O+P Fluidtechnik 4/2017
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VERBINDUNGSELEMENTE<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG PEER REVIEWED<br />
dr<br />
dr<br />
ϕ d<br />
= = = = 2 (7)<br />
A dt r dt r dt dt dt<br />
2<br />
1dA<br />
1<br />
i<br />
2<br />
i<br />
2d<br />
2<br />
i<br />
i<br />
ϕ<br />
Damit lässt sich die relative Volumenänderungsrate durch die axialen<br />
und tangentialen Dehngeschwindigkeiten ausdrücken:<br />
ε ϕ<br />
1dA<br />
1dl<br />
dεϕ<br />
dε<br />
z<br />
+ = 2 +<br />
(8)<br />
A dt l dt dt dt<br />
Für den allgemeinen Fall eines viskoelastischen Materialverhaltens<br />
der Rohrwand wird häufig angenommen, dass die Dehnungen ε in<br />
einen der Beanspruchung instantan folgenden linear-elastischen<br />
Anteil ε' und einen verzögert („retardiert“) folgenden viskoelastischen<br />
Anteil ε'' zerlegt werden können [6]:<br />
ε = ε′ + ε ′′<br />
Da der linear-elastische Anteil ε' der ursächlichen Druckbelastung<br />
instantan folgt, kann geschrieben werden:<br />
dε′ dε′<br />
dp<br />
=<br />
dt dp dt<br />
Für die gesamte Dehngeschwindigkeit ergibt sich damit:<br />
d ε d ε ′ dp<br />
d ε ′<br />
= +<br />
dt dp dt dt<br />
(9)<br />
(10)<br />
(11)<br />
Die Ermittlung der Änderungsrate des viskoelastischen Dehnungsanteils<br />
fällt in das Gebiet der Rheologie. Eine ausführliche Beschreibung<br />
der rechnerischen Behandlung von Leitungen aus viskoelastischen<br />
Werkstoffen findet sich beispielsweise bei Corvas et al. [6].<br />
Die mit viskoelastischem Materialverhalten verbundenen Implikationen<br />
für die effektive Schallgeschwindigkeit und das Übertragungsverhalten<br />
einer Leitung werden in einem Teil II dieser Arbeit<br />
behandelt. Für die folgenden Abschnitte wird linear-elastisches<br />
Materialverhalten vorausgesetzt, sodass dε'' für alle Zeiten gleich<br />
Null ist.<br />
2.4. MODIFIZIERTE KONTINUITÄTSGLEICHUNG<br />
Durch Substitution der im vorigen Abschnitt hergeleiteten Beziehungen<br />
ergibt sich die modifizierte Kontinuitätsgleichung für Leitungen<br />
aus linear-elastischen Werkstoffen:<br />
' '<br />
⎛ 1 dεϕ<br />
dε<br />
⎞<br />
z<br />
dp<br />
1 ∂Q<br />
+ 2 + + = 0 (12)<br />
⎜ Ks<br />
dp dp ⎟<br />
⎝<br />
⎠ dt A ∂z<br />
Damit weist die Kontinuitätsgleichung insgesamt drei Terme auf,<br />
die der zeitlichen Druckänderung dp/dt proportional sind. Da die<br />
verschiedenen Koeffizienten sämtlich die Dimension des Kehrwerts<br />
eines Kompressionsmoduls haben, werden diese zum effektiven<br />
Kompressionsmodul für linear-elastische Leitungswerkstoffe K'<br />
zusammengefasst:<br />
Ks<br />
K′ =<br />
(13)<br />
Ks<br />
1+<br />
E ψ<br />
Die Volumenänderungsfunktion ψ nach Halliwell repräsentiert dabei<br />
die Änderung des vom Rohr umschlossenen Volumens infolge<br />
eines Einheitsdrucks [2]:<br />
' '<br />
⎛ dεϕ<br />
dε<br />
⎞<br />
z<br />
ψ = E<br />
2 +<br />
(14)<br />
⎜<br />
dp<br />
dp<br />
⎟<br />
⎝ ⎠<br />
Die effektive Schallgeschwindigkeit für linear-elastische Leitungswerkstoffe<br />
a' ergibt sich damit zu:<br />
K′<br />
a′ = =<br />
ρ<br />
a<br />
s<br />
Ks<br />
1+<br />
ψ<br />
E<br />
(15)<br />
Da die vorliegende Arbeit auf dieses Werkstoffverhalten beschränkt<br />
ist, wird im Folgenden auf eine Unterscheidung zwischen der effektiven<br />
Schallgeschwindigkeit a (die auch ein mögliches viskoelastisches<br />
Werkstoffverhalten beinhaltet) und der effektiven Schallgeschwindigkeit<br />
bei linear-elastischem Leitungswerkstoff a' verzichtet.<br />
Die Bestimmung der effektiven Schallgeschwindigkeit reduziert<br />
sich bei bekannten Materialparametern (E, K s<br />
, a s<br />
) also auf die Ermittlung<br />
der Volumenänderungsfunktion ψ für die jeweils vorliegenden<br />
Randbedingungen. Diese Aufgabe fällt in das Gebiet der<br />
Elastomechanik.<br />
3. ELASTOMECHANIK DER ROHRWAND<br />
Die elastischen Tangential- und Axialdehnungen sind durch das<br />
Hookesche Gesetz mit den Spannungen σ, denen die Rohrwand<br />
ausgesetzt ist, und dem Elastizitätsmodul E der Wand verknüpft.<br />
Für die druckbezogene, linear-elastische tangentiale Einheitsdehnung<br />
dε' ϕ<br />
/dp ergibt sich damit:<br />
ε σ σ σz<br />
⎞<br />
= ⎜ −µ − µ ⎟<br />
dp E⎝<br />
dp dp dp<br />
⎠<br />
'<br />
d<br />
ϕ 1 ⎛d ϕ d<br />
r<br />
d<br />
Für die axiale Einheitsdehnung dε' z<br />
/dp erhält man analog dazu:<br />
'<br />
dε 1 d d<br />
z<br />
⎛ σ σ z<br />
dσ<br />
ϕ<br />
r<br />
⎞<br />
= ⎜ −µ − µ ⎟<br />
dp E⎝<br />
dp dp dp<br />
⎠<br />
(16)<br />
(17)<br />
Zur Ermittlung der druckbezogenen Dehnungen (und damit der<br />
Volumenänderungsfunktion ψ) muss daher die (Einheits-)Spannungsverteilung<br />
innerhalb der Rohrwand bekannt sein. Diese wird<br />
im folgenden Abschnitt angegeben.<br />
3.1. SPANNUNGSVERTEILUNG IN EINEM DURCH<br />
INNENDRUCK BELASTETEN ROHR<br />
An einem durch einen inneren Überdruck ∆p = p – p u<br />
(Umgebungsdruck<br />
p u<br />
) belasteten Rohr mit kreisförmigem Querschnitt<br />
können axiale, radiale und tangentiale Spannungen auftreten<br />
(Bild 01):<br />
Die radialen und tangentialen Spannungen variieren über der<br />
Wandstärke r a<br />
– r i<br />
= e; die axiale Spannung σ z<br />
kann bei Vernachlässi-<br />
01 Spannungen in einer durch Innendruck belasteten Rohrwand<br />
68 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 4/<strong>2017</strong>