bedeutung,<br />

in diesem Zusammenhang werden sie<br />

nur ein- beziehungsweise zwe<strong>im</strong>al genannt.<br />

62 51 von 259 Befragten

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