Globale Risiken managen - UmweltDialog Nr 7 (Mai 2017)
Ob Trump oder Brexit, Terroranschläge oder Klimawandel: Die Welt ist seit geraumer Zeit im permanenten Krisenmodus. Wirtschaftliches Handeln wirkt wie Segeln im Sturm. Das rückt den Aspekt des Risikomanagemnets in deb Blickpunkt. Die aktuelle Ausgabe des UmweltDialog-Magazins „Globale Risiken managen“ widmet sich daher diesem Thema. Themen dieser Ausgabe: Was haben globale Risiken mit CSR zu tun? / Standortrisiko Trump? / Albtraum Rückruf / Transparente Lieferketten / Kein Platz für Kinderarbeit u.v.m.
Ob Trump oder Brexit, Terroranschläge oder Klimawandel: Die Welt ist seit geraumer Zeit im permanenten Krisenmodus. Wirtschaftliches Handeln wirkt wie Segeln im Sturm. Das rückt den Aspekt des Risikomanagemnets in deb Blickpunkt. Die aktuelle Ausgabe des UmweltDialog-Magazins „Globale Risiken managen“ widmet sich daher diesem Thema. Themen dieser Ausgabe:
Was haben globale Risiken mit CSR zu tun? / Standortrisiko Trump? / Albtraum Rückruf / Transparente Lieferketten / Kein Platz für Kinderarbeit u.v.m.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Rohstoffrisiken<br />
bei der Rohstoffextraktion eingehalten würden.<br />
Um jedoch eine zunehmend versorgungssichere<br />
sowie umwelt- und sozialverträgliche Lieferkette<br />
im nachhaltigen Sinne zu erhalten, wäre<br />
eine Kombination beider Stoßrichtungen nach<br />
dem Motto „Best of two Worlds“ interessant.<br />
Nur so kann gewährleistet werden, dass politische<br />
und wirtschaftliche Akteure von beiden<br />
Richtungen der Rohstoffkette innerhalb eines<br />
Innovations- und Informationssystems zusammenarbeiten<br />
und die gesamte Lieferkette nachhaltig<br />
ausrichten.<br />
In diesem Sinne formieren sich mittlerweile<br />
eine Reihe von Akteuren in der Elektronikbranche,<br />
um diese Interessen zu bündeln, wie etwa<br />
die Electronic Industry Citizenship Coalition<br />
(EICC) und die Global e-Sustainability Initiative<br />
(GeSI), die gemeinsam die „Conflict-Free Sourcing<br />
Initiative (CFSI)“ ins Leben gerufen haben.<br />
An dieser Initiative nehmen z.B. Metallschmelzen<br />
und rohstoffverarbeitende Betriebe teil,<br />
die den hohen Anforderungen dieser Initiative<br />
genügen und „konfliktfreie“ Grundrohstoffe<br />
für produzierende Unternehmen und Händler<br />
weltweit bereitstellen können. Daneben bestehen<br />
zahlreiche „Soft Laws“, die ebenfalls eine<br />
Transparenz der Lieferketten auf freiwilliger<br />
Basis fördern, wenngleich mit anderen Zielsetzungen<br />
und Schwerpunkten.<br />
Exemplarisch hierfür stehen die „UN Guiding<br />
Principles for Business and Human Rights“,<br />
die „OECD Guidelines for Multinationals“ oder<br />
die „ILO Tripartite Declaration of Principles on<br />
Multinational Enterprises and Social Policy“,<br />
in der es insbesondere um die Prüfung der Arbeitsbedingungen<br />
in Lieferketten geht. Diese<br />
Initiativen gewinnen als anerkannte und etablierte<br />
Standards immer mehr an Bedeutung und<br />
zwingen viele Unternehmen bereits jetzt, sich<br />
intensiv mit ihren Lieferketten auseinanderzusetzen.<br />
Transparenz in der Lieferkette<br />
Die zunehmende Forderung von Kunden sowie<br />
der Politik nach umwelt- und sozialverträglich<br />
produzierten Gütern und Dienstleistungen bei<br />
gleichzeitigem Interesse nach Versorgungssicherheit<br />
mit hochqualitativen, kostengünstigen<br />
Rohstoffen zwingt zu einem Umdenken der bisherigen<br />
Wirtschaftsweise. Umwelt-, Nachhaltigkeits-<br />
und Ressourcenmanagement gehen<br />
Hand in Hand mit betriebswirtschaftlichen Entscheidungen.<br />
Die Transparenz entlang der Lieferketten<br />
und das Wissen um die material- und<br />
rohstoffspezifische Zusammensetzung der Produkte<br />
sowie deren Funktionsweisen sind mehr<br />
denn je von entscheidender Bedeutung für die<br />
Bereitstellung nachhaltiger Produkte.<br />
Insbesondere neuere Entwicklungen auf dem<br />
Gebiet der Digitalisierung eröffnen vielversprechende<br />
technische Möglichkeiten zur Vernetzung<br />
und Informationsverarbeitung, um die<br />
rohstoffspezifischen Informationen von einer<br />
Vielzahl von Zulieferern zeitnah und aktuell zu<br />
erhalten und in unternehmerische Entscheidungen<br />
einzubinden. Strategisch eingesetzte<br />
Informationsmanagementsysteme, „Produktpässe“<br />
oder „Smart Products“, die wichtigen<br />
Informationen zum jeweiligen Produkt sowie<br />
dessen Fertigungsprozess bereitstellen können,<br />
bieten neben Wettbewerbsvorteilen auch<br />
Grundlagen für umwelt- und sozialverträgliches<br />
Handeln, bei dem es nicht nur um die Reaktion<br />
im Schadensfall geht, sondern um proaktives<br />
und präventives strategisches Agieren.<br />
Dies gelingt jedoch langfristig nur, wenn die<br />
Rohstoffthematik und nachhaltige Prinzipien<br />
im gesamtunternehmerischen Denken und<br />
Handeln fest verankert sind – von der Produktentwicklung<br />
über die Produktion, den Einkauf,<br />
das Marketing bis hin zum Umwelt- und<br />
Nachhaltigkeitsmanagement. Neben dieser innerbetrieblichen<br />
Sichtweise ist aber auch ein<br />
ganzheitliches Verständnis einer transparenten<br />
Rohstoff- und Wertschöpfungskette unabdingbar.<br />
Hier gilt es in den Betrieben verstärkt Ressourcenkompetenzen<br />
aufzubauen, zu erweitern<br />
und an die Bedürfnisse des Unternehmensumfelds<br />
auszurichten, und zwar ungeachtet regulatorischer<br />
Vorgaben und Zwänge. Nur so entsteht<br />
ein Gespür dafür, welche Möglichkeiten<br />
zur aktiven Gestaltung und Umsetzung eines<br />
„Responsible Business“ bestehen. f<br />
Dr. Simon Meißner ist akademischer Rat am Lehrstuhl<br />
für Ressourcenstrategie der Universität Augsburg<br />
und habilitiert dort im Fachbereich Geographie<br />
an der Fakultät für Angewandte Informatik.<br />
Ausgabe 7 | <strong>Mai</strong> <strong>2017</strong> | Umweltdialog.de<br />
33