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Globale Risiken managen - UmweltDialog Nr 7 (Mai 2017)

Ob Trump oder Brexit, Terroranschläge oder Klimawandel: Die Welt ist seit geraumer Zeit im permanenten Krisenmodus. Wirtschaftliches Handeln wirkt wie Segeln im Sturm. Das rückt den Aspekt des Risikomanagemnets in deb Blickpunkt. Die aktuelle Ausgabe des UmweltDialog-Magazins „Globale Risiken managen“ widmet sich daher diesem Thema. Themen dieser Ausgabe: Was haben globale Risiken mit CSR zu tun? / Standortrisiko Trump? / Albtraum Rückruf / Transparente Lieferketten / Kein Platz für Kinderarbeit u.v.m.

Ob Trump oder Brexit, Terroranschläge oder Klimawandel: Die Welt ist seit geraumer Zeit im permanenten Krisenmodus. Wirtschaftliches Handeln wirkt wie Segeln im Sturm. Das rückt den Aspekt des Risikomanagemnets in deb Blickpunkt. Die aktuelle Ausgabe des UmweltDialog-Magazins „Globale Risiken managen“ widmet sich daher diesem Thema. Themen dieser Ausgabe:
Was haben globale Risiken mit CSR zu tun? / Standortrisiko Trump? / Albtraum Rückruf / Transparente Lieferketten / Kein Platz für Kinderarbeit u.v.m.

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Rohstoffrisiken<br />

ckelt seien. Sollte der Artikel 1502 tatsächlich<br />

ausgesetzt oder gar rückgängig gemacht werden,<br />

so existiert zumindest auf Ebene der OECD<br />

ein ähnliches Instrumentarium, wenngleich mit<br />

geringer verbindlicher Natur und eher auf freiwilliger<br />

Basis für teilnehmende Unternehmen.<br />

Die ebenfalls in 2010 eingeführten OECD-Richtlinien<br />

zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht in der<br />

Lieferkette von Konfliktmineralien (OECD Due<br />

Diligence Guidelines for Responsible Supply<br />

Chains of Minerals from Conflict-Affected and<br />

High-Risk Areas), verfolgen gleichermaßen das<br />

Ziel, der Verletzung von Menschrechten entgegenzutreten<br />

und die Einhaltung sozialer und<br />

ethischer Grundsätze entlang der gesamten Liefer-<br />

und Verarbeitungskette von Rohstoffen zu<br />

gewährleisten.<br />

Berichtspflicht steigt<br />

Der Aufbau und die Verwaltung eines entsprechenden<br />

Informationsmanagementsystems erfordert<br />

bislang einen hohen personellen und<br />

zeitlichen Aufwand, könnte jedoch im Laufe<br />

einer voranschreitenden Industrie 4.0 und der<br />

damit zunehmend digitalen Vernetzung sowohl<br />

innerhalb eines Unternehmens (= vertikale Vernetzung)<br />

als auch zwischen den Unternehmen<br />

entlang der Lieferkette (= horizontale Vernetzung)<br />

langfristig eine – zumindest technische –<br />

Umsetzbarkeit erfahren, um produktionstechnische<br />

und rohstoffspezifische Informationen<br />

in kurzen Zeitabständen aktualisieren, auswerten<br />

und bereit stellen zu können.<br />

Die Forderung nach mehr Transparenz und<br />

Kommunikation im Rohstoffsektor ist angesichts<br />

aktueller europäischer Bestrebungen,<br />

ebenfalls nach dem Vorbild des Dodd-Frank Act<br />

als auch der OECD, eine entsprechende Regulierung<br />

einzuführen, von großer Bedeutung für<br />

die deutsche Wirtschaft. So befindet sich auf<br />

EU-Ebene derzeit die „EU Conflict Mineral Regulation“<br />

in der letzten Phase der Abstimmung<br />

und soll noch in diesem Jahr ratifiziert werden.<br />

Mit Inkrafttreten dieser Richtlinie für den Europäischen<br />

Wirtschaftsraum sollen nach Vorschlag<br />

der Kommission und des Europäischen<br />

Rates zunächst nur freiwillige Kontrollen eingeführt<br />

werden.<br />

Kleine Unternehmen und insbesondere das Geschäftsfeld<br />

von Sekundärrohstoffen sowie bestehende<br />

Rohstoffbestände innerhalb der EU<br />

bleiben zudem vorerst von dieser Verordnung<br />

grundsätzlich ausgeschlossen. Langfristig sollte<br />

jedoch nach Ansicht der EU-Kommission<br />

darauf hingewirkt werden, dass insbesondere<br />

für EU-Importeure von Rohstoffen wie Zinn,<br />

Wolfram, Tantal und Gold sowie ihrer Erze aus<br />

Konflikt- bzw. politisch gefährdeten Regionen<br />

zumindest die OECD-Richtlinien verbindlich<br />

werden. Die zuständigen Behörden der EU-Mitgliedstaaten<br />

würden in diesem Falle für die Einhaltung<br />

dieser Richtlinien sowie im Bedarfsfall<br />

für die Einleitung von Sanktionsverfahren bei<br />

deren Nichteinhaltung zuständig sein.<br />

Droht eine Überregulierung?<br />

Nun stellt sich angesichts des für die Wirtschaft<br />

damit verbundenen Aufwandes einer zunehmend<br />

verpflichtenden Offenlegung teils hochkomplexer<br />

und dynamischer Lieferketten die<br />

Frage nach dem Aufwand-Nutzen-Verhältnis.<br />

Gleichsam mehren sich die Stimmen, ob es sich<br />

hierbei letztlich nicht um eine Überregulierung<br />

eines zweifellos wichtigen ethischen Themas<br />

zur Förderung eines „Responsible Business“<br />

handelt. Und, welche Alternativen bestehen für<br />

betroffene Unternehmen? Gegenüber dem auf<br />

politisch höchster Ebene eingeführten Ansatz,<br />

Lieferketten vom Endproduzenten aus rückwirkend<br />

transparent zu gestalten („Top-Down-<br />

Ansatz“) stehen zunehmend Bemühungen der<br />

rohstoffextrahierenden Wirtschaft, um bereits<br />

am Ursprung der Lieferketten, d.h. im Bergbau<br />

und der Verhüttung, nachhaltige und transparente<br />

Standards einzuführen („Bottom-Up-Ansatz“).<br />

Exemplarisch hierfür steht die „Initiative for<br />

Responsible Mining Assurance (IRMA)“ zur Gewährleistung<br />

eines sozial- und umweltverträglichen<br />

Bergbaus. Diese Aktivitäten bieten angesichts<br />

der bisher noch sehr aufwendigen und<br />

international noch mangelnden Abstimmung<br />

der politischen top-down-Regulation den Vorteil,<br />

dass die nachfolgenden Produktions- und<br />

Lieferketten – unabhängig von der Einsteuerung<br />

und Verwendung der Rohstoffe in produktspezifische<br />

Anwendungspfade – per se frei<br />

von Konfliktmineralien wären.<br />

Dieses Vorgehen würde jedoch lediglich sicherstellen,<br />

dass ethische und ökologische Standards<br />

32 Ausgabe 7 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> | Umweltdialog.de

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